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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf und merke, dass Rosalie mich anstarrt. Sofort lächelt sie mich an, aber es ist nicht zu übersehen, dass sie gleich ausflippt.
    »Ich weiß«, sage ich. »Es ist eine merkwürdige Situation.«
    »Und bleibt das so?«
    »Theoretisch wäre es möglich, dass ich mich irgendwann wieder erinnere, aber das kann keiner mit Gewissheit sagen. Und auch nicht, wann oder ob alles wieder da sein wird.«
    »Aber abgesehen davon ist alles okay?«
    »Mir geht es gut, nur meine linke Hand ist noch etwas langsam.« Ich hebe sie an und zeige sie ihr. »Ich muss Übungen machen.« Ich balle eine Faust, wie der Physiotherapeut es mir gezeigt hat, und Rosalie beobachtet mich mit fasziniertem Entsetzen.
    »Ein Alptraum«, haucht sie.
    »Aber das eigentliche Problem ist... ich weiß nichts über mein Leben seit 2004. Da ist nur ein großes, schwarzes Loch. Die Ärzte sagen, ich soll versuchen, mit meinen Freunden zu reden und mir ein Bild zu machen. Das könnte vielleicht etwas auslösen.«
    »Natürlich.« Rosalie nickt. »Ich helf dir auf die Sprünge. Was willst du wissen?« Erwartungsvoll beugt sie sich vor.
    »Also ...« Ich überlege einen Moment. »Wie haben wir uns kennengelernt, du und ich?«
    »Das war vor ungefähr zweieinhalb Jahren.« Rosalie nickt heftig. »Ich war auf einer Cocktailparty, und Eric sagte: >Das ist Lexi<. Und ich sagte: >Hi!< Und so haben wir uns kennengelernt!« Sie strahlt mich an.
    »Aha.« Ich zucke mit den Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Wir waren bei Trudy Swinson. Du weißt schon, sie war Stewardess, und auf einem Flug nach New York hat sie Adrian kennengelernt, und alle sagen, sie hat sich sofort auf ihn gestürzt, als sie seine schwarze Amex gesehen hatte ...« Ihre Stimme erstirbt, als würde ihr das ungeheure Ausmaß der Situation zum ersten Mal bewusst. »Du kannst dich an den ganzen Klatsch und Tratsch kein bisschen erinnern?«
    »Also ... nein.«
    »Oh, mein Gott!« Sie bläst Luft aus. »Da habe ich dir aber einiges zu erzählen! Wo soll ich bloß anfangen? Okay, also ... da bin erst mal ich.« Sie holt einen Stift aus ihrer Tasche und fängt an zu schreiben. »Und mein Mann, Clive, und seine böse Ex Davina, die Hexe. Warte, bis ich dir von ihr erzähle. Und dann sind da noch Jenna und Petey ...«
    »Treffen wir uns auch mal mit meinen anderen Freundinnen?«, unterbreche ich sie. »Fi und Carolyn? Oder Debs? Kennst du die?«
    »Carolyn. Carolyn.« Rosalie tippt mit dem Stift an ihre Zähne, legt nachdenklich die Stirn in Falten. »Ist das diese süße Französin aus dem Fitnessstudio?«
    »Nein, Carolyn, meine Freundin bei der Arbeit. Und Fi. Von denen hab ich doch bestimmt gesprochen. Mit Fi bin ich schon ewig befreundet... wir gehen jeden Freitagabend auf die Piste ...«
    Rosalie sieht mich nur an.
    »Liebes, wenn ich ehrlich sein soll, kann ich mich nicht erinnern, dass du sie je erwähnt hast. Soweit ich weiß, triffst du dich nie mit Arbeitskollegen.«
    »Was?« Ich starre sie an. »Aber ... das ist doch genau unser Ding! Wir brezeln uns auf, ziehen durch die Clubs und trinken Cocktails ...«
    Rosalie lacht. »Lexi. Ich habe dich noch nie mit einem Cocktail in der Hand gesehen! Du und Eric, ihr seid beide durch und durch Weinkenner.«
    Wein? Das kann nicht stimmen. Ich verstehe nichts von Wein, nur dass er von Oddbins kommt.
    »Du siehst ganz durcheinander aus«, sagt Rosalie besorgt. »Ich bombardiere dich mit zu vielen Informationen. Vergiss den Tratsch.« Sie schiebt ihr Blatt Papier beiseite, auf dem sie eine Liste von Namen aufgeschrieben hat, und daneben jeweils »Hexe« oder »Herzchen«. »Was möchtest du gern unternehmen?«
    »Vielleicht einfach das, was wir sonst auch machen?«
    »Absolut!« Rosalie überlegt einen Moment, dann glättet sich ihre Stirn. »Wir sollten zum Sport gehen.«
    »Zum Sport«, wiederhole ich und versuche, begeistert zu klingen. »Natürlich. Und ... gehe ich oft zum Sport?«
    »Süße, du bist süchtig danach! Jeden zweiten Morgen um sechs Uhr joggst du mindestens eine Stunde.«
    Sechs Uhr? Joggen?
    Ich jogge nie. Es tut weh, und die Brüste hüpfen wild in der Gegend herum. Einmal habe ich aus Spaß mit Fi und Carolyn an einem Spendenlauf teilgenommen und bin dabei fast gestorben. Aber wenigstens war ich besser als Fi, die schon nach zwei Minuten aufgegeben hat und den Rest geschlendert ist, Zigarette rauchend, woraufhin sie mit den Veranstaltern Streit bekam und ihr eine Teilnahme an zukünftigen Spendenläufen im Namen der

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