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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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würden.
    »So, jetzt ist es aber genug.«
    Das hatte er nun davon. Anstatt die Freuden des Lebens zu genießen, hatte er nichts Besseres zu tun, als über Politik nachzugrübeln. Und prompt die Quittung dafür kassiert. »Genug?«, lamentierte Sydow, hob den Kopf und warf seiner Frau einen Blick zu, der so devot war, dass Lea laut auflachen musste. »So grausam kannst du doch nicht sein!«
    »Und ob«, amüsierte sich die 45-jährige, überaus attraktive und charmante Frau, die stets erheblich jünger geschätzt wurde, als sie wirklich war. »Sonst wirst du mir noch übermütig.«
    »Diese Gefahr besteht natürlich immer«, gestand Sydow ein, setzte sich auf und drückte ihr rasch einen Kuss auf den Mund. »Tut mir leid – ich kann nun einmal nichts anders.«
    »Ich muss doch sehr bitten, Herr Kriminalhauptkommissar – ein wenig mehr Selbstbeherrschung stünde Ihnen wahrhaftig gut zu Gesicht«, scherzte die gelernte Redakteurin, die auf das von in ihrem Namen genauso wenig wert legte wie ihr hochgewachsener, gut gebauter und trotz seines Alters immer noch jungenhaft wirkender Mann, auf dessen Gesellschaft sie in letzter Zeit allzu häufig hatte verzichten müssen. »Sonst muss ich mich über Sie beschweren.«
    »Wenn schon, dann aber bitte nicht, bevor du mit mir angestoßen hast«, konterte Sydow und begab sich auf die Suche nach der Kühltasche, aus der er eine Flasche französischen Champagner und zwei Gläser zutage förderte und sie seiner sichtlich verdutzten Frau präsentierte.
    »Und das am helllichten Tag – schäm dich, Tom.« Ein Lächeln auf dem gebräunten, durch ein Paar tiefblaue Augen, makellos weiße Zähne, volle Lippen und vereinzelte Sommersprossen umso anziehender wirkenden Gesicht, stimmte die Mittvierzigerin mit den bis auf die Schultern herabreichenden dunkelblonden Haaren kopfschüttelnd zu, ließ sich von Sydow einschenken und hob ihr Glas. »Mich zum Trinken zu verleiten, ich muss schon sagen.«
    »Auf uns, Lea«, erwiderte Sydow freudestrahlend und tat es ihr gleich. »Und auf einen hoffentlich schönen …«
    Alles, wonach Tom Sydow in diesem Moment der Sinn stand, war, mit Lea anzustoßen, noch eine Weile auf der faulen Haut zu liegen und den Abend in einem Restaurant auf dem Kuhdamm oder im Kino beziehungsweise zu Hause auf der Terrasse ausklingen zu lassen. Bis dorthin, auf die gegenüberliegende Seite des Sees, war es nur ein Katzensprung, und da Veronika mit ihrem Kavalier verabredet war, wäre ihm dies mit Sicherheit am liebsten gewesen. In letzter Zeit, nachdem Lea wieder beim RIAS angefangen hatte, war er immer häuslicher geworden und mit dem Tom Sydow vor acht Jahren kaum noch zu vergleichen, weshalb ihn die Kollegen, die er von früher kannte, kräftig auf die Schippe genommen hatten.
    Ein schöner Abend, der erste seit mehreren Wochen. Das war doch wirklich nicht zu viel verlangt.
    »Tom Sydow – bitte umgehend zum Ausgang.« Anscheinend doch. Der Tonfall, in dem die Durchsage gemacht wurde, ließ jedenfalls keine andere Schlussfolgerung zu. »Ich wiederhole. Tom Sydow, bitte sofort am Ausgang melden!«
     
    *
     
    »Sag mal, Kroko, hast du eigentlich noch alle Tassen im Schrank?«, empörte sich Sydow, als er seinen an der Kasse auf ihn wartenden Assistenten ausfindig gemacht und ihm statt einer Begrüßung den Vogel gezeigt hatte. »Kreuzt einfach hier auf und versaut mir den Tag – da bleibt dir doch glatt die Spucke weg!«
    Wie in diesen oder ähnlichen Situationen ließ Eduard Krokowski, Anfang 30, frisch gebackener Kriminalkommissar und mehr als 12 Jahre lang Sydows rechte Hand, den Frontalangriff seines Vorgesetzten mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen. »Befehl von jwo 22 «, flüsterte er und scharrte schuldbewusst mit dem Fuß. »Tut mir leid für dich, Tom, aber … aber …«
    »Aber was?«, regte sich Sydow auf, offenbar nicht geneigt, sich besänftigen zu lassen. »Schon vergessen, dass ich heute Hochzeitstag habe?«
    Krokowski, wie immer mit Fliege, bis oben zugeknöpftem Hemd und altbackenem Anzug bekleidet, wodurch er zur Zielscheibe endloser Frotzeleien im Präsidium geworden war, lugte wie ein geprügelter Hund unter seiner randlosen Brille hervor und nickte.
    »Und dass ich dich altes Waschweib händeringend gebeten habe, auf Durchzug zu stellen und niemandem zu verraten, wo ich stecke?«
    In seiner Not, die ihm zu allem Übel noch ein knallrotes Gesicht bescherte, zupfte Krokowski an seiner blassgelben Fliege herum, trat nervös auf der

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