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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit den Armen vor den Sensoren herum. »Spül!«
    Nichts passiert.
    »Spül!«, rufe ich verzweifelt. »Mach schon, spül!« Doch das Klo ist mausetot. Der Fisch treibt darin herum, sieht - umgeben vom weißen Porzellan - noch blauer aus als vorher.
    Das kann doch nicht sein! Wenn irgendwas einen potentiellen Käufer aus einem High-End-Luxus-Apartment vertreibt, dann ein toter Fisch im Klo. Ich reiße mein Handy aus der Tasche und scrolle durch die Kontakte, bis ich J gefunden habe. Das muss er sein. Ich drücke auf Wählen, und kurz darauf antwortet er.
    »Jon hier.«
    »Der Fisch ist im Klo!«, zische ich. »Aber ich kann ihn nicht wegspülen!«
    »Die Sensoren müssten automatisch die Spülung auslösen.«
    »Ich weiß! Aber sie lösen überhaupt nichts aus! Da dümpelt ein toter, blauer Fisch vor sich hin und starrt mich an. Was soll ich machen?«
    »Kein Problem. Geh zur Schalttafel neben dem Bett. Du kannst von dort aus spülen. Hey, Eric! Wie läuft‘s?« Plötzlich ist die Leitung tot. Ich laufe zum Bett hinüber und finde die herausklappbare Schalttafel, eingelassen in die Wand. Ein beängstigendes Digitaldisplay blinkt mich an, und mir entfährt ein leises Stöhnen. Wie kann man in einem Haus leben, das komplizierter als die NASA ist? Wieso muss ein Haus überhaupt intelligent sein? Wieso kann es nicht einfach hübsch und doof sein?
    Mit zitternden Fingern drücke ich »Menü«, dann »Überschreiben« und »Optionen«. Ich überfliege die Liste. Temperatur ... Beleuchtung ... Wo ist das Badezimmer? Wo ist die Klospülung? Bin ich überhaupt an der richtigen Tafel?
    Plötzlich fallt mir auf der anderen Seite vom Bett eine weitere herausklappbare Schalttafel auf. Ich hetze hinüber, reiße sie auf und tippe blind darauf herum. Jeden Moment werde ich den blöden Fisch mit bloßen Händen aus dem Wasser holen müssen ...
    Ein Geräusch lässt mich erstarren. Ein Heulen. Eine Art Sirene in der Ferne. Was um alles in der Welt ...
    Ich höre auf zu tippen und sehe mir die Schalttafel genauer an. Sie blinkt mich mit roten Worten an. Alarm - Wohnung sichern. Da fällt mir auf, dass sich am Fenster was bewegt, und ich sehe, wie sich ein Metallgitter langsam vor die Scheibe senkt.
    Was zum ...
    Panisch tippe ich auf der Schalttafel herum, aber die blinkt nur Zugang verweigert und kehrt dann wieder zu Alarm — Wohnung sichern zurück.
    Oh, mein Gott. Was habe ich angerichtet?
    Ich hetze zur Schlafzimmertür und sehe hinunter.
    Ich fass es nicht! Es herrscht das reine Chaos.
    Hier draußen ist die Sirene sogar noch lauter. Überall senken sich Metallgitter herab, vor den Fenstern, den Gemälden, dem Wasserfall. Wie Geiseln stehen die reichen Gäste mitten im Raum und klammern sich an einander, bis auf einen untersetzten Mann, der neben dem Wasserfall festsitzt.
    »Ist das ein Raubüberfall? Sind sie bewaffnet?«, kreischt eine Frau im weißen Hosenanzug hysterisch und reißt an ihren Fingern herum. »George, verschluck meine Ringe!«
    »Da ist ein Hubschrauber!« Ein grauhaariger Mann spitzt die Ohren. »Hören Sie doch! Die sind auf dem Dach! Wir sitzen in der Falle!«
    Ich starre hinunter, mit rasendem Herzen, starr vor Panik.
    »Es kommt aus dem Schlafzimmer!«, ruft einer von Erics Mitarbeitern, der auf der Schalttafel neben dem Kamin nachgesehen hat. »Irgendwer hat den Alarm ausgelöst. Die Polizei ist schon unterwegs.«
    Ich habe die Party ruiniert. Eric wird mich umbringen, er wird mich umbringen ...
    Und dann, ohne Vorwarnung, verstummt der Lärm. Plötzlich wird alles still, als käme die Sonne hinter den Wolken hervor.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren.« Ich höre eine Stimme von der Treppe her, und mein Kopf fährt herum. Es ist Jon. Er hält eine Fernbedienung in der Hand und wirft einen kurzen Blick zu mir herauf, bevor er zu den Leuten spricht. »Wir hoffen, Sie hatten Ihren Spaß an unserer kleinen Vorführung. Seien Sie versichert: Wir stehen keineswegs im Begriff, unter die Räuber zu fallen.«
    Er macht eine Pause, und einige Leute lachen nervös. Überall im Loft ziehen sich die Gitter wieder zurück. »Allerdings ...«, fährt Jon fort,»... ist es - wie Sie alle wissen - in London heutzutage unerlässlich, sich eingehend Gedanken um seine Sicherheit zu machen. Viele Wohnanlagen versprechen Ihnen Sicherheit. Wir wollten, dass Sie sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. Unser System hat ML-Qualität - zu Ihrem ganz persönlichen Schutz.«
    Meine Knie sind vor Erleichterung so weich, dass

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