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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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hin. »NATÜRLICH IST ER NICHT UNERSETZLICH! KEINE SORGE.«
    Eine gigantische Woge der Erleichterung geht über mich hinweg. Es ist nicht schlimm.
    »DANKE!«, tippe ich lächelnd. »ICH MACHE AUCH NICHTS MEHR KAPUTT VERSPROCHEN!«
    Ich kann gar nicht fassen, dass ich derart überreagiert habe. Ich kann nicht fassen, dass ich die Einzelteile unter einem Kissen versteckt habe. Bin ich fünf Jahre alt, oder was? Das hier ist meine Wohnung. Ich bin eine verheiratete Frau. Ich muss endlieh anfangen, mich auch dementsprechend zu verhalten. Noch immer lächle ich selig vor mich hin, als ich das Kissen anhebe, um die Bruchstücke hervorzuholen ... und erstarre.
    Scheiße.
    Das verdammte Glas hat das verdammte, cremefarbene Sofa aufgeschlitzt. Vermutlich bin ich hängen geblieben, als ich die Einzelteile daruntergeschoben habe. Der weiche Stoff ist richtig ausgefranst.
    Das Zehntausend-Pfund-Sofa.
    Unweigerlich blicke ich zum Bildschirm, dann wende ich mich eilig ab, dumpf vor Angst. Ich kann Eric nicht beichten, dass ich auch noch das Sofa ruiniert habe. Das kann ich einfach nicht.
    Okay. Am besten werde ich ... werde ich ... es ihm heute noch nicht sagen. Ich warte auf eine günstige Gelegenheit. Nervös arrangiere ich die Kissen so, dass der Riss nicht zu sehen ist. Na also. So gut wie neu. Es wird ja wohl niemand unter den Kissen nachsehen, oder?
    Ich schnappe mir die Teile des gläsernen Leoparden und gehe in die Küche, die ganz aus grau lackierten Einbauschränken und einem PVC-Boden besteht. Ich finde eine Rolle Küchenpapier, wickle den Leoparden ein, finde den Mülleimer hinter einem stromlinienförmigen Türelement und werfe die Stücke hinein. Okay. Das war‘s. Von jetzt an mache ich nichts mehr kaputt.
    Ein Summer ertönt, und ich blicke freudig auf. Das muss Rosalie sein, meine neue, beste Freundin. Ich kann es gar nicht erwarten, sie kennenzulernen.
    Rosalie entpuppt sich als noch dünner als auf der Hochzeits-DVD. Sie trägt schwarze Capri-Hosen und einen pinkfarbenen Kaschmirpulli mit V-Ausschnitt, eine riesengroße Chanel-Sonnenbrille hält ihre blonden Haare zurück. Als ich die Tür aufmache, kreischt sie kurz auf und lässt ihre Jo Malone- Geschenk-Tüte fallen.
    »Oh, Gott, Lexi! Sieh dir nur dein Gesicht an!«
    »Es geht schon wieder!«, sage ich beruhigend. »Ehrlich, du hättest mich vor sechs Tagen sehen sollen. Ich hatte eine Plastikklammer im Kopf.«
    »Du Ärmste. Was für ein Alptraum.« Sie hebt ihre Tüte auf und küsst mich auf beide Wangen. »Ich wäre früher vorbeigekommen, aber du weißt, wie lange ich auf diesen Termin im Cheriton Spa gewartet habe.«
    »Komm rein.« Ich deute auf die Küche. »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
    »Herzchen ...« Sie sieht verblüfft aus. »Ich trinke keinen Kaffee. Dr. Andre hat es mir verboten. Das weißt du doch.«
    »Ach, ja.« Ich nicke. »Es ist nur so ... ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich hab eine Amnesie.«
    Rosalie starrt mich an, höflich, aber leer. Weiß sie es nicht? Hat Eric es ihr nicht erzählt?
    »Ich weiß rein gar nichts über die letzten drei Jahre«, probiere ich es noch einmal. »Ich habe mir den Kopf angeschlagen, und mein Gedächtnis ist wie leergefegt.«
    »Oh, mein Gottl« Rosalies Hand zuckt zu ihrem Mund. »Eric hat ständig was von Amnesie gesagt und davon, dass du mich nicht erkennen würdest. Ich dachte, er macht Witze.«
    Fast muss ich lachen, als ich ihre entsetzte Miene sehe. »Nein, das war kein Scherz. Du bist für mich ... eine Fremde.«
    »Ich bin eine Fremde?« Sie klingt verletzt.
    »Eric war mir auch fremd«, füge ich eilig hinzu. »Als ich aufwachte, wusste ich nicht, wer er war. Und eigentlich weiß ich es immer noch nicht.«
    Es folgt ein kurzes Schweigen, und ich sehe zu, wie Rosalie diese Information verarbeitet. Ihre Augen werden groß, ihre Wangen blähen sich auf, und dann kaut sie auf ihrer Lippe herum.
    »Oh, mein Gott!«, sagt sie schließlich. »Ein Alptraum.«
    »Das hier ist für mich alles neu.« Ich breite die Arme aus. »Ich kenne mein eigenes Zuhause nicht. Ich weiß nicht mal, wie mein Leben ist. Wenn du mir vielleicht helfen könntest, und ... mir einfach ein paar Sachen erzählst...«
    »Unbedingt! Setzen wir uns ...« Sie geht voraus in die Küche, stellt die Jo Malone-Tüte auf den Tresen und setzt sich an den trendigen Frühstückstisch aus Edelstahl. Ich tue es ihr nach und frage mich dabei, wer wohl diesen Tisch ausgesucht hat - ich oder Eric oder wir beide zusammen.
    Ich blicke

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