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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist noch immer nichts wieder eingefallen?«
    »Nein. Nichts.«
    »Das ist wirklich sehr schade.«
    »Ja.«
    Ich versuche, natürlich zu bleiben, aber während wir einander gegenüberstehen, lädt sich die Atmosphäre zwischen uns immer weiter auf. Langsam werde ich kurzatmig. Ich blicke zu Eric auf, überzeugt, dass er etwas gemerkt haben muss, aber er zuckt mit keiner Miene. Spürt er es denn nicht? Er muss es doch sehen!
    »Eric, wir müssen uns über das Bayswater-Projekt unterhalten«, sagt Ava, die in ihrer weichen Ledertasche herumgekramt hat. »Ich war gestern auf der Baustelle und habe mir ein paar Notizen gemacht...«
    »Lexi, wieso siehst du dich nicht ein bisschen um, während ich mit Ava rede?« Eric fällt ihr ins Wort und macht sich von mir los. »Jon zeigt dir alles.«
    »Oh.« Ich erstarre. »Nein ... nur keine Umstände.«
    »Ich führe dich gern ein bisschen herum.« Jons Stimme klingt fast etwas gelangweilt. »Falls es dich interessiert.«
    »Wirklich, das ist nicht nötig ...«
    »Liebling, Jon hat das ganze Haus entworfen«, sagt Eric tadelnd. »Das ist eine großartige Gelegenheit, die Vision unserer Firma zu begreifen.«
    »Na, komm! Ich erkläre dir das ursprüngliche Konzept.« Jon deutet zum anderen Ende des Raumes.
    Da komme ich wohl nicht mehr raus.
    »Das wäre nett«, sage ich schließlich.
    Gut. Wenn er mit mir reden will, meinetwegen. Ich folge Jon, und wir bleiben neben dem plätschernden Wasserfall stehen. Wie kann jemand in einem Apartment wohnen, in dem das Wasser von der Wand läuft?
    »Also«, sage ich höflich. »Wie kommt man auf solche Ideen? Solche >Statements< oder wie man sie nennen will.«
    Nachdenklich sieht Jon mich an, und ich rechne mit dem Schlimmsten. Hoffentlich kommt er jetzt nicht mit einem Haufen prätentiösem Schwachsinn über künstlerische Eingebung. Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für so was.
    »Ich frage mich einfach: Was würde einem reichen Wichser gefallen?«, sagt er schließlich. »Und das baue ich ein.«
    Unwillkürlich rutscht mir ein Lachen heraus. »Also, wenn ich ein Wichser wäre, würde es mir gefallen.«
    »Da hast du‘s.« Er kommt einen Schritt näher und spricht extra leise. »Du kannst dich wirklich noch immer nicht erinnern?«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    »Okay.« Er atmet scharf aus. »Wir müssen uns sehen. Wir müssen reden. Wir treffen uns im Old Canal House in Islington. Dir werden die hohen Decken aufgefallen sein, Lexi«, fugt er erheblich lauter hinzu. »Sie sind eines unserer Markenzeichen bei allen Bauprojekten.« Er sieht mich an und bemerkt meinen Gesichtsausdruck. »Was ist?«
    »Bist du verrückt?«, zische ich mit einem Blick auf Eric, um sicherzugehen, dass er mich nicht hört. »Ich werde mich nicht mit dir treffen!« Ich spreche noch leiser. »Zu deiner Information: Ich habe immer noch keinen Beweis dafür gefunden, dass wir beide eine Affäre hatten. Keinen einzigen. Was für ein wunderbares Raumgefühl!«, füge ich mit lauter Stimme hinzu.
    »Einen Beweis?« Ratlos sieht Jon mich an. »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel ... ich weiß nicht. Einen Liebesbrief.«
    »Wir haben uns keine Liebesbriefe geschrieben.«
    »Oder irgendwelchen Schnickschnack.«
    »Schnickschnack?« Jon sieht aus, als müsste er gleich loslachen. »Wir hatten auch nichts für Schnickschnack übrig.«
    »Na, dann kann es ja wohl keine große Liebe gewesen sein!«, erwidere ich. »Ich habe in meiner Frisierkommode nachgesehen - nichts. Ich habe in meinem Kalender nachgesehen - nichts. Ich habe meine Schwester gefragt, und die hat noch nie von dir gehört.«
    »Lexi.« Er macht eine Pause, als müsste er sich überlegen, wie er mir die Lage am besten erklären soll. »Es war eine heimliche Affäre. Was mit sich bringt, dass man die Affäre geheim hält.«
    »Dann hast du also keinen Beweis. Ich wusste es.«
    Ich drehe mich auf dem Absatz um und schreite zum Kamin hinüber. Jon folgt mir auf dem Fuße.
    »Du willst einen Beweis?«, höre ich ihn ungläubig murmeln. »Was zum Beispiel ... dass du ein erdbeerförmiges Muttermal an der linken Pobacke hast?«
    »Ich habe kein ...« Triumphierend fahre ich herum und erstarre, da Eric zu uns herübersieht. »Wie bist du nur daraufgekommen, das Licht auf so unglaubliche Art und Weise zu nutzen!« Ich winke Eric, der zurückwinkt und sein Gespräch fortsetzt.
    »Ich weiß, dass du kein Muttermal am Hintern hast.« Jon verdreht die Augen. »Du hast überhaupt keine Muttermale. Nur einen Leberfleck

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