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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Erdölgesellschaffen oder Konzerne wie Enron sacken plötzlich in sich zusammen, als wäre eine unsichtbare Kette von Detonationen erfolgt. Niemand außer den am tiefsten in die Geschichte Verwickelten weiß, was vor sich geht. Entweder fliehen sie, hängen sich auf oder sitzen einfach apathisch da und warten auf die Handschellen. Nicht nur, daß Millionen eierlegender Hühner in Christian Holloways Hintergrund gackerten. Es gab auch wie üblich Gerüchte. Es ist intensiv darüber spekuliert worden, warum Christian Holloway plötzlich ein guter Mensch wurde und beschloß, den Aidskranken zu helfen. Es wird natürlich viel getuschelt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich verlasse mich darauf, daß Sie die Frau sind, für die Sie sich ausgeben. Henriks trauernde Mutter und niemand anders.«
    »Wer sollte ich denn sonst sein?«
    »Vielleicht eine grabende Journalistin. Ich selbst habe gelernt, die Journalisten vorzuziehen, die das wieder zuschaufeln, was andere ausgegraben haben.«
    »Meinen Sie, daß die Wahrheit verborgen werden sollte?«
    »Vielleicht eher, daß Lügen nicht immer aufgedeckt werden sollten.«
    »Und was haben Sie über Christian Holloway gehört?«
    »Dinge, über die man eigentlich nicht laut reden sollte. Auch ein Flüstern kann unter Umständen wie ein Schrei sein. Wenn ich mein Wissen über gewisse Dinge preisgäbe, könnte das bedeuten, daß ich kaum noch vierundzwanzig Stunden zu leben hätte. In einer Welt, in der ein Menschenleben nicht mehr wert ist als ein paar Packungen Zigaretten, muß man vorsichtig sein.«
    Lars Häkansson füllte sein Weinglas auf. Louise schüttelte den Kopf, als er ihr die Rotweinflasche hinhielt.
    »Henrik hat mich sehr oft verblüfft. Zum Beispiel als er herausfinden wollte, wieviel ein Menschenleben eigentlich wert ist. Er bekam mich und meine Freunde satt, fand, daß wir in viel zu allgemeinen Wendungen vom niedrigen Wert des Menschenlebens in einem armen Land redeten. Er machte sich auf, um den tatsächlichen Preis herauszufinden. Wie er es anstellte, weiß ich nicht. Es fiel ihm leicht, Freunde zu finden. Er muß sich in Kreise begeben haben, die er besser nicht besucht hätte, illegale Bars, dunkle Winkel, über die diese Stadt in großer Zahl verfügt. Aber dort findet man die Leute, die den Tod feilbieten. Er erzählte, man könne für dreißig amerikanische Dollar jemanden anheuern, der bereit sei, einen beliebigen Menschen zu töten, ohne zu fragen, warum.«
    »Dreißig Dollar?«
    »Heute vielleicht vierzig. Mehr nicht. Henrik kam nie darüber hinweg. Ich fragte ihn, warum er es in Erfahrung gebracht habe. >Es darf nicht verborgen bleiben erwiderte er nur. «
    Er verstummte abrupt, als hätte er zuviel gesagt. Louise wartete auf eine Fortsetzung, die aber ausblieb.
    »Ich habe das Gefühl, daß Sie noch mehr erzählen können.«
    Lars Häkansson blinzelte, als er sie ansah. Seine Augen waren gerötet und glänzten. Er war betrunken.
    »Sie müssen wissen, daß in einem Land wie Mozambique ständig vom größten aller Träume die Rede ist. Es ist die moderne Variante des Märchens von den Bergwerken Salomos. Jeden Tag werden Menschen mit Laternen in den Händen in die Grubenschächte hinabgelassen. Was sie finden? Wahrscheinlich nichts. Sie kehren an die Oberfläche zurück, durchgefroren, verbittert, wütend darüber, daß der Traum zerborsten ist. Am nächsten Tag lassen sie sich von neuem abseilen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Was findet man nicht?«
    Er beugte sich über den Tisch vor und flüsterte: »Die Kuren.«
    »Die Kuren?«
    »Die Heilmittel. Die Medizin. Es wird gemunkelt, daß Christian Holloway geheime Labors unterhält, in denen Forscher aus der ganzen Welt nach dem neuen Penicillin suchen, dem Heilmittel gegen Aids. Das hofft man, in Salomos neuen Bergwerken zu finden. Wen interessieren noch Diamanten, wenn man statt dessen nach einem Heilmittel gegen den kleinen unbedeutenden und sehr schwachen Virus suchen kann, der im Begriff ist, diesen ganzen Kontinent auszurotten?«
    »Wo befinden sich seine Labors?«
    »Niemand weiß das, nicht einmal, ob es wahr ist. Im Moment ist Christian Holloway gerade ein guter Mann, der sein
    Geld dafür einsetzt, Menschen zu helfen, um die sich sonst niemand kümmert.«
    »Wußte Henrik hiervon?«
    »Natürlich nicht.«
    »Kann er es geahnt haben?«
    »Was Menschen denken,, ist häufig nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Ich verlasse mich nicht auf Vermutungen.«
    »Aber haben Sie ihm erzählt, was Sie

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