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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefehlt!, kommt sofort zurück.
    Ich wusste, dass es einen Sinn hat, zu heiraten. Und hier zeigt er sich nun. Jemand sorgt sich um dich, wenn alles Scheiße ist. Jemand muntert dich auf. Allein schon Eric eine SMS zu schicken, wärmt mich unendlich mehr als die heiße Schokolade. Gerade überlege ich mir eine Antwort, als mein Handy wieder piept.
    Lust auf einen Montblanc?? :) :)
    Wieder dieser Montblanc. Was ist das? Ein Cocktail vielleicht?
    Nun, offensichtlich scheint es Eric einiges zu bedeuten. Und es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Wunderbar!, schreibe ich zurück. Kann es kaum erwarten!
    Dann nehme ich meine Tasche, verlasse das Kaufhaus und winke mir ein Taxi herbei.
    Ich brauche etwa zwanzig Minuten bis nach Hause, und in dieser Zeit sehe ich drei Schriftstücke durch, eins deprimierender als das andere. In der gesamten Firmengeschichte waren die Teppichverkäufe noch nie so schlecht wie heute, und dabei boomen alle anderen Abteilungen. Schließlich klappe ich den Aktenordner zu und starre aus dem Fenster. In meinem Kopf rotiert es. Könnte ich doch nur einen Sanierungsplan aufstellen ... ich weiß, dass die Marke Deller Carpets noch Wert hat...
    »Junge Frau?« Der Taxifahrer reißt mich aus meinen Gedanken. »Wir sind da.«
    »Oh, ja. Danke.« Ich krame nach meinem Portemonnaie, als mein Handy wieder pifept.
    Ich bin bereit!
    Bereit? Es wird immer mysteriöser.
    Steh gerade vor der Tür! Bis gleich!, texte ich eilig zurück und reiche dem Fahrer die Scheine.
    Als ich in die Wohnung komme, ist das Licht gedimmt. Es scheint mir auf »Verfuhrung« eingestellt zu sein. Musik läuft so leise, dass man sie kaum hören kann. Ansonsten ist alles still.
    »Hi!«, rufe ich vorsichtig, als ich meinen Mantel aufhänge.
    »Hi!«
    Erics leise Stimme scheint aus dem Schlafzimmer zu kommen. Aus meinem Schlafzimmer.
    Nun. Offiziell ist es - vermutlich - unser Schlafzimmer.
    Ich werfe einen Blick in den Spiegel und glätte mein zerzaustes Haar. Dann gehe ich durch den Wohnbereich zum Schlafzimmer. Die Tür steht einen Spaltbreit offen. Ich kann ins Zimmer sehen. Einen Moment lang stehe ich da und frage mich, was hier eigentlich los ist. Dann gebe ich der Tür einen Schubs. Als ich sehe, was ich sehe, schreie ich fast.
    Das ist der Montblanc? Das ist der Montblanc?
    Eric liegt auf dem Bett. Splitterfasernackt. Bis auf den Schlagsahneberg auf seinem Genitalbereich.
    »Hallo, Liebling.« Mit vielsagendem Zwinkern zieht er die Augenbrauen hoch, dann blickt er an sich herab. »Guten Appetit!«
    Appetit?
    Guten?
    Guten Appetit?
    Starr vor Entsetzen betrachte ich den cremigen Berg. Jede einzelne Zelle in meinem Körper sagt mir, dass ich keinen Appetit habe.
    Aber ich kann mich doch nicht einfach abwenden und weglaufen, oder? Ich darf ihn nicht zurückweisen. Er ist mein Mann. Offenbar machen wir ... so was.
    Oh Gott, oh Gott...
    Vorsichtig nähere ich mich dem sahnigen Gipfel. Ohne recht zu wissen, was ich da tue, nehme ich mit ausgestrecktem Zeigefinger etwas von der Spitze des Berges und lecke den Finger ab.
    »Die ist ... die ist süß!« Meine Stimme klingt ganz brüchig.
    »Mit Süßstoff.« Eric strahlt mich an.
    Nein. Nein. Tut mir leid. Das geht ... das geht überhaupt nicht. Nie im Leben. Ich muss mir eine Ausrede einfallen lassen ...
    »Mir wird schwindlig!« Die Worte kommen aus dem Nichts. Ich schlage meine Hände vor die Augen und weiche vom Bett zurück. »Oh, mein Gott. Ich habe einen Flashback!«
    »Einen Flashback?« Eric setzt sich auf.
    »Ja! Plötzlich konnte ich mich an ... unsere Hochzeit erinnern«, improvisiere ich. »Es war nur ein kurzes Bild von dir und mir, aber ganz deutlich. Ich war so überrascht ...«
    »Setz dich, Liebling!« Eric sieht mich voll Sorge an. »Ganz ruhig. Vielleicht kommen dir noch mehr Erinnerungen.«
    Er ist so voller Hoffnung, dass ich mich für meine Lüge schäme. Aber es ist doch immer noch besser, als die Wahrheit zu sagen, oder?
    »Ich sollte mich lieber einen Moment nebenan hinlegen, wenn du nichts dagegen hast.« Eilig mache ich mich auf den Weg zur Tür, halte mir schützend eine Hand vor die Augen, damit ich den Sahneberg nicht sehen muss. »Tut mir leid, Eric, wo du dir solche ... Mühe gegeben hast ...«
    »Kein Problem! Ich komme mit...« Eric will vom Bett aufstehen.
    »Neinl« Etwas zu schrill falle ich ihm ins Wort. »Mach du nur ... ich komm schon zurecht.«
    Bevor er noch etwas sagen kann, flüchte ich hinaus und werfe mich auf das große,

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