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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Architekten.« Er führt einen dunklen Mann in schwarzen Jeans und anthrazitgrauem Leinensakko auf die Terrasse.
    »Hallo«, antworte ich höflich, dann stutze ich. »Hey, wir kennen uns doch!«, rufe ich, freue mich über das vertraute Gesicht. »Stimmt doch, oder? Du bist der Mann vom Parkplatz.«
    Ein sonderbarer Ausdruck blitzt in seinem Gesicht auf. Fast so etwas wie Enttäuschung. Dann nickt er.
    »Das stimmt. Ich bin der Mann vom Parkplatz.«
    »Jon ist unser kreativer Kopf«, sagt Eric und klopft ihm auf die Schulter. »Seine Ideen sind einfach genial. Ich mag Sinn für das Finanzielle haben, aber Jon ist der Mann, der der Welt...« Er legt eine kurze Pause ein. »... Loft-Style Living geschenkt hat.«
    Während er es sagt, macht er wieder diese Geste mit den Händen, als würde er einen Backstein neben den anderen setzen.
    »Toll.« Ich gebe mir Mühe, begeistert zu klingen. Ich weiß ja, Eric verdient damit seine Brötchen, aber langsam geht mir diese Phrase »Loft-Style Living« auf den Keks.
    »Danke noch mal für neulich.« Ich lächle Jon freundlich an. »Du hast mir das Leben gerettet!« Ich wende mich Eric zu. »Ich habe es dir gar nicht erzählt, Liebling, aber ich wollte nur mal kurz den neuen Wagen ausprobieren, und wäre dabei fast an der Mauer gelandet. Jon hat mir geholfen.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Jon nimmt einen Schluck aus seinem Glas. »Und du kannst dich noch immer an nichts erinnern?«
    »An rein gar nichts.« Ich schüttle den Kopf.
    »Das muss seltsam für dich sein.«
    »Ist es ... aber ich gewöhne mich irgendwie daran. Und Eric ist eine große Hilfe. Er hat mir sogar ein Buch zusammengestellt, damit ich mich wieder erinnere. Ein Ehe-Handbuch. Mit einzelnen Kapiteln und einem Register.«
    »Ein Handbuch?«, sagt Jon, und seine Nase fängt an zu zucken. »Im Ernst? Ein Handbuch?«
    »Ja, ein Handbuch.« Argwöhnisch starre ich ihn an.
    »Ah, da ist Graham!« Eric hört uns gar nicht zu. »Den muss ich mal kurz sprechen. Entschuldigt mich ...« Er geht nach drinnen und lässt mich mit Jon, dem Architekten, allein.
    Ich weiß auch nicht, was es mit diesem Mann auf sich hat. Ich meine, ich kenne ihn doch überhaupt nicht, aber irgendwie provoziert er mich.
    »Ist gegen ein Ehe-Handbuch denn was einzuwenden?«, höre ich mich sagen.
    »Nein. Nichts. Gar nichts.« Er schüttelt feierlich den Kopf »Das ist sehr vernünftig. Sonst wisst ihr ja überhaupt nicht, wann ihr euch küssen sollt.«
    »Genau! Eric hat ein ganzes Kapitel über ...« Ich stutze. Jon verzieht den Mund, als müsste er sich ein Lachen verkneifen. Findet er das etwa komisch? »Das Handbuch umfasst alle erdenklichen Themen«, sage ich frostig. »Und es hilft uns beiden. Schließlich ist es ja auch für Eric schwierig, dass sich seine Frau nicht mehr an ihn erinnert! Oder kannst du das etwa nicht verstehen?« Schweigen. Anscheinend ist ihm sein Humor abhandengekommen.
    »Glaub mir«, sagt er schließlich. »Ich verstehe das sehr gut.« Er trinkt sein Glas leer und starrt einen Moment hinein. Dann scheint er etwas sagen zu wollen, doch in diesem Moment gehen die Schiebetüren auf, und er überlegt es sich anders.
    »Lexi!« Rosalie schwankt uns entgegen, mit einem halbvollen Glas in der Hand. »Traumhafte Cocktailhäppchen!«
    »Oh, ja ... danke!«, sage ich, peinlich berührt, weil ich für etwas gelobt werde, mit dem ich absolut nichts zu tun habe. »Ich hab sie noch gar nicht probiert. Schmecken sie dir?«
    Perplex sieht Rosalie mich an. »Keine Ahnung, Liebes. Aber sie sehen himmlisch aus. Und Eric sagt, das Essen wird gleich serviert.«
    »Oh, Gott«, sage ich beschämt. »Ich habe ihn damit allein gelassen. Wir sollten besser reingehen. Kennt ihr zwei euch?«, füge ich hinzu, auf dem Weg ins Haus.
    »Sicher«, sagt Jon.
    »Jon und ich sind alte Freunde«, sagt Rosalie zuckersüß. »Stimmt‘s, Schätzchen?«
    »Bis später.« Jon nickt, geht voraus und verschwindet durch die Glastüren.
    »Schrecklicher Mensch.« Rosalie verzieht hinter seinem Rücken das Gesicht.
    »Schrecklich?«, wiederhole ich überrascht. »Eric scheint ihn zu mögen.«
    »Oh, Eric mag ihn«, sagt sie verächtlich. »Und Clive hält ihn für ein Gottesgeschenk. Ein Visionär, der Preise gewinnt, bla bla bla ...« Sie schüttelt sich. »Aber er ist der gröbste Klotz, dem ich je begegnet bin. Als ich ihn letztes Jahr um eine Spende für meine Wohltätigkeitssammlung gebeten habe, hat er sich einfach geweigert. Er hat mich sogar

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