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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eric kommt herein. »Du siehst gut aus. Gehen wir.«
    Gute Güte! So verspannt habe ich ihn ja noch nie gesehen. Auf dem ganzen Weg hängt er am Telefon, und als er es endlich weglegt, tippt er mit den Fingern darauf herum und starrt aus dem Fenster.
    »Bestimmt wird alles gut gehen«, sage ich aufmunternd.
    »Es muss«, sagt er, ohne mich anzusehen. »Das ist unser großer Abend, wenn wir was verkaufen wollen. Haufenweise ultrawichtige Leute. Reichlich Presse. Damit machen wir Blue 42 zum Stadtgespräch.«
    Als wir durch das Tor kommen, stockt mir der Atem. Brennende Fackeln fuhren zum Eingang. Laser streifen über den Nachthimmel. Es gibt einen roten Teppich, über den die Gäste wandeln, und da warten sogar zwei Fotografen. Es sieht aus wie bei einer Filmpremiere.
    »Eric, es ist großartig!« Unwillkürlich drücke ich seine Hand. »Es wird ein Triumph.«
    »Hoffen wir‘s.« Zum ersten Mal dreht sich Eric um und schenkt mir ein verkniffenes Lächeln. Der Fahrer öffnet mir die Tür, und ich nehme meine Tasche, um auszusteigen.
    »Ach, Lexi.« Eric sucht in seiner Tasche. »Bevor ich es vergesse: Das wollte ich dir noch geben.« Er reicht mir ein Blatt Papier.
    »Was ist das?« Ich lächle, als ich es auseinanderfalte. Dann schmilzt mein Lächeln irgendwie dahin. Es ist eine Rechnung. Oben steht Erics Name, aber er hat ihn durchgestrichen und durch »zu Händen Lexi Gardiner« ersetzt. Ungläubig überfliege ich die Worte. Chelsea Bridge Glasobjekte. Großer Mundgeblasener Leopard. Menge: 1. Zu zahlen: £.200.
    »Ich habe eine Neuanfertigung bestellt«, sagt Eric. »Du kannst die Rechnung jederzeit begleichen. Ein Scheck wäre okay, oder überweise es mir auf mein Konto ...«
    Er stellt mir eine Rechnung!
    »Du willst, dass ich den Leoparden bezahle?« Ich zwinge ein leises Lachen hervor, nur um zu sehen, ob es sein Ernst ist. »Von meinem eigenen Geld?«
    »Naja, du hast ihn ja auch kaputtgemacht.« Eric klingt überrascht. »Ist das ein Problem?«
    »Nein! Das ist... das ist okay.« Ich schlucke. »Ich schreib dir einen Scheck. Sobald wir nach Hause kommen.«
    »Hat keine Eile.« Eric lächelt und deutet auf den wartenden Fahrer, der die Tür hält. »Wir sollten reingehen.«
    Alles in Ordnung, sage ich mir. Es ist nur fair, dass er mir die Rechnung gibt. Offenbar ist das in unserer Ehe so.
    So sollte eine Ehe nicht sein.
    Nein. Hör auf. Es ist okay. Alles in Ordnung.
    Ich stopfe das Blatt Papier in meine Handtasche und lächle den Fahrer so strahlend an, wie ich nur kann. Dann steige ich aus und folge Eric über den roten Teppich.

VIERZEHN
    Junge junge, wenn das keine pompöse Party ist! Das ganze Gebäude besteht nur aus Licht und wummernder Musik. Das Penthouse-Loft sieht noch spektakulärer aus als beim letzten Mal - alles voller Blumen und Kellner in coolen, schwarzen Outfits, mit Champagner-Tabletts und Werbegeschenken in Händen. Ava und Jon und ein paar Leute, die ich nicht kenne, stehen am Fenster, und Eric steuert direkt auf sie zu.
    »Freunde!«, sagt er. »Haben wir die Gästeliste schon gecheckt? Sally, hast du die Presseliste dabei? Alles im Griff?«
    »Sie kommen!« Ein junges Mädchen im Wickelkleid kommt hereingelaufen, stolpert fast über ihre Stilettos. »Die van Gogens sind schon da! Und sie haben Freunde mitgebracht. Und dahinter kommt schon der nächste Trupp!«
    »Viel Glück, Kinder.« Eric klatscht jeden im Team ab. »Lasst uns dieses Haus verkaufen!«
    Im nächsten Augenblick tritt ein teuer gekleidetes Pärchen ein, und Eric startet seine Charme-Offensive, fuhrt die beiden zu Ava hinüber, reicht ihnen Champagner und zeigt ihnen die Aussicht. Immer mehr Leute treffen ein, und bald schon hat sich eine kleine Gästeschar versammelt, die plaudert, in der Broschüre herumblättert und den Wasserfall bestaunt.
    Jon steht etwa zehn Meter links von mir und macht ein ernstes Gesicht, während er sich mit den van Gogens unterhält. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Ich weiß nicht, ob er mich überhaupt bemerkt hat. Gelegentlich sehe ich zu ihm hinüber, dann wende ich mich eilig ab, weil mir ganz flau wird.
    Ich komme mir vor wie eine schwärmerische Dreizehnjährige. Trotz der vielen Leute sehe ich nur ihn. Wo er ist, was er tut, mit wem er spricht. Ich werfe noch einen Blick hinüber, und diesmal sieht er mich an. Puterrot wende ich mich ab und nehme einen Schluck Wein. Super, Lexi! Sehr unauffällig.
    Absichtlich wende ich mich ab, damit er nicht mehr in meinem Blickfeld ist. Wie

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