Kelwitts Stern
Planetenbewohner noch einmal. War das die Hilfe und Unterstützung? Bei Jamuuni, wer konnte das wissen? »Brack, ich riskiere es!«
Damit stieg er in das Fortbewegungsmittel.
Die Fahrt als solche war interessant. Jede der steinernen Fahrstraßen mündete in eine weitere, größere, die von einer entsprechend größeren Zahl ähnlicher Fahrzeuge befahren wurde, und schließlich gelangten sie auf eine sehr breite Fahrstraße, auf der sich Unmengen von Fahrzeugen in langen, langsamen Kolonnen dahinschoben. Kelwitt beobachtete das Geschehen sehr interessiert durch die Sichtluken. Ab und zu, wenn ein Fahrzeug mit dem ihren gleichauf war, starrten die Planetenbewohner darin zu ihm herüber, wobei meistens ihre Augen auffallend an Größe zunahmen und sich ihre untere Gesichtsöffnung zu einem großen dunklen Rund öffnete. Manche begannen auch mit heftigen, aber leider unverständlich bleibenden Gesten. Der Planetenbewohner, dessen Name S’briina war, antwortete dann jeweils mit ähnlich heftigen Gesten. Kelwitt fand es interessant, dass die Bewohner dieses Planeten offenbar neben der akustischen Kommunikation eine zweite, optische Kommunikation benutzten, wenn die Bedingungen für die erste nicht gegeben waren. Von der Interpretation der Gestik, erklärte Tik ihm auf Nachfrage, seien sie aber noch weit entfernt. »Optische Kommunikation ist wesentlich schwieriger zu analysieren«, dozierte der Computer, »und mit meinen Mitteln fast unmöglich in beide Richtungen zu übersetzen.«
Es fiel weiterhin Schnee, aber die Planetenbewohner achteten ihn so wenig, dass es kaum zu fassen war. Die Flocken, die auf die Fahrbahn fielen, wurden achtlos unter den Rädern ihrer Fahrzeuge zermahlen, und Schnee, der auf die Sichtluken gelangte, wurde von eigens dafür vorgesehenen Wischeinrichtungen beseitigt.
Die Tatsache, dass jedes Fahrzeug über eine derartige Einrichtung verfügte, ließ daraufschließen, dass es hier wesentlich häufiger schneien musste als auf Jombuur. Ja, wahrscheinlich war Schnee auf diesem Planeten geradezu etwas Gewöhnliches.
»Absonderlich«, murmelte Kelwitt und fügte rasch hinzu: »Das brauchst du nicht zu übersetzen.«
»Das könnte ich auch noch nicht«, gab Tik kühl zurück.
Das Vokabular, das Tik beherrschte, war tatsächlich noch sehr beschränkt. Der Planetenbewohner namens S’briina, der neben ihm auf dem unangenehm weichen Sitz saß, redete in einem fort, aber nur ab und zu konnte Tik etwas davon übersetzen, meistens nur sinnlose Satzfetzen. Technisch allerdings war die Art und Weise der Übersetzung beeindruckend: Auf die gleiche Weise, wie Tik seine eigene Stimme in Kelwitts Kopf entstehen ließ, projizierte er auch imaginäre Stimmen, die er den beiden Planetenbewohnern zugeordnet hatte, und zwar derart, dass man beinahe glauben konnte, man höre die beiden jombuuranisch sprechen, wenn man sie ansah.
Auf seine Frage, wohin sie fuhren, hatte S’abriina geantwortet: »Nach Hause«, was Kelwitt so interpretierte, dass die beiden zum selben Schwarm gehörten und auf dem Rückweg in das Schwarmnest waren.
Der andere Planetenbewohner, der das Fahrzeug steuerte und dessen Name offenbar F’tehr war, wollte daraufhin wissen, woher er kam.
Kelwitt versuchte redlich, das zu erklären, aber fast jeden seiner Sätze blockte Tik mit jenem Signal ab, das bedeutete, dass er das Gesagte nicht in die Sprache des Planeten übersetzen konnte. Schließlich beschränkte Kelwitt sich auf eine so vage Aussage wie: »Von einer Welt wie dieser, aber sehr weit entfernt.«
Das Wesen namens S’briina fing daraufhin an, sich wie wild auf und ab zu bewegen, was auch den Sitz, auf dem Kelwitt saß, in übelkeiterregender Weise zum Schwingen brachte.
Endlich bogen sie von der großen Fahrstraße ab auf eine schmalere, auf der sie in etwas hineinfuhren, was Kelwitt kaum zu glauben vermochte: eine riesenhafte Ansiedlung künstlicher Höhlen, die, in die Höhe gebaut wie die Nester der Lederhäute auf Jombuur, offenbar tatsächlich von den flachgesichtigen Wesen bewohnt wurden, die sich zu Tausenden und Abertausenden entlang der Fahrstraßen bewegten. Die Ansiedlung hatte sogar einen Namen, wenn er den Planetenbewohner S’briina richtig verstand: Shtuug’ret. Blinkende Lichter in verschiedenen Farben schmückten die hochgebauten Nester, konnten aber nicht verbergen, dass deren vorherrschendes Gestaltungselement das Rechteck war. Kelwitt sagte sich, dass etwas, das für jombuuranische Augen hässlich aussah,
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