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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Englisch war teilweise schwer zu verstehen. »Leider haben wir Ihren Mann, Herrn Aron Cantor, nicht finden können. Er ist in keinem Krankenhaus und in keinem Leichenschauhaus. Er wird auch in keiner unserer Polizeiwachen festgehalten. Seine Daten befinden sich jetzt in unserem Suchsystem, jetzt können wir nur abwarten.«
    Ihr war, als bekäme sie keine Luft mehr, sie konnte nicht mehr. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie haben meine Telefonnummer, es gibt eine schwedische Botschaft in Madrid.«
    Die Polizeibeamten salutierten und gingen. Sie sank zurück in den weichen Sessel und dachte, daß sie jetzt wirklich alles verloren hatte. Es war nichts mehr übrig.
    Die Erschöpfung schüttelte sie wie ein Krampf. Ich muß schlafen, dachte sie. Sonst nichts. Jetzt sehe ich nicht mehr klar. Morgen reise ich ab.
    Sie stand auf und ging zu den Aufzügen. Sah sich noch einmal im Foyer um. Aber niemand war da.
    A ls am späten Abend die Maschine vom Flugplatz Madrid abhob, war es, als gingen all die Tausende von Pferdestärken von ihr selbst aus. Louise Cantor hatte einen Fensterplatz, 27 A, und sie preßte die Wange gegen die Scheibe, als sie das Flugzeug zum Abheben zwang. Sie war angetrunken, schon zwischen Barcelona und Madrid hatte sie Wodka und Rotwein getrunken, ohne etwas zu essen. Während ihres Aufenthalts in Madrid hatte sie weitergemacht. Erst als ihr übel zu werden begann, hatte sie widerwillig ein Omelett zu sich genommen. Während der restlichen Wartezeit war sie ruhelos durch das Flughafengebäude gewandert. Sie dachte, sie würde ein bekanntes Gesicht entdecken. Es war ihre wachsende Furcht und Gewißheit, daß jemand sie die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ.
    Vom Flugplatz aus rief sie Nazrin und ihren Vater an. Naz-rin stand irgendwo auf einer Straße in Stockholm, die Verbindung war schlecht, und Louise war nicht sicher, ob Nazrin wirklich hörte, was sie ihr über Henriks Wohnung in Barcelona erzählte. Das Gespräch brach ab, als hätte jemand die Funkwellen abgeschaltet. Louise rief noch viermal an, wurde aber jedesmal von einer Stimme gebeten, es später noch einmal zu versuchen.
    Artur saß in der Küche, als sie ihn anrief. Er hat seine Kaffeestimme, dachte sie. Wie wir damals spielten, wenn ich zu Hause anrief, als ich nach Östersund gezogen war. Ich mußte raten, ob er Kaffee trank oder las oder vielleicht sogar Essen machte. Er schrieb die Punkte auf. Einmal im Jahr gab er mir das Ergebnis. Am häufigsten hatte ich recht, wenn ich getippt hatte, daß er Kaffee trank.
    Sie versuchte, sich zu konzentrieren, langsam zu sprechen, doch er durchschaute sie sofort. »Wie spät ist es in Madrid?«
    »Genauso spät wie bei dir. Vielleicht eine Stunde früher oder später. Warum fragst du?«
    »Es ist also nicht Abend?«
    »Es ist Nachmittag. Es regnet.«
    »Warum bist du mitten am Tag betrunken?«
    »Ich bin nicht betrunken.«
    Artur zog sich sofort zurück. Lügen trafen ihn wie ein harter Schlag.
    Sie schämte sich. »Ich habe Wein getrunken. Ist das so verwunderlich? Ich habe Flugangst.«
    »Das hattest du doch noch nie.«
    »Ich habe keine Flugangst. Ich habe meinen Sohn verloren, mein einziges Kind. Und jetzt ist Aron weg.«
    »Du wirst das alles nie schaffen, wenn du nicht in der Lage bist, nüchtern zu bleiben.«
    »Geh zum Teufel!«
    »Geh selbst zum Teufel!«
    »Aron ist weg.«
    »Er ist früher auch schon verschwunden. Er hat immer den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, wenn es ihm paßte. Aron haut ab, wenn der Druck zu stark wird. Dann schleicht er sich durch einen seiner Geheimausgänge davon.«
    »Diesmal hat es weder etwas mit Schwanzeinklemmen noch mit Geheimausgängen zu tun.«
    Sie erzählte, was geschehen war. Er stellte keine Fragen. Das einzige, was an ihr Ohr drang, war das Geräusch seiner Atemzüge. Die größte Geborgenheit, als ich Kind war. Zu sehen und zu spüren und zu hören, wie er atmete. Als sie geendet hatte, wanderte das Schweigen zwischen ihnen hin und her, von Härjedalen nach Madrid und wieder zurück.
    »Ich folge Henriks Spuren. Dem Brief und dem Foto des Mädchens, das Lucinda heißt.« »Was weißt du von Afrika? Du kannst nicht allein dorthin fahren.«
    »Wer sollte mich denn begleiten? Du?«
    »Ich will nicht, daß du dorthin fährst.«
    »Du hast mir beigebracht, auf mich selbst aufzupassen. Meine Angst ist die Garantie dafür, daß ich keine Dummheiten mache.«
    »Du bist betrunken.«
    »Das geht vorüber.«
    »Hast du Geld?«
    »Ich habe Arons

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