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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagt oder mich auslacht und ich in Tränen ausbreche.
    »Es tut mir leid, Lexi.« Ihre Stimme ist so leise, dass ich sie kaum hören kann. »Das war mir nicht... das war uns nicht klar. Ich meine, du siehst nicht anders aus ...«
    »Ich weiß.« Kläglich lächle ich sie an. »Ich sehe aus wie eine brünette Barbie.« Ich nehme eine kastanienbraune Strähne und lasse sie fallen. »Als ich mich im Krankenhaus im Spiegel gesehen habe, bin ich vor Schreck fast gestorben. Ich wusste nicht, wer ich war ...«
    »Hör mal ...« Sie kaut auf ihrer Lippe herum und spielt mit ihren Ohrringen. »Es tut mir leid. Das mit den Muffins und den Post-its und ... alles. Willst du nicht heute mit uns Mittagspause machen?« Voller Tatendrang tritt sie an meinen Tisch. »Lass uns noch mal neu anfangen!«
    »Das wäre schön.« Ich lächle sie dankbar an. »Aber heute kann ich leider nicht. Ich treffe mich mit Loser Dave.«
    »Loser Dave?« Sie klingt dermaßen schockiert, dass ich unwillkürlich lachen muss. »Wieso willst du dich mit ihm treffen? Lexi, du wirst doch wohl nicht etwa ... ?«
    »Nein! Natürlich nicht! Ich möchte nur rausfinden, was in den letzten drei Jahren in meinem Leben passiert ist. Das Puzzle zusammensetzen.« Ich zögere. Mir fallt ein, dass Fi vermutlich alle Antworten auf meine Fragen kennt. »Fi, weißt du, warum Loser Dave und ich uns getrennt haben?«
    »Keine Ahnung.« Fi zuckt mit den Schultern. »Das hast du uns nie erzählt. Du hast uns total ausgegrenzt. Sogar mich. Du ... du hast dich nur noch für deine Karriere interessiert. Also haben wir irgendwann aufgehört, es weiter zu versuchen.«
    Ich sehe ihr die Kränkung an.
    »Das tut mir leid, Fi«, sage ich verlegen. »Ich wollte dich nicht ausgrenzen. Jedenfalls glaube ich das ...« Es ist doch absurd, sich für etwas zu entschuldigen, woran man sich nicht erinnern kann. Als wäre ich ein Werwolf oder so was.
    »Mach dir keine Gedanken. Das warst ja nicht du. Ich meine, du warst es ... aber eben nicht du ...« Fis Stimme erstirbt. Sie scheint auch ziemlich verwirrt zu sein.
    »Ich sollte mich auf den Weg machen.« Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und stehe auf. »Vielleicht hat Loser Dave ein paar Antworten parat.«
    »Hey, Lexi«, sagt Fi kleinlaut. »Du hast einen übersehen.« Sie deutet mit dem Daumen auf meinen Rock. Ich greife hinter mich und reiße noch einen Klebezettel ab. Darauf steht: Mit Simon Johnson —Jederzeit!
    »Mit dem würde ich ganz bestimmt nicht ins Bett steigen«, sage ich und zerknülle den Zettel.
    »Nein?« Fi grinst böse. »Ich schon.«
    »Nein, würdest du nicht!« Bei ihrem Gesichtsausdruck rutscht mir ein Kichern raus.
    »Der sieht doch noch ganz fit aus.«
    »Der ist uralt! Wahrscheinlich kann er gar nicht mehr ...« Wir sehen uns in die Augen, und plötzlich lachen wir beide los, wie in alten Zeiten. Ich lasse meine Jacke fallen, setz mich auf die Sofalehne und halte mir den Bauch, kann gar nicht mehr aufhören. Ich glaube, seit dem Unfall habe ich kein einziges Mal so gelacht. Der immense Druck und alle meine Spannungen kommen heraus. Es wird alles weggelacht.
    »Gott, habe ich dich vermisst!«, presst Fi schließlich glucksend hervor.
    »Und ich dich erst.« Ich hole tief Luft. »Ehrlich, Fi. Es tut mir schrecklich leid, wie ich war ... und was ich getan habe ...«
    »Sei nicht albern!« Freundlich, aber entschlossen, fällt mir Fi ins Wort und reicht mir meine Jacke. »Geh und rede mit Loser Dave.«
    Wie sich herausstellt, ist es für Loser Dave ziemlich gut gelaufen. Und ich meine: ziemlich gut. Er arbeitet jetzt für Auto Repair Shop, in deren Hauptgeschäftsstelle, und hat da einen hohen Posten im Verkauf. Als er aus dem Fahrstuhl tritt, macht er einen sehr gepflegten Eindruck - im Nadelstreifenanzug, die Haare etwas länger, nicht mehr dieser Bürstenschnitt, und dazu eine randlose Brille. Begeistert springe ich auf und rufe:
    »Loser Dave! Ich. fass es nicht!«
    Er zuckt förmlich zusammen und sieht sich um. »Keiner sagt mehr Loser Dave zu mir«, faucht er mich an. »Ich heiße David, okay?«
    »Oh. Okay. Entschuldige ... äh ... David. Nicht mehr Butch!« Ich kann es mir einfach nicht verkneifen, und er wirft mir einen vernichtenden Blick zu.
    Sogar sein Bauch ist weg, was mir auffällt, als er sich an den Empfangstresen im Foyer lehnt und mit der Rezeptionistin spricht. Offenbar trainiert er regelmäßig. Früher hat er seine Hanteln nie mehr als fünfmal gestemmt. Dann hat er sich eine Dose Bier

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