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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Trance stehe ich da und beobachte, wie die Leute eintreffen, als plötzlich Eric neben mir auftaucht.
    »Lexi, Liebling.« Starr und missbilligend lächelt er mich an. »Es macht keinen guten Eindruck, wenn du hier so allein stehst. Komm mit!«
    Bevor ich ihn bremsen kann, fuhrt er mich mit fester Hand zu Jon hinüber, der sich mit dem nächsten reichen Pärchen unterhält. Die Frau trägt einen gemusterten Hosenanzug von Dior und rot gefärbtes Haar, und sie hat es mit dem Lipliner reichlich übertrieben. Sie bleckt ihre Porzellanzähne, und ihr grauhaariger Mann brummt, hält sie wie mit einer Tatze an der Schulter fest.
    »Ich würde Ihnen gern meine Frau vorstellen.« Eric strahlt sie an. »Sie ist selbst ein großer Fan des ...« Er macht eine Pause. Ich verkrampfe mich und warte. »... Loft-Style-Living!«
    Wenn ich diese Phrase noch einmal hören muss, erschieß ich mich!
    »Hi, Lexi.« Jon sieht mich kurz an, als Eric wieder seine Kreise zieht. »Wie geht‘s?«
    »Es geht mir gut. Danke, Jon.« Ich versuche, locker zu klingen, als wäre er nur einer unter vielen auf dieser Party, als würde ich ihn nicht fixieren, seit ich hier bin. »Und ... wie gefallt Ihnen das Loft?« Ich wende mich der Dior-Frau zu.
    Das Pärchen tauscht skeptische Blicke. »Wir haben eine Sorge«, sagt der Mann mit einem ausländischen Akzent, den ich nicht orten kann. »Der Platz. Ob es groß genug ist.«
    Ich bin sprachlos. Dieses Loft ist ein Flugzeughangar. Wie kann es nicht groß genug sein?
    »Wir halten fünfhundert Quadratmeter für großzügig bemessen«, sagt Jon. »Allerdings können Sie auch zwei oder drei Einheiten kombinieren, wenn Sie mehr Platz brauchen.«
    »Unser anderes Problem ist das Design«, sagt der Mann.
    »Das Design?«, wiederholt Jon höflich. »Was ist denn mit dem Design?«
    »Bei uns zu Hause ist alles aus Gold«, sagt der Mann. »Goldene Gemälde. Goldene Lampen. Goldene ...« Ihm scheint die Luft auszugehen.
    »Perserteppiche«, wirft die Frau ein und rollt das »r«. »Goldene Perrrserteppiche.«
    Der Mann deutet auf die Broschüre. »Hier sehe ich viel Silber. Chrom.«
    »Verstehe.« Jon nickt, zuckt mit keiner Wimper. »Nun, selbstverständlich lässt sich das Loft ganz nach Ihren persönlichen Wünschen ausstatten. Wir könnten Ihnen beispielsweise den Kamin vergolden.«
    »Ein goldener Kamin?«, sagt die Frau unsicher. »Wäre das nicht etwas ... zu viel?«
    »Kann es denn zu viel Gold geben?«, erwidert Jon freundlich. »Wir könnten auch goldene Lampenfassungen anbringen. Und Lexi könnte Ihnen mit dem goldenen Teppich helfen. Nicht wahr, Lexi?«
    »Selbstverständlich.« Ich nicke und hoffe inständig, dass ich nicht plötzlich vor Lachen lospruste.
    »Ja. Gut, wir denken darüber nach.« Das Pärchen geht und unterhält sich in einer fremden Sprache, die ich nicht kenne. Jon stürzt seinen Drink herunter.
    »Nicht groß genug. Gott im Himmel! In dieses Loft passen zehn unserer Ridgeway-Einheiten.«
    »Was ist Ridgeway?«
    »Unser Bauprojekt für bezahlbaren Wohnraum.« Er sieht meinen leeren Bück. »Projekte wie dieses hier bekommt man nur genehmigt, wenn man daneben was Bezahlbares anbietet.«
    »Ach«, sage ich überrascht. »Von bezahlbaren Wohnungen hat Eric nie was erwähnt.«
    Dieser Umstand scheint Jon zu amüsieren. »Ich würde sagen, dass sein Herz vielleicht nicht unbedingt daran hängt«, sagt er, als Eric gerade ein kleines Podium direkt vor dem Kamin betritt. Die stimmungsvolle Beleuchtung wird gedämpft, ein Spotlight fällt auf Eric, und die Gespräche verstummen.
    »Willkommen!«, sagte er laut, und seine Stimme hallt von den Wänden zurück. »Willkommen in Blue 42, dem jüngsten Projekt unserer Blue-Serie unter dem Banner des ...«
    Ich halte die Luft an. Bitte, bitte, sag es nicht...!
    »Loft-Style-Living!« Seine Hände machen die entsprechende Geste, und sämtliche Mitarbeiter seiner Firma applaudieren frenetisch.
    Jon sieht zu mir herüber und tritt einen Schritt zurück, setzt sich von der Menge ab. Einen Moment später trete auch ich einen Schritt zurück, mit starrem Blick nach vorn. Ich zittere am ganzen Leib - vor Spannung. Und ... Aufregung.
    »Und kannst du dich inzwischen an irgendwas erinnern?«, sagt er wie beiläufig.
    »Nein.«
    Hinter Eric leuchtet ein gigantischer Bildschirm auf, und man sieht Lofts aus allen Blickwinkeln. Peppige Musik erklingt, und der ganze Raum wird immer dunkler. Eins muss man Eric lassen: Die Präsentation ist phänomenal.
    »Das

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