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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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muss, also überlass das Reden ruhig mir ... Hallihallo!« Wir betreten einen schicken Empfangsbereich mit braunen Ledersofas und einem Zimmerspringbrunnen.
    »Hi, Ladys ...« Der Empfangsdame fällt alles aus dem Gesicht, als sie mich sieht. »Lexi! Sie Ärmste! Wir haben von Ihrem Unfall gehört. Wie geht es Ihnen?«
    »Alles okay, danke.« Ich bringe ein Lächeln zustande. »Und vielen Dank für die Blumen ...«
    »Die arme Lexi hat eine Amnesie«, sagt Rosarie feierlich. »Sie erinnert sich nicht mehr an diesen Laden hier. Sie kann sich an überhaupt nichts erinnern.« Rosalie sieht sich um. »Zum Beispiel kann sie sich nicht an diese Tür erinnern ... oder ... oder an diese Pflanze ...« Sie deutet auf einen großen Farn.
    »Grundgütiger!«
    »Ich weiß.« Rosalie nickt gewichtig. »Es ist für sie ein Alpt raum.« Sie dreht sich zu mir um. »Weckt das hier bei dir irgendwelche Erinnerungen, Lexi?«
    »Hm ... eigentlich nicht.«
    Alle im Empfangsbereich starren mich an, mit offenen Mündern. Ich komme mir vor wie ein Freak im Zirkus Amnesia.
    »Komm mit!« Rosalie nimmt mich beim Arm. »Wir ziehen uns um. Vielleicht fällt es dir wieder ein, wenn du deine Sportsachen anhast.«
    Einen feudaleren Umkleidebereich habe ich noch nie gesehen: poliertes Holz, mosaikverzierte Duschen, aus den Lautsprechern plätschert sanfte Musik. Ich verschwinde in einer Kabine und ziehe mir Leggins an. Dann steige ich in meinen Body.
    Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass es ein String ist. Mein Hintern sieht bestimmt monströs aus. So was kann ich nicht tragen.
    Aber ich habe nichts anderes. Widerstrebend steige ich hinein, dann trete ich aus der Kabine und halte mir die Augen zu.
    Das könnte richtig, richtig peinlich werden. Ich zähle bis fünf... dann zwinge ich mich, hinzusehen.
    Eigentlich ... sehe ich gar nicht so schlecht aus. Ich nehme meine Hände vom Gesicht und betrachte mich. Ich sehe ganz rank und schlank und so ... anders aus. Zur Probe spanne ich meinen Oberarm an ... und ein Muskel, den ich noch nie gesehen habe, wölbt sich. Mit großen Augen starre ich ihn an.
    »Okidoki!« Rosalie gesellt sich zu mir, in Leggins und bauchfreiem Top. »Hier entlang ...« Sie fuhrt mich in einen großen, luftigen Gymnastikraum, in dem reihenweise wohlfrisierte Frauen bereits in Position auf ihren Yogamatten warten.
    »Tut mir leid, dass wir zu spät sind«, sagt sie bedeutungsschwanger in die Runde. »Aber Lexi leidet unter Amnesie. Sie kann sich an nichts erinnern. An keine von euch.«
    Langsam habe ich das Gefühl, Rosalie amüsiert sich.
    »Hi.« Schüchtern winke ich in die Runde.
    »Ich habe von Ihrem Unfall gehört, Lexi.« Mitfühlend lächelnd kommt die Yogalehrerin auf mich zu. Sie ist eine schlanke Frau mit kurzgeschorenem, blondem Haar und einem Headset. »Bitte lassen Sie es heute ruhig angehen. Lassen Sie einfach die eine oder andere Übung aus, wenn Ihnen danach zumute ist. Wir beginnen mit ein paar Übungen auf der Matte ...«
    »Okay. Danke.«
    »Versuchen wir, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen!«, stimmt Rosalie mit ein. »Tut einfach alle so, als wäre nichts gewesen.«
    Während alle anderen die Arme heben, suche ich mir zittrig eine Matte und setze mich erst mal hin. Sport war noch nie meine Stärke. Vielleicht mache ich einfach mit, so gut es eben geht. Ich strecke die Beine und greife nach meinen Zehen, obwohl ich sicher nie im Leben ..‘.
    Was ist das denn? Ich kann meine Zehen anfassen. Ich kann meinen Kopf zwischen meine Knie drücken. Was ist mit mir passiert?
    Ungläubig verfolge ich das nächste Manöver ... und kann es auch! Ich bin biegsam! Mein Körper nimmt jede Haltung ein, als könnte er sich erinnern.
    »Und nun: für alle, denen danach zumute ist«, sagt die Lehrerin gerade, »der fortgeschrittene Tänzer ...«
    Vorsichtig versuche ich, an meinem Knöchel zu ziehen ... und er gehorcht mir! Ich kriege das Bein bis hinter meinen Kopf! Am liebsten würde ich kreischen: »Hier, guckt mal!«
    »Übertreiben Sie es nicht, Lexi!« Die Lehrerin sieht beunruhigt aus. »Vielleicht sollten Sie sich jetzt etwas schonen. Den Spagat würde ich diese Woche noch auslassen.«
    Nicht möglich. Ich kann Spagat?
    Hinterher, in der Umkleide, bin ich ganz außer mir. Ich sitze vor dem Spiegel, föhne mein Haar und sehe mir an, wie aus feuchtem Mausgrau leuchtendes Kastanienbraun wird. »Ich fass es nicht!«, sage ich zum wiederholten Male. »Sonst war ich immer so was von unsportlich!«
    »Süße, du

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