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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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außen. »Ich habe es schon einmal mit angesehen. Ich will es nicht noch mal erleben.«
    »Danke für die Warnung«, fahre ich ihn an. »Ich melde mich, wenn es so weit ist. Wir sollten uns lieber um die Steine kümmern.« Ich zeige auf den Beutel, doch Jon hört mir nicht zu. Er stellt den Beutel auf den Boden und kommt mit eindringlichem, fragendem Blick zu mir herüber. »Kannst du dich denn wirklich, wirklich nicht erinnern?«
    »Nein«, antworte ich müde. »Zum hunderttausendsten Mal: Ich kann mich an nichts erinnern.«
    Dann steht er direkt vor mir, mustert mich, sucht etwas in meinem Gesicht. »Die ganze Zeit, die wir zusammen waren, was wir gesagt haben ... irgendwas muss deinem Gedächtnis doch einen Schubs geben.« Er reibt an seiner Stirn herum, runzelt sie. »Sagen dir Sonnenblumen etwas?«
    Ohne es eigentlich zu wollen, denke ich darüber nach. Sonnenblumen. Sonnenblumen. Habe ich nicht einmal ...
    Nein, es ist weg.
    »Nichts«, sage ich schließlich. »Ich meine, ich mag Sonnenblumen, aber ...«
    »e.e. cummings? Pommes mit Senf?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, gebe ich hilflos zurück. »Das sagt mir alles nichts.«
    Er steht so nah vor mir, dass ich seinen Atem spüren kann. Noch immer sieht er mir in die Augen.
    »Sagt dir das etwas?« Er hebt die Hände, nimmt meine Wangen, streicht mit den Daumen über meine Haut.
    »Nein.« Ich schlucke.
    »Und das?« Er beugt sich herab und küsst meinen Hals.
    »Hör aufl«, sage ich schwach, bringe die Worte kaum heraus. Und außerdem meine ich sie nicht. Ich ringe nach Luft. Alles andere habe ich fast vergessen. Ich will ihn nur noch küssen. Ich will ihn küssen, wie ich Eric noch nie küssen wollte.
    Und dann passiert es. Seine Lippen berühren meinen Mund, und mein ganzer Körper sagt mir, dass es absolut richtig ist. Er riecht richtig. Er schmeckt richtig. Er fühlt sich richtig an. Ich spüre, wie sich seine Arme fest um mich schließen, wie mich seine Bartstoppeln kratzen, ich schließe die Augen, verliere mich, so soll es sein ...
    »Jon?« Avas Stimme dringt durch die Tür, und mir ist, als würde mir jemand einen Stromschlag verpassen. Eilig weiche ich vor Jon zurück, hab ganz weiche Knie, fluche leise. »Scheiße!«
    »Schschscht!« Er sieht selbst ganz durcheinander aus. »Ganz ruhig. Hi, Ava. Was ist?«
    Steine. Ja. Darum hätten wir uns kümmern sollen. Ich schnappe mir den Beutel und nehme ein paar Steine heraus, werfe sie - so schnell ich kann - platschend ins Aquarium. Die armen Fische paddeln herum wie die Irren, aber ich habe keine Wahl.
    »Alles okay?« Ava schiebt ihren Kopf um die Tür. »Ich will gleich ein paar Gäste hier herumführen ...«
    »Kein Problem«, sagt John. »Fast fertig.«
    Sobald Ava verschwunden ist, gibt er der Tür einen Tritt und kommt zu mir zurück.
    »Lexi.« Er nimmt mein Gesicht, als wollte er mich verschlingen oder umarmen oder vielleicht auch beides. »Wenn du wüsstest, wie es mich quält ...«
    »Hör auf damit!« Ich mache mich los. In meinem Kopf dreht sich alles, wie in einem Kaleidoskop. »Ich bin verheiratet! Wir können nicht... Du kannst nicht einfach ...« Ich stöhne auf und halte mir den Mund zu. »Oh, Scheiße. Scheiße!«
    Ich starre in das Aquarium.
    »Was?« Jon glotzt mich an, begreift nicht, dann folgt er meinem Blick. »Oh. Uups.«
    Im Aquarium ist wieder Ruhe eingekehrt. Die tropischen Fische schwimmen friedlich zwischen den Marmorsteinen herum. Bis auf den Blaugestreiften, der oben treibt.
    »Ich habe einen Fisch ermordet!« Ich stoße ein entsetztes Kichern aus. »Ich habe ihm mit einem Stein den Schädel eingeschlagen.«
    »Das muss man wohl so sehen«, sagt Jon und geht zum Aquarium, um es sich genauer anzusehen. »Gut gezielt.«
    »Aber der kostet dreihundert Pfund! Was soll ich nur machen? Jeden Augenblick kommen die Gäste!«
    »Das ist ziemlich mieses Feng Shui.« Jon grinst. »Okay, ich geh und lenk Ava ab. Du spülst ihn weg.« Er nimmt meine Hand und hält sie fest. »Wir sind noch nicht fertig.« Er küsst meine Fingerspitzen, dann geht er und lässt mich mit dem Aquarium allein. Widerwillig lange ich ins warme Wasser und hole den Fisch an der Flossenspitze heraus.
    »Es tut mir leid«, sage ich ganz leise. Ich versuche, das tropfende Wasser mit der anderen Hand aufzufangen und renne ins High-Tech-Badezimmer. Dort werfe ich den Fisch ins schneeweiße Klo und warte, dass es spült. Es spült nicht. Wahrscheinlich ist es auch intelligent.
    »Spül!«, belle ich und wedle

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