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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Oder Snooker vielleicht. »Ah ... danke.«
    Er setzt sich, und ein dürres Mädchen neben ihm steht auf.
    »Hi, Lexi.« Sie winkt mir zu. »Ich bin Natalie. Und unser erinnerungswürdigstes Erlebnis war bestimmt deine Hochzeit.«
    »Wirklich?«, sage ich überrascht und gerührt. »Wow.«
    »Es war so ein glücklicher Tag!« Sie beißt sich auf die Lippe. »Und du sahst so wunderschön aus, und ich dachte: >So möchte ich auch aussehen, wenn ich heirate.< Eigentlich hatte ich ja gedacht, Matthew würde an diesem Tag endlich um meine Hand anhalten, aber ... hat er nicht.« Ihr Lächeln erstarrt.
    »Meine Güte, Natalie«, knurrt ein Mann ihr gegenüber. »Nicht schon wieder.«
    »Nein, nein! Ist alles super!«, ruft sie fröhlich aus. »Inzwischen sind wir verlobt! Es hat halt nur drei Jahre gedauert!« Sie lässt ihren Brillanten in meine Richtung blitzen. »Ich kriege sogar dein Kleid! Genau das Gleiche, von Vera Wang, in Weiß ...«
    »Sehr schön, Natalie!«, stimmt Eric herzlich mit ein. »Ich denke, wir sollten weitermachen ... Jon? Du bist dran.«
    Mir gegenüber kommt Jon auf die Beine.
    »Hi«, sagt er mit seiner rauen Stimme. »Ich bin Jon. Wir sind uns schon begegnet.« Er schweigt.
    »Also, Jon?«, sagt Eric. »Was ist dein erinnerungswürdigstes Erlebnis mit Lexi?«
    Jon mustert mich einen Moment mit diesen dunklen, eindringlichen Augen, und ich frage mich, was er wohl gleich sagen wird. Er kratzt sich am Hals, runzelt die Stirn und nimmt einen Schluck Wein, als müsste er schwer nachdenken. Schließlich breitet er die Arme aus. »Mir fällt nichts ein.«
    »Nichts?« Ich bin etwas pikiert.
    »Irgendwas!«, sagt Eric ermunternd. »Irgendein besonderer Moment, der euch verbindet ...«
    Alle beobachten Jon. Wieder runzelt er die Stirn, offensichtlich überfragt.
    »Ich kann mich an nichts erinnern«, sagt er schließlich. »Nichts, was ich erzählen könnte.«
    »Irgendwas muss es doch geben, Jon«, sagt die Frau neben ihm eifrig. »Es könnte ihr helfen, sich zu erinnern!«
    »Das möchte ich bezweifeln.« Er lächelt mich kurz an.
    »Nun denn«, sagt Eric und klingt schon etwas ungeduldig. »Macht ja nichts. Weiter geht‘s.«
    Als schließlich alle am Tisch aufgestanden sind und ihre Anekdote erzählt haben, weiß ich schon nicht mehr, wer die Ersten waren. Aber es ist immerhin ein Anfang, denk ich mir. Gianna und ihre Nichten servieren Tunfisch-Carpaccio, Rucola-Salat und gebackene Birne, während ich mich mit jemandem namens Ralph über seine Scheidungsvereinbarungen unterhalte. Als die Teller abgeräumt sind, geht Gianna um den Tisch herum und nimmt Kaffeebestellungen entgegen.
    »Ich koch den Kaffee!«, sage ich und springe auf. »Sie haben heute Abend schon so viel getan, Gianna. Gönnen Sie sich mal eine Pause!«
    Im Laufe des Abends war es mir zunehmend unangenehmer geworden, mit ansehen zu müssen, wie sie und ihre Nichten die schweren Teller herumschleppten. Und dass keiner sie auch nur eines Blickes gewürdigt hatte, als sie das Essen servierten. Und wie dieser fürchterliche Charlie sie auch noch angeblafft hat, als er mehr Wasser wollte. Das war so was von unhöflich!
    »Lexi!«, sagt Eric. »Das wird nicht nötig sein.«
    »Ich möchte aber!«, sage ich stur. »Gianna, setzen Sie sich hin. Nehmen Sie sich einen Keks oder irgendwas. Ich kann ohne Weiteres ein paar Tassen Kaffee kochen. Wirklich, ich bestehe darauf!«
    Gianna ist sprachlos. »Ich gehe und bereite Ihr Bett«, sagt sie schließlich und macht sich auf den Weg zum Schlafzimmer, mit einer ihrer Nichten im Fahrwasser.
    So hatte ich mir das mit der Pause eigentlich nicht vorgestellt. Aber egal.
    »Na gut ...« Lächelnd sehe ich mich am Tisch um. »Also, wer möchte Kaffee? Hände hoch....« Ich zähle durch. »Und möchte irgendwer Pfefferminztee?«
    »Ich komme mit und helfe dir«, sagt Jon plötzlich und schiebt seinen Stuhl zurück.
    »Oh«, sage ich erstaunt. »Ja ... okay. Danke.«
    Ich gehe in die Küche, lasse den Kessel volllaufen und stelle ihn an. Dann durchsuche ich die Schränke nach Geschirr. Vielleicht haben wir irgendwelche superfeinen Kaffeetassen für Dinnerpartys. Ich blättere kurz im Ehe-Handbuch nach, kann aber nichts finden.
    Währenddessen läuft Jon in der Küche auf und ab, verzieht das Gesicht, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. Eine große Hilfe ist er jedenfalls nicht.
    »Alles okay?«, sage ich schließlich leicht verärgert. »Du weißt nicht zufällig, wo die Kaffeetassen sind, oder?«
    Jon

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