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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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und kann ihr Kichern kaum verbergen.
    Ha ha. Sehr komisch.
    »Auch gut!«, sage ich und versuche, nicht zu zeigen, wie verletzt ich eigentlich bin. »Soll mir recht sein, wenn ihr so kindisch sein wollt. Dann vergesst es einfach. Ich wollte nur nett sein.«
    Schwer atmend stolziere ich hinaus. Ich kann das Kichern und Gackern hinter mir hören, versuche aber, es nicht an mich heranzulassen. Ich muss mir meine Würde bewahren. Ich muss ruhig und chefmäßig bleiben. Ich darf mich nicht aufregen, ich darf einfach nicht darauf reagieren ...
    Oh, Gott, ich kann nicht anders. Schmerz und Wut steigen in mir auf, wie in einem Vulkan. Wie kann man nur so gemein sein?
    »Eigentlich ist es überhaupt nicht gut!« Ich marschiere ins Büro zurück, puterrot. »Hört mal zu! Ich habe viel Zeit und Mühe aufgebracht, um diese Muffins zu besorgen, weil ich dachte, es wäre nett, euch was mitzubringen, und jetzt tut ihr so, als könntet ihr sie nicht mal sehen ...«
    »Tut mir leid, Lexi.« Fi sieht mich mit bedauernder Miene an. »Ich weiß ehrlich nicht, was du meinst.«
    Carolyn schnaubt vor Lachen - und dann zerreißt etwas in mir.
    »Ich meine das hierl« Ich schnappe mir einen Schokoladen-Muffin und schwenke ihn vor Fis Gesicht, so dass sie zurückweicht. »Das ist ein Muffin! Das ist ein gottverdammter Muffin! Also, gut! Wenn ihr sie nicht essen wollt, werde ich es eben tun!« Ich stopfe mir den Muffin in den Mund und kaue wütend darauf herum, dann beiße ich gleich noch einmal ab. Lauter große Krümel fallen auf den Boden, aber das ist mir ganz egal. »Wenn es sein muss, esse ich sie eben alle allein!«, füge ich hinzu. »Warum auch nicht?« Ich nehme einen Blaubeer-Muffin mit Zuckerguss und stopfe mir den auch noch in den Mund. »Mmmh, lecker!«
    »Lexi?« Ich drehe mich um, und mein Innerstes schrumpelt zusammen. Simon Johnson und Byron stehen in der Tür.
    Byron sieht aus, als wollte er vor Freude platzen. Simon mustert mich, als wäre ich ein durchgeknallter Gorilla, der im Zoo seine Bananen durch die Gegend wirft.
    »Simon!« Entsetzt spucke ich Muffinkrümel. »Ah ... hi! Wie geht es Ihnen?«
    »Ich wollte nur kurz mit Ihnen sprechen. Es sei denn, Sie sind gerade zu ... beschäftigt.« Simon zieht die Augenbrauen hoch.
    »Natürlich nicht!« Ich streiche meine Haare glatt und versuche verzweifelt, diesen Teigklumpen runterzuschlucken. »Kommen Sie mit in mein Büro.«
    Als ich an der Glastür vorbeikomme, erschrecke ich vor meinem Spiegelbild. Meine Augen haben dunkle Schatten. Meine Haare sehen ziemlich wild aus. Vielleicht hätte ich sie lieber hochstecken sollen. Na gut, das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern.
    »Also, Lexi«, sagt Simon, als ich die Tür schließe und meine halb gegessenen Muffms auf dem Schreibtisch deponiere. »Ich hatte gerade ein gutes Gespräch mit Byron über Juni 07. Er hat Sie bestimmt über die Vorgänge in Kenntnis gesetzt.«
    »Natürlich.« Ich nicke und bemühe mich, so auszusehen, als wüsste ich, wovon er redet. Aber »Juni 07« sagt mir rein gar nichts. Soll da irgendwas passieren?
    »Ich habe für Montag ein Meeting angesetzt, auf dem eine endgültige Entscheidung fallen muss. Mehr werde ich momentan dazu nicht sagen. Diskretion ist von entscheidender Bedeutung ...« Simon schweigt, runzelt die Stirn. »Ich weiß, dass Sie Bedenken hatten, Lexi. Die haben wir alle. Aber tatsächlich bleibt uns keine andere Wahl.«
    Wovon redet er? Wovon?
    »Ich bin mir sicher, dass wir uns einig werden, Simon«, bluffe ich in der verzweifelten Hoffnung, dass er nicht weiter nachfragt.
    »Das freut mich, Lexi. Ich wusste doch, dass Sie Vernunft annehmen.« Er spricht lauter und klingt auch schon viel entspannter. »Also, ich treffe mich nachher mit James Garrison, dem neuen Mann bei Southey‘s. Was halten Sie von ihm?«
    Gott sei Dank! Endlich jemand, von dem ich schon mal gehört habe.
    »Ach, ja«, sage ich forsch. »Leider scheint Southey‘s unseren Erwartungen nicht ganz zu entsprechen, Simon. Wir werden uns nach einem anderen Auslieferer umsehen müssen.«
    »Ich bedaure, widersprechen zu müssen, Lexi!«, fällt Byron mir lachend ins Wort. »Southey‘s hat uns gerade ein verbessertes Preis-und-Service-Paket angeboten.« Er wendet sich Simon zu. »Ich war letzte Woche einen ganzen Tag bei denen. James Garrison hat den Laden komplett auf den Kopf gestellt. Ich war ausgesprochen beeindruckt.«
    Mein Gesicht steht in Flammen. Mistkerl.
    »Sie sind also nicht Byrons Ansicht, Lexi?«

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