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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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scheint nicht mal die Frage zu hören.
    »Hallo?« Ich winke. »Wolltest du mir nicht eigentlich helfen?«
    Endlich bleibt er stehen und sieht mich an, mit so einem seltsamen Gesichtsausdruck.
    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll«, sagt er. »Also sage ich es einfach geradeheraus.« Er holt tief Luft, dann scheint er es sich doch wieder anders zu überlegen, kommt ganz nah heran und sieht mir in die Augen. »Du kannst dich wirklich nicht erinnern? Du spielst nicht irgendein Spielchen mit mir?«
    »Woran erinnern?«, sage ich verblüfft.
    »Okay. Okay.« Er dreht sich um und läuft schon wieder hin und her, rauft sich die dunklen Haare, bis sie in alle Richtungen abstehen. Schließlich dreht er sich zu mir um. »Ich halt‘s nicht mehr aus: Ich liebe dich.«
    »Was?« Sprachlos starre ich ihn an.
    »Und du liebst mich«, fährt er fort, ohne mir Zeit zu lassen, etwas darauf zu erwidern. »Wir sind ein Liebespaar.«
    »Schätzchen!« Die Tür fliegt auf, und Rosalies Gesicht erscheint. »Noch zweimal Pfefferminztee und einen Koffeinfreien für Clive.«
    »Schon unterwegs!«, sage ich mit erstickter Stimme.
    Rosalie verschwindet, und die Küchentür fällt zu. Wir schweigen das kribbelndste Schweigen, das ich je erlebt habe. Ich kann mich weder rühren noch sprechen. Absurderweise zuckt mein Blick immer wieder zu meinem Ehe-Handbuch, das noch auf dem Tresen liegt, als könnte ich dort eine Antwort finden.
    Jon folgt meinem Blick.
    »Lass mich raten ...«, sagt er. »Davon steht wohl nichts im Handbuch.«
    Okay. Ich muss mich zusammenreißen.
    »Ich ... verstehe nicht«, sage ich und versuche, Haltung zu bewahren. »Was meinst du mit >Liebespaar    »Wir sind seit acht Monaten zusammen.« Er fixiert mich mit düsterem Blick. »Du willst Eric meinetwegen verlassen.«
    Unwillkürlich prustet ein Lachen aus mir hervor. Sofort halte ich mir den Mund zu. »Tut mir leid. Ich wollte nicht gemein sein, aber ... Eric verlassen? Deinetwegen?«
    Bevor Jon reagieren kann, geht die Tür wieder auf.
    »Hi, Lexi!« Ein rotgesichtiger Mann kommt herein. »Kann ich noch etwas Mineralwasser bekommen?«
    »Hier.« Ich drücke ihm zwei Flaschen in die Hand. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss, und Jon vergräbt seine Hände in den Taschen.
    »Du wolltest Eric gerade beibringen, dass du nicht mehr mit ihm zusammen sein kannst«, sagt er und spricht immer schneller. »Du wolltest ihn verlassen, wir hatten Pläne ...« Seine Stimme erstirbt, und er atmet aus. »Dann hattest du deinen Unfall.«
    Sein Gesicht ist todernst. Er meint das alles wirklich so.
    »Aber ... das ist doch absurd!«
    In diesem Moment sieht Jon aus, als hätte ich ihm eine runtergehauen. »Absurd?«
    »Ja, absurd! Ich bin kein Mensch, der fremdgeht. Außerdem führe ich eine großartige Ehe, habe einen wundervollen Ehemann. Ich bin glücklich ...«
    »Du bist mit Eric nicht glücklich«, unterbricht mich Jon. »Glaub mir.«
    »Aber natürlich bin ich mit Eric glücklich!«, sage ich erstaunt. »Er ist so aufmerksam! Er ist perfekt!«
    »Perfekt?« Jon sieht aus, als müsste er sich eine scharfe Antwort verkneifen. »Lexi, er ist nicht perfekt.«
    »Naja, aber fast«, gebe ich leicht erschüttert zurück. Für wen hält sich dieser Typ eigentlich, dass er meine Dinnerparty sprengt und behauptet, mein Geliebter zu sein? »Hör zu, Jon ... wer du auch sein magst. Ich glaube dir nicht. Ich würde meinen Mann niemals betrügen, okay? Ich führe eine traumhafte Ehe! Ich habe ein traumhaftes Leben!«
    »Ein traumhaftes Leben?« Jon reibt sich die Stirn, als müsste er seine Gedanken sammeln. »Das glaubst du wirklich?«
    Irgendwas an diesem Mann geht mir unter die Haut.
    »Selbstverständlich!« Ich rudere mit den Armen. »Sieh dich doch um! Sieh dir Eric an! Alles ist fantastisch! Warum sollte ich das alles wegwerfen für einen ...«
    Abrupt schweige ich, als die Küchentür aufgeht.
    »Liebling.« Eric strahlt mich an. »Was macht der Kaffee?«
    »Der ist ... unterwegs«, sage ich verdattert. »Entschuldige, Liebster.« Ich wende mich ab, damit er nicht sieht, wie mir das Blut in die Wangen schießt, und löffle mit zitternden Händen Kaffee in die Maschine. Ich will nur noch, dass dieser Mann verschwindet.
    »Eric, ich fürchte, ich muss gehen«, sagt Jon hinter mir, als könnte er meine Gedanken lesen. »Danke für den netten Abend.«
    »Jon! Mein Bester!« Ich höre, wie Eric ihm auf die Schulter klopft. »Wir

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