Kennwort: Schwarzer Ritter
Finger sich in seinen Arm bohrten, und wusste, was sie dachte. Sardoux ließ sie in Ruhe. Aber irgendetwas war da noch. „Ich verstehe trotzdem nicht. Wenn Sie die Story nicht schreiben, was wollen Sie denn dann hier?“
„Als ich meinem Chef erzählte, dass es keine Story gibt, keinen Todd Buchanan, hat er mir nicht geglaubt.“
„Was soll das heißen?“
„Das heißt, dass er die Story selber schreiben will. Oder er wird seinen besten Reporter damit beauftragen. So oder so, man wird Sie finden. Verstehen Sie mich nicht falsch – Maurice ist kein schlechter Mensch, aber es geht um seinen Job, und deshalb muss er jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn zu behalten.“
„Wie viel Zeit haben wir noch?“ fragte Todd.
„Wenn er seinen besten Reporter herschickt, vielleicht noch achtundvierzig Stunden. Wenn Maurice sich selber an Ihre Fersen heftet, weniger. Er ist ein sehr guter Reporter. Und er hat ausgezeichnete Verbindungen.“
„Wie viel haben Sie ihm erzählt?“
„Nur, dass ich glaubte, Sie in der Gegend von Saint-Jean-de-Luz gesehen zu haben. Das ist natürlich ein riesiges Gebiet – Ciboure, Anglet, Biarritz, Bayonne. Aber er wird in Saint-Jean-de-Luz beginnen, weil ich hier wohne.“
Todd konnte sich vorstellen, was passieren würde, wenn die Geschichte erst einmal bekannt wäre. Die internationale Presse würde sich darauf stürzen wie die Geier und aus ihrem beschaulichen Leben einen Medienzirkus machen. Dann würde die französische Polizei kommen, ihm Handschellen anlegen und ihn ins Gefängnis werfen, während sie darüber berieten, ob sie ihn ausliefern sollten.
„Wenn ich Sie wäre“, fuhr Sardoux fort, „würde ich sofort abreisen. Sie haben genug Zeit, um einen Flug an jeden beliebigen Ort der Welt zu buchen. Wenn die Geschichte dann publik wird, sind Sie tausende von Meilen entfernt.“
„Ja“, nickte Todd. „Ich denke, das müsste gehen.“
Sardoux erhob sich. „All das tut mir so Leid. Ich hoffe aber, Sie verstehen, warum ich es getan habe.“
„Ja.“ Jessica reichte ihm die Hand. „Und wir danken Ihnen, dass Sie gekommen sind,
Monsieur
Sardoux, vor allem, da wir wissen, wie hoch der Preis ist, den Sie dafür bezahlen müssen.“
„Bonne chance.“
Viel Glück. Er schüttelte ihre Hand. „Für Sie beide.“
Todd und Jess begleiteten ihn hinaus und blickten dem grünen Opel nach, bis er auf dem gewundenen Weg hinter einer Biegung verschwunden war. Als sie ihn nicht mehr sehen konnten, gingen sie ins Haus und schlossen die Tür ab. Todd lachte über diese wirkungslose Vorsichtsmaßnahme.
„Was sollen wir jetzt tun?“ fragte Jessica leise.
Er wünschte, er hätte es gewusst. Wäre er allein, dann wäre die Lösung einfach. Er würde so viel einpacken, wie er tragen konnte, und abhauen. Aber er musste auch an Jessica denken. Wie konnte er von ihr verlangen, das Leben eines Nomaden zu führen, von Stadt zu Stadt und von Land zu Land zu ziehen und sich immer umdrehen zu müssen?
Wir könnten nach Genf gehen, überlegte er. Dort war sein Geld. Dort wären sie sicher, zumindest eine Weile. Vielleicht konnte er sogar an neue Pässe kommen, aber das würde dauern. Oder sie hielten sich an Sardoux’ Vorschlag und flogen so weit wie möglich weg – Neuseeland vielleicht. Oder Australien. Wer würde schon dort nach ihnen suchen?
„Ich weiß es nicht, Jess“, sagte er wahrheitsgemäß. „Ich weiß es wirklich nicht.“
„Ich habe alles verdorben, nicht wahr?“ Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
„Hör auf, das zu sagen.“
„Wie denn?“ Unvermittelt stand sie auf, verschränkte die Arme vor der Brust und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. „Wenn ich nicht darauf bestanden hätte, Kate anzurufen, dann wäre das alles nicht in die internationalen Zeitungen gekommen und wir steckten nicht in diesem Schlamassel.“
„Und wenn ich es nicht für eine gute Idee gehalten hätte, meinen Namen reinzuwaschen, wäre ich gar nicht einverstanden gewesen.“
„Du warst einverstanden, weil ich dich immer und immer wieder gedrängt habe. Du hast es für mich getan. Du hast deine Freiheit riskiert. Jetzt siehst du, was wir davon haben.“
„Ich habe es für uns drei getan.“ Er drehte sie zu sich. Sie brach an seiner Schulter zusammen und begann, hemmungslos zu schluchzen.
Während Todd sie festhielt, überschlugen sich seine Gedanken auf der Suche nach einer Lösung, mit der sie beide leben konnten. Am meisten sorgte er sich um Jessica und das Baby. Er
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