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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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seinem Mund war abscheulich, doch sie zwang sich, nicht zurückzuweichen. Er wiederholte die gleichen Worte, immer wieder. Sie verstand nicht, was er sagte, wieder und wieder, wie ein Mantra, nur etwas, das mit »In ...« anfing, und vielleicht sagte er »sie«.
    Irgendwo ging eine Tür. Der Mann auf der Pritsche reagierte, als hätte er einen Schlag bekommen. Er wandte das Gesicht ab und krümmte sich. Als sie an seine Schulter rührte, zuckte er zusammen und rückte weg.
    Louise merkte plötzlich, daß jemand hinter ihr war. Sie drehte sich um, als fürchtete sie, überfallen zu werden.
    Eine Frau stand da, in ihrem Alter. Ihre Haare waren grau, ihre Augen kurzsichtig. »Ich wußte nicht, daß wir Besuch haben.«
    Die Frau sprach ein Englisch, das Louise an die Reise nach Schottland denken ließ, damals, als sie Aron kennengelernt hatte.
    »Ich bin schon einmal hiergewesen und hörte, daß jeder willkommen sei.«
    »Es ist jeder willkommen. Aber wir möchten unseren Gästen gern selbst die Türen öffnen. Die Räume sind dunkel, es gibt Schwellen, man kann stolpern. Wir führen Sie gern herum.«
    «Ich hatte einen Sohn, der hier gearbeitet hat. Henrik. Kannten Sie ihn?«
    »Ich war damals nicht hier. Aber alle reden gut von ihm.«
    »Ich versuche zu verstehen, was er hier getan hat.«
    »Wir pflegen Kranke. Wir nehmen uns derer an, um die sich kein anderer kümmert. Der Schutzlosen.«
    Die Frau, die ihren Namen noch nicht genannt hatte, nahm Louise freundlich am Arm und führte sie zum Ausgang. Sie faßt mich behutsam an, aber die Klauen sind bereit, dachte Louise.
    Sie kamen in die starke Sonne hinaus. Der schwarze Hund lag hechelnd im Schatten eines Baumes.
    »Ich möchte gern Christian Holloway treffen. Mein Sohn hat mit großem Respekt von ihm gesprochen. Er hat ihn verehrt.«
    Louise war es zuwider, in Henriks Namen zu lügen. Aber sie fühlte, daß ihr keine andere Wahl blieb, wenn sie weiterkommen wollte.
    »Ich bin sicher, daß er Kontakt zu Ihnen aufnehmen wird.«
    »Wann? Ich kann nicht ewig bleiben. Hat er kein Telefon?«
    »Ich habe noch nie gehört, daß jemand mit ihm am Telefon gesprochen hätte. Jetzt muß ich gehen.«
    »Kann ich nicht bleiben und Sie bei Ihrer Arbeit begleiten?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Heute ist kein guter Tag. Es ist Behandlungstag.«
    »Gerade deshalb.«
    »Wir haben die Verantwortung für schwerkranke Menschen und können nicht immer Besucher dabeihaben.«
    Louise sah ein, daß jeder weitere Versuch fruchtlos war. »Vermute ich richtig, daß Sie aus Schottland kommen?«
    »Aus dem Hochland.«
    »Wie sind Sie hier gelandet?«
    Die Frau lächelte. »Unsere Wege führen uns nicht immer dahin, wohin wir gern möchten.«
    Sie streckte Louise die Hand hin und verabschiedete sich. Das Gespräch war beendet. Louise ging zum Wagen zurück. Der schwarze Hund sah ihr sehnsüchtig nach, als wollte auch er hier weg. Im Rückspiegel sah Louise, daß die grauhaarige Frau darauf wartete, daß sie abfuhr.
    Sie kehrte ins Hotel zurück. Der Albino saß in dem leeren Restaurant und spielte auf seinem Xylophon. Kinder spielten im Sand mit den Resten eines Mülleimers. Sie schlugen auf ihn ein, als verprügelten sie ihn. Der Mann am Empfang lächelte. Er las in einer abgegriffenen Bibel. Ihr war schwindelig, alles war unwirklich. Sie ging in ihr Zimmer und legte sich aufs Bett.
    Ihr Magen revoltierte. Sie fühlte es kommen und schaffte es gerade noch auf die Toilette, bevor es aus ihr herausschoß.
    Sie war kaum zum Bett gelangt, als sie schon wieder hinausmußte. Eine Stunde später hatte sie Fieber. Als das Zimmermädchen kam, gelang es ihr zu erklären, daß sie krank sei, daß sie ihre Ruhe haben wolle und Trinkwasser in einer Flasche brauche. Eine Stunde später erschien ein Kellner aus dem Restaurant mit einer kleinen Flasche Mineralwasser. Sie gab ihm Geld, damit er mit einer großen Flasche zurückkäme.
    Für den Rest des Tages bewegte sie sich zwischen Bett und Toilette hin und her. Als es Abend wurde, war sie völlig entkräftet. Aber der Anfall schien nachzulassen. Sie erhob sich auf zitternden Beinen vom Bett, um ins Restaurant zu gehen und Tee zu trinken.
    Gerade als sie das Zimmer verlassen wollte, kehrte der flüsternde Mann in dem dunklen Raum wieder in ihr Bewußtsein zurück.
    Er wollte mit mir reden. Er wollte, daß ich zuhöre. Er war krank, aber mehr noch, er war voller Angst. Er wandte sich von mir ab, wie um zu sagen, daß er keinen Kontakt aufgenommen habe.
    Er

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