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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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diverse Abteilungen zusammen ... ich lese weiter unten.
    ... als Folge der momentanen Verkaufszahlen ... Pläne zur Auflösung ...
    Was?
    Ich lese die Worte noch mal. Und noch mal.
    Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Ich sitze wie erstarrt auf meinem Stuhl und lese die Zeilen immer wieder. Das kann doch nicht ... das kann einfach nicht bedeuten, was ich glaube ...
    Ein Adrenalinstoß lässt mich aufspringen und auf den Flur hinauslaufen. Simon steht drüben bei den Fahrstühlen und unterhält sich mit Byron.
    »Simon!« In Panik schnappe ich nach Luft. »Könnte ich Sie noch mal kurz sprechen?«
    »Lexi.« Als er aufblickt, sehe ich ihm die leise Verärgerung an.
    »Hi.« Ich drehe mich um, will sichergehen, dass uns niemand belauscht. »Ich wollte nur ... nur ... ein paar Sachen klären. Diese Pläne, die Abteilung Bodenbeläge aufzulösen ...« Ich tippe auf den Ordner. »Das kann doch nicht bedeuten ... Sie können doch nicht ernstlich ...«
    »Endlich hat sie es begriffen.« Byron verschränkt die Arme und schüttelt derart amüsiert den Kopf, dass ich ihm am liebsten eine reinhauen würde. Er wusste davon?
    Simon seufzt. »Lexi, wie Sie wissen, haben wir das alles oft genug besprochen. Der Markt da draußen ist hart. Sie haben gemeinsam mit Ihren Leuten wahre Wunder geleistet. Dafür sind wir Ihnen dankbar, und Sie persönlich werden ja auch belohnt. Nur ist die Abteilung leider nicht zu halten.«
    »Aber Sie können doch die Abteilung Bodenbeläge nicht einfach dichtmachen! Die ist das Herzstück von Deller Carpets! Damit hat die Firma angefangen!«
    »Nicht so laut!«, fährt mich Simon an. Seine Miene hat nichts Freundliches mehr an sich. »Lexi, derart hinderliches Verhalten kann ich nicht dulden. Das ist in höchstem Maße unprofessionell.«
    »Aber ...«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie und Byron werden beide neue Rollen in der Geschäftsleitung bekommen. Das ist alles schon sorgfältig ausgearbeitet. Für diesen Unsinn habe ich keine Zeit.« Der Fahrstuhl kommt, und er steigt ein.
    »Aber, Simon ...«, sage ich verzweifelt. »Sie können doch nicht die ganze Abteilung so einfach feuern ...«
    Zu spät. Die Fahrstuhltüren haben sich geschlossen.
    »Man nennt es nicht mehr feuern«, höre ich Byrons bissige Stimme hinter mir. »Man sagt freistellen. Sie sollten Ihre Formulierungen schon korrekt wählen.«
    »Wie können Sie einfach so dastehen?« Erbost fahre ich herum. »Und wieso wusste ich nichts davon?«
    »Oh, nein, hatte ich es Ihnen denn nicht erzählt?« Mit gespielter Selbstverachtung schnalzt Byron mit der Zunge. »Verzeihen Sie, Lexi. Ich bin mir nie sicher, ab wann Sie - wie soll ich sagen - alles vergessen haben ...«
    »Wo sind die Akten? Warum habe ich sie nicht vorher zu sehen bekommen?«
    »Vielleicht hatte ich sie verliehen.« Er zuckt mit den Schultern und hält auf sein Büro zu. »Ciao.«
    »Nein! Moment mal!« Ich drängle mich hinter ihm mit hinein und schließe die Tür. »Ich verstehe nicht. Warum wird die Abteilung geschlossen?«
    »Haben Sie sich in letzter Zeit mal die Verkaufszahlen angesehen?« Byron verdreht die Augen.
    »Die sind raufgegangen!«, erwidere ich, bevor ich mich bremsen kann, denn ich weiß, dass das der falsche Ansatz ist.
    »Um drei Prozent!«, sagt Byron spöttisch. »Lexi, Teppichböden sind ein alter Hut. Es ist uns nicht gelungen, in die anderen Märkte für Bodenbeläge einzudringen. Sehen Sie es endlich ein. Die Sache ist längst gegessen.«
    »Aber wir dürfen die Abteilung nicht auflösen! Diese alten Teppichmuster sind Klassiker! Was ist mit... Läufern?«
    Ungläubig starrt Byron mich einen Moment lang an, dann bricht er in schallendes Gelächter aus.
    »Sie sind zum Schreien, wissen Sie das?«
    »Wieso?«
    »Sie wissen aber schon, dass Sie sich wiederholen, oder? Das alles haben Sie schon beim ersten Krisenmeeting gesagt. >Wir könnten aus den Teppichen Läufer machen!<«, äfft er mich mit schriller Stimme nach. »Geben Sie es doch auf!«
    »Aber alle werden ihren Job verlieren! Das ganze Team!«
    »Ja. Schade.« Er setzt sich an den Schreibtisch und deutet zur Tür. »Ich habe zu tun.«
    »Sie sind ein Schweinl«, sage ich mit zitternder Stimme. Ich stolziere aus seinem Büro und knalle die Tür hinter mir zu, mit dem Ordner unterm Arm. Mein Atem geht immer schneller, bis ich schon furchte, dass ich gleich hyperventiliere. Ich muss das alles lesen. Ich muss nachdenken ...
    »Lexi!« Mein Kopf zuckt hoch, und instinktiv presse ich den

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