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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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am Arm.«
    Das bringt mich kurz zum Schweigen. Er hat recht. Na, und?
    »Das könntest du auch geraten haben.« Ich verschränke meine Arme.
    »Ich weiß. Habe ich aber nicht.« Ungerührt sieht er mir in die Augen. »Lexi, ich denk mir das nicht aus. Wir haben eine Affäre. Wir sind in einander Verliebt. Rettungslos und leidenschaftlich.«
    »Hör mal ...« Ich fahre mir mit den Händen durchs Haar. »Das ist doch ... verrückt! Ich hätte nie eine Affäre. Weder mit dir, noch mit sonst wem. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie untreu ...«
    »Vor vier Wochen haben wir uns hier auf dem Boden geliebt«, fällt er mir ins Wort. »Da drüben.« Er nickt zu einem großen, flauschigen Schaffell.
    Sprachlos starre ich es an.
    »Du warst oben«, fugt er hinzu.
    »Hör auf!« Wütend fahre ich herum und lasse ihn stehen, marschiere zum anderen Ende der Wohnung, wo eine hypermoderne Acrylglastreppe in ein Zwischengeschoss hinauffuhrt.
    »Sehen wir uns mal den Feuchtraumbereich an«, sagt Jon laut, als er mir folgt. »Ich glaube, der wird dir gefallen ...«
    »Nein, wird er nicht«, fauche ich über meine Schulter hinweg. »Lass mich in Ruhe.«
    Oben angekommen, drehen wir uns beide um und blicken über die stählerne Balustrade hinweg. Ich sehe Eric unter mir und dahinter - durch die riesigen Fenster - die Lichter Londons. Das muss man ihm lassen - die Wohnung ist ein Traum.
    Neben mir steht Jon und schnüffelt.
    »Hey«, sagt er. »Hast du Chips mit Salz und Essig gegessen?«
    »Möglich.« Ich schenke ihm einen vielsagenden Blick.
    Jons Augen werden groß. »Ich bin beeindruckt. Wie hast du die an deinem Ernährungsnazi vorbeigeschmuggelt?«
    »Er ist kein Ernährungsnazi«, sage ich, weil ich den unmittelbaren Drang verspüre, Eric zu verteidigen. »Er macht sich einfach nur ... Gedanken um gesunde Ernährung.« Mein Mund will sich zum Lachen verziehen, und ich wende mich ab.
    Dieser Typ ist lustiger, als ich anfangs dachte. Und er ist irgendwie sexy, so aus der Nähe, mit den verwuschelten, dunklen Haaren.
    Dann wiederum ist vieles andere auch lustig und sexy. Friends ist lustig und sexy. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich eine Affäre mit einem der Schauspieler aus der Serie habe.
    »Was willst du?« Schließlich drehe ich mich zu Jon um, ratlos. »Was erwartest du von mir? Was soll ich tun?«
    »Was ich will?« Er macht eine Pause und runzelt die Stirn, als müsste er darüber nachdenken. »Ich will, dass du deinem Mann sagst, dass du ihn nicht liebst, dass du zu mir kommst und wir zusammen ein neues Leben anfangen.«
    Er meint es ernst. Fast möchte ich lachen.
    »Du möchtest also, dass ich bei dir einziehe«, sage ich, als ob es hier etwas zu verhandeln gäbe. »Jetzt gleich. Einfach so.«
    »In - sagen wir - fünf Minuten.« Er sieht auf seine Uhr. »Ich muss vorher noch ein paar Sachen erledigen.«
    »Du bist doch total gestört.« Ich schüttle den Kopf.
    »Ich bin nicht gestört«, sagt er geduldig. »Ich liebe dich. Du liebst mich. Ehrlich. Das musst du mir glauben.«
    »Ich muss dir überhaupt nichts glauben!« Plötzlich stört mich seine Vertraulichkeit. »Ich bin verheiratet, okay? Ich habe einen Mann, den ich liebe, dem ich ewige Treue geschworen habe. Hier ist der Beweis!« Ich schwenke meinen Ehering. »Das ist der Beweis!«
    »Du liebst ihn?« Jon ignoriert den Ring. »Ganz tief hier drin?« Er schlägt sich an die Brust.
    Am liebsten möchte ich ihn anschnauzen: »Ja, ich liebe Eric von ganzem Herzen«, und ihn damit ein für alle Mal zum Schweigen bringen. Aber aus unerfindlichem Grunde bringe ich diese Lüge nicht über meine Lippen.
    »Vielleicht ist es noch nicht ganz so weit ... aber das wird bestimmt noch«, sage ich und klinge trotziger als beabsichtigt. »Eric ist ein fantastischer Mensch, zwischen uns ist alles wunderbar ...«
    »Mh-hm.« Jon nickt höflich. »Ihr hattet noch keinen Sex seit dem Unfall, oder?«
    Misstrauisch starre ich ihn an.
    »Oder?« Er hat so ein Blitzen in den Augen.
    »Ich ... wir ...« Ich komme ins Stottern. »Vielleicht hatten wir welchen, vielleicht auch nicht! Mein Privatleben geht dich eigentlich nichts an.«
    »Doch, tut es.« Plötzlich hat sein Gesichtsausdruck so was Ironisches. »Und das ist genau der Punkt.« Zu meiner Überraschung nimmt er meine Hand. Er hält sie einen Moment, betrachtet sie. Dann streicht er mit dem Daumen langsam über meine Haut.
    Ich kann mich nicht rühren. Meine Haut kribbelt. Ich kann genau spüren, wo sein Daumen mich

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