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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestaune ihn. Währenddessen spielt Eric zärtlich mit meinem Haar.
    »Eric«, sage ich etwas scheu. »Als wir uns kennengelernt haben ... was hast du da in mir gesehen? Warum hast du dich in mich verliebt?«
    Ein nostalgisches Lächeln streicht über sein Gesicht.
    »Ich habe mich in dich verliebt, Lexi«, sagt er, »weil du so dynamisch bist. Du bist zielbewusst. Du suchst den Erfolg, genau wie ich. Man nennt uns hart, aber das sind wir nicht. Wir haben nur einen ausgeprägten Kampfgeist.«
    »Genau«, sage ich nach einer kurzen Pause.
    Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich noch nie das Gefühl, als hätte ich einen besonders ausgeprägten Kampfgeist. Aber andererseits ... 2007 vielleicht schon.
    »Und ich habe mich in deinen schönen Mund verliebt.« Sanft berührt Eric meine Oberlippe. »Und in deine langen Beine. Und in die Art und Weise, wie du deine Aktentasche schwingst.«
    Er hat gesagt, ich bin schön.
    Ich lausche wie in Trance. Ich könnte ihm ewig zuhören. Niemand hat jemals so mit mir gesprochen, in meinem ganzen Leben nicht.
    »Ich werde dich jetzt allein lassen.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und nimmt das Tablett. »Schlaf gut. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Bis dann«, murmle ich. »Gute Nacht, Eric. Und ... danke!«
    Er schließt die Tür, und ich bleibe mit meinem Diamanten und meinem Ehe-Handbuch und meiner glühenden Euphorie allein. Ich habe einen Traummann geheiratet. Nein, er ist noch besser als ein Traummann. Er hat mir Hühnersuppe mitgebracht und einen Diamanten geschenkt und sich in mich verliebt, weil ich meine Aktentasche schwinge.
    Wahrscheinlich war ich wirklich Gandhi.

ACHT
    Vorfreude - Seite 82
    Vorspeisen - Seite 83 (siehe auch Tägliche Mahlzeiten, Küche, essen gehen) Vorspiel- Seite 84
    Das gibt‘s doch nicht. Er hat tatsächlich einen Abschnitt zum Thema Vorspiel eingefugt?
    Seit ich heute Morgen aufgewacht bin, blättere ich in meinem Ehe-Handbuch herum - und es ist wirklich sehr aufschlussreich. Es fühlt sich an, als würde ich mir selbst nachspionieren. Und Eric auch. Ich weiß alles: wo er seine Manschettenknöpfe kauft, was er von der Regierung hält, dass er seine Hoden jeden Morgen nach Knötchen abtastet (Was ich eigentlich nicht wirklich wissen wollte. Musste er denn unbedingt seine Hoden erwähnen?).
    Beim Frühstück sitzen wir gemeinsam in der Küche. Eric liest die Financial Times, und ich konsultiere das Inhaltsverzeichnis, um herauszufinden, was ich normalerweise esse. Aber Vorspiel klingt bedeutend interessanter als Vorspeisen. Heimlich blättere ich zur Seite 84.
    Oh, Gott. Er hat allen Ernstes drei Absätze zum Thema Vorspiel geschrieben! Unter »Übliche Handhabung«.
    »... gleichmäßige, ausholende Bewegungen ... normalerweise im Uhrzeigersinn ... sanfte Stimulation der Oberschenkelinnenseiten ...«
    Ich pruste in meinen Kaffee, und Eric blickt auf.
    »Alles in Ordnung, Liebling?« Er lächelt mich an. »Ist das Handbuch hilfreich? Findest du alles, was du brauchst?«
    »Ja!« Hastig blättere ich zu einem anderen Abschnitt und komme mir vor wie ein kleines Mädchen, das im Lexikon unanständige Wörter nachschlägt. »Ich hab nur nachgesehen, was ich normalerweise so zum Frühstück esse.«
    »Gianna hat noch etwas Rührei mit Schinken in den Ofen gestellt«, sagt Eric. »Und normalerweise trinkst du grünen Saft.« Er deutet auf einen Krug mit einer trüben Flüssigkeit, die aussieht, als käme sie direkt aus einem Froschteich. »Ein Vitamindrink mit natürlichem Appetitzügler.«
    Ich schlucke mein Entsetzen herunter. »Das lasse ich heute vielleicht mal aus.« Ich hole mir etwas Rührei mit Schinken aus dem Ofen und versuche, meinen Heißhunger auf Vollkorntoast zu unterdrücken.
    »Heute müsste eigentlich dein neuer Wagen geliefert werden.« Eric nimmt einen Schluck Kaffee. »Obwohl du es wahrscheinlich nicht besonders eilig hast, wieder hinterm Lenkrad zu sitzen.«
    »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht«, sage ich hilflos.
    »Nun, wir werden sehen. Du darfst sowieso erst wieder fahren, wenn du deinen Führerschein neu gemacht hast.« Er tupft sich den Mund mit einer feinen Stoffserviette ab und steht auf. »Noch was, Lexi. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich nächste Woche gern eine kleine Dinnerparty geben. Nur ein paar alte Freunde.«
    »Eine Dinnerparty?«, wiederhole ich ängstlich. Ich war noch nie so der Typ für Dinnerpartys. Es sei denn, Nudeln auf dem Sofa bei einer Folge Will & Grace zählten auch

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