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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollten uns morgen zusammensetzen und über das Planungsmeeting sprechen.«
    »Machen wir«, antwortet Jon. »Wiedersehen, Lexi. Schön dich neu kennengelernt zu haben.«
    »Wiedersehen, Jon.« Irgendwie zwinge ich mich dazu, mich umzudrehen, und schenke ihm ein gnädiges Lächeln. »Nett, dass du da warst.« Er beugt sich vor und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange.
    »Du weißt rein gar nichts über dein Leben«, raunt er mir ins Ohr, dann marschiert er aus der Küche, ohne sich noch einmal umzusehen.

ELF
    Das kann doch alles nicht wahr sein.
    Morgenlicht scheint um den Rand der Jalousie herum ins Zimmer. Ich liege schon eine Weile wach, will aber nicht aufstehen. Ich starre an die Decke, atme gleichmäßig ein und aus. Meiner Theorie nach muss ich einfach nur lange genug still daliegen, bis sich der Wirbelsturm in meinem Kopf beruhigt und alles wieder seine Ordnung hat.
    Bisher war diese Theorie allerdings Schrott.
    Jedes Mal, wenn ich mir den gestrigen Abend vor Augen führe, wird mir ganz schwindlig. Ich dachte, ich finde mich in meinem neuen Leben langsam zurecht. Ich dachte, alles wird gut. Aber jetzt ist es, als würde mir alles entgleiten. Fi sagt, ich bin eine Bossbitch aus der Hölle. Irgendein Typ sagt, ich bin seine heimliche Geliebte. Was kommt als Nächstes? Finde ich heraus, dass ich FBI-Agentin bin?
    Das kann alles nicht wahr sein. Punkt. Aus. Warum sollte ich Eric betrügen? Er sieht gut aus und ist liebevoll und Multimillionär und kann mit einem Speedboat umgehen. Wohingegen Jon etwas verlottert ist. Und irgendwie ... impertinent.
    Einfach zu behaupten, ich wüsste nichts über mein Leben. Der hat vielleicht Nerven. Ich weiß sogar ganz viel über mein Leben, danke der Nachfrage. Ich weiß, wo ich mir die Haare machen lasse. Ich weiß, was es auf meiner Hochzeit zum Nachtisch gab. Ich weiß, wie oft Eric und ich Sex haben ... Es steht alles im Handbuch.
    Und außerdem ... wie dreist ist das denn? Man taucht nicht einfach bei einer Dinnerparty auf und sagt zur Dame des Hauses: »Wir sind ein Liebespaar.« Man ... man wartet auf einen geeigneteren Zeitpunkt. Oder man schreibt einen Brief.
    Nein, man schreibt keinen Brief. Man ...
    Wie dem auch sei. Denk an was anderes!
    Ich setze mich auf, drücke den Knopf für die Jalousien und fahre mit den Fingern durch mein verwuscheltes Haar. Der Bildschirm vor meiner Nase ist schwarz und das Zimmer gespenstisch still. Nach meiner zugigen Wohnung in Balham finde ich es immer noch merkwürdig, in einem derart hermetisch abgeschlossenen Kasten zu wohnen. Dem Handbuch nach zu urteilen, sollen wir die Fenster nicht aufmachen, weil es die Klimaanlage durcheinanderbringt.
    Dieser Jon ist wahrscheinlich ein Psychopath. Wahrscheinlich hat er es auf Leute abgesehen, die ihr Gedächtnis verloren haben, und erklärt ihnen dann, er sei ihr Liebhaber. Schließlich gibt es keinen Beweis für eine Affäre. Keinen einzigen. Sein Name taucht nirgendwo auf, es gibt keine Briefchen, keine Fotos, keine heimlichen Nachrichten.
    Aber andererseits ... würde ich sie ja auch kaum offen rumliegen lassen, damit Eric sie findet, oder?, sagt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf.
    Einen Moment lang sitze ich ganz still da und lasse meine Gedanken fliegen. Dann stehe ich abrupt auf und laufe in mein Ankleidezimmer. Ich renne förmlich zum Schminktisch und reiße die oberste Schublade auf. Sie ist voller Chanel-Make-up, von Gianna ordentlich sortiert. Ich schließe die Schublade und ziehe die nächste auf, in der lauter zusammengefaltete Tücher liegen. Die letzte enthält eine Schmuckrolle und ein wildledernes Fotoalbum, ebenfalls leer.
    Langsam drücke ich die Schublade zu. Selbst hier, in meinem privaten Allerheiligsten, ist alles so ordentlich und irgendwie nichtssagend. Wo ist die Unordnung? Wo sind meine Sachen?
    Wo sind die Briefe und die Fotos? Wo sind meine Nietengürtel und Gratislippenstifte aus Frauenzeitschriften? Wo ... bin ich?
    Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen und knabbere einen Moment an meinem Fingernagel herum. Plötzlich fällt mir was ein. Unterwäsche. Wenn ich etwas verstecken wollte, dann dort. Ich öffne den Schrank und ziehe meine Schublade mit den Slips auf. Ich greife in das Meer aus La Perla-Satin, finde aber nichts. Auch in meiner BH-Schublade nicht...
    »Suchst du was Bestimmtes?« Erics Stimme lässt mich zusammenfahren. Ich drehe mich um, und er steht in der Tür, beobachtet mich beim Suchen. Ich laufe rot an.
    Er weiß es.
    Nein, tut er

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