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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schädel ein paar vernünftige Gedanken abzuringen. Wir könnten uns treffen und einfach nur reden ...
    Nein. Nein. Ich kann mich nicht hinter Erics Rücken mit jemandem treffen. Ich will, dass meine Ehe funktioniert.
    »Eric und ich hatten gerade eben Sex!«, sage ich trotzig.
    Dabei bin ich mir nicht mal sicher, wieso ich das jetzt sage.
    Die Leitung ist totenstill, und ich frage mich, ob Jon so verletzt ist, dass er aufgelegt hat. Nun, wenn dem so sein sollte, ist es nur gut.
    »Und was willst du mir damit sagen?«, kommt seine Stimme aus dem Hörer.
    »Naja. Das ändert doch sicher alles.«
    »Ich kann dir nicht folgen. Glaubst du, ich liebe dich nicht mehr, weil du Sex mit Eric hattest?«
    »Ich ... ich weiß nicht. Könnte sein.«
    »Oder meinst du, wenn du Sex mit Eric hast, würde das irgendwie beweisen, dass du ihn liebst?« Seine Stimme klingt gnadenlos.
    »Ich weiß es nicht!«, sage ich schon wieder ... Ich sollte dieses Gespräch überhaupt nicht fuhren. Ich sollte rausmarschieren, den Hörer weit von mir halten und rufen: »Liebling? Jon ist am Apparat!«
    Aber irgendetwas hält mich hier im Badezimmer, mit dem Hörer fest am Ohr.
    »Ich dachte, es könnte vielleicht mein Gedächtnis zurückbringen«, sage ich schließlich und setze mich auf den Rand der Badewanne. »Ich muss ständig daran denken, dass die Erinnerung vielleicht noch da ist, nur eingesperrt. Wenn ich doch bloß da rankommen könnte ... es ist so frustrierend ...«
    »Wem sagst du das?«, knurrt Jon, und plötzlich stelle ich mir vor, wie er in seinem grauen T-Shirt und der Jeans dasteht und das Gesicht verzieht, wie er es immer tut, mit dem Hörer in der einen Hand, die andere hinter seinem Kopf, sodass man fast die Achselhöhle sehen kann ...
    Das Bild vor meinem inneren Auge ist so lebendig, dass ich zwinkern muss.
    »Und wie war er so? Der Sex?« Seine Stimme hat sich verändert, klingt entspannter.
    »Es war ...« Ich räuspere mich. »Naja. Sex eben. Du weißt ja, wie Sex ist.«
    »Ich weiß allerdings, wie Sex ist«, gibt er mir recht. »Und ich weiß auch, wie Sex mit Eric ist. Er ist geschickt ... rücksichtsvoll ... er hat Fantasie ...«
    »Hör auf! . Aus deinem Mund klingt das alles, als wäre es was Schlechtes ...«
    »Wir müssen uns treffen.« Jon fährt mir über den Mund. »Unbedingt.«
    »Das geht nicht.« Ich spüre ein unheilvolles Beben in mir. Als würde ich gleich eine unsichtbare Grenze überschreiten. Als müsste ich mich bremsen.
    »Du fehlst mir so sehr.« Seine Stimme ist leiser, sanfter. »Lexi, du hast überhaupt keine Ahnung, wie sehr du mir fehlst. Es zerreißt mich, dass ich nicht bei dir sein kann ...«
    Meine Hand am Hörer ist ganz feucht. Ich kann ihm nicht mehr zuhören. Er verwirrt mich. Er krempelt mich total um. Denn wenn es wahr wäre, wenn alles, was er sagt, wahr wäre ...
    »Hör zu, ich muss los«, sage ich hektisch. »Ich hol Eric.« Mit zitternden Knien schließe ich die Badezimmertür auf und gehe hinaus, halte den Hörer weit von mir, als wäre er verstrahlt.
    »Lexi, warte!« Ich höre seine Stimme, achte aber nicht darauf.
    »Eric!«, rufe ich fröhlich, als ich vor der Tür zum Gästebad stehe, und er kommt heraus, mit einem Handtuch um die Hüften. »Liebling? Jon ist am Apparat. Jon, der Architekt.«

DREIZEHN
    Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Ich habe alles Erdenkliche getan, um der Abteilung zu zeigen, dass ich keine Bitch bin.
    Ich habe einen Anschlag ausgehängt und um Vorschläge für einen vergnüglichen Abteilungsausflug gebeten - aber keiner hat was eingetragen. Ich habe Blumen auf die Fensterbänke gestellt, aber keiner hat auch nur ein Wort darüber verloren. Heute habe ich einen riesengroßen Korb mit Blaubeer-, Vanille- und Schokoladen-Muffins mitgebracht und ihn auf den Fotokopierer gestellt, zusammen mit einem Schild, auf dem steht: »Von Lexi -Bedient Euch!!!«
    Vor ein paar Minuten bin ich rüber ins große Büro geschlendert. Bisher hatte niemand auch nur einen Muffin genommen. Aber es ist ja noch früh. Ich warte lieber zehn Minuten, bis ich wieder nachsehe.
    Ich blättere eine Seite weiter in der Akte, die ich mir gerade vorgenommen habe, dann klicke ich die Datei auf meinem Bildschirm an. Ich arbeite mich gleichzeitig durch Aktenordner und Computerdateien und versuche, Querverweise zu finden. Ohne dass ich etwas dagegen tun könnte, muss ich gewaltig gähnen und lege meinen Kopf auf den Schreibtisch. Ich bin müde. Ich meine, ich bin total

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