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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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einen Kloß in der Magengegend, als er Maurice’ interessierten Gesichtsausdruck wahrnahm. „Es gibt keine Story.“
    Maurice’ verbindliches Lächeln verschwand. „Was?“
    „Es gibt keine Story“, wiederholte Emile. „Ich habe einen Fehler gemacht.“
    „Fehler?“ Es war kein gutes Zeichen, dass ein beredter Mann wie Maurice Varnier Sätze sprach, die nur ein Wort enthielten. Es dauerte nicht mehr lange, bis er explodieren würde, und das war nicht angenehm.
    „Der Mann, den ich für Todd Buchanan hielt, ist ein Deutscher“, log Emile. „Aus Stuttgart. Es tut mir Leid, Maurice. Ich komme mir ziemlich dumm vor.“
    Maurice starrte ihn an. Sein Gesicht wurde purpurrot, und an seiner rechten Schläfe pochte eine Ader in unregelmäßigen Abständen. Emile nutzte die unangenehme Stille, um seine Lüge weiterzuspinnen.
    „Ich weiß, dass Sie enttäuscht sind. Das bin ich auch. Die Geschichte hätte mein Leben verändert …“
    „Sie Miststück“, zischte Maurice. „Sie verkaufen die Story an eine anderen Zeitung, nicht wahr?“
    Damit hatte Emile nicht gerechnet. Nach zehn Jahren beim
Bordeaux-Matin
hätte er es nicht für möglich gehalten, dass man seine Loyalität anzweifelte. „Nein! Mein Gott, Maurice, so etwas würde ich doch niemals tun. Schließlich bin ich zu Ihnen gekommen, oder etwa nicht?“
    „Weil Sie genau wussten, dass ich der einzige Dummkopf in diesem Land bin, der sich auf Ihre gefühlsduselige Geschichte einlassen würde. Dann haben Sie sich überlegt, dass es anderswo lukrativer für Sie sein könnte, und die Sache den großen Zeitungen angeboten. Hätten die abgelehnt, dann wäre ich alter Trottel als Notnagel ja noch immer gut genug gewesen.“
    „Nein!“ Emile war zu verletzt, um sich energisch zu verteidigen. Er bezweifelte, dass er Maurice überhaupt überzeugen konnte. „Ich wollte nie für eine andere Zeitung als den
Bordeaux-Matin
arbeiten.“
    Maurice stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und baute sich vor Emile auf. „Wollen Sie mir etwa weismachen, Sie hätten
Le Figaro
oder
Paris Match
einen Korb gegeben, wenn die Ihnen ein Angebot gemacht hätten?“
    „Ja, denn ich habe Ihnen mein Versprechen gegeben.“
    „Und das soll etwas wert sein?“ schrie Maurice, dessen Gesicht jetzt ganz nahe an dem von Emile war. „Das Versprechen eines Säufers?“
    Die Worte trafen ihn hart. „Das ist nicht fair, Maurice.“
    „Und wie nennen Sie das, was Sie mit mir machen? Ich habe mir ein Bein ausgerissen. Nachdem Sie neulich bei mir waren, habe ich zwei Stunden lang versucht, den großen Boss ein Stockwerk höher davon zu überzeugen, dass wir Ihnen vertrauen können. Hier geht es um meine Glaubwürdigkeit. Vielleicht sogar um meinen Job.“
    „Ich habe noch etwas von dem Geld übrig“, sagte Emile zerknirscht. Er holte fünfhundert Euro aus seiner Tasche. „Den Rest zahle ich auch zurück, das schwöre ich Ihnen – jede Woche ein bisschen, auch wenn ich einen zweiten Job annehmen muss.“
    „Ach, seien Sie still. Beleidigen Sie mich nicht, indem Sie Ihre Lügen mit einer noblen Geste nur noch schlimmer machen.“ Er schlug mit der Hand nach dem Geld. „Das hilft mir auch nicht weiter. Ich will die Story, verdammt noch mal!“
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es keine Story gibt. Todd Buchanan ist nicht hier.“
    „Sie lügen.“ Er zeigte mit dem Finger auf Emile, wie er es neulich getan hatte, aber diesmal waren die Geste und seine Worte nicht freundlich gemeint. „Ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie spielen, aber ich weiß, dass Sie irgendetwas im Schilde führen. Und ich werde herausbekommen, was es ist. Dann werde ich Todd Buchanan finden, und wenn ich mich selbst an seine Fersen hefte. Und dann werde ich Sie zerstören, Emile, haben Sie mich verstanden? Ich werde dafür sorgen, dass Sie nie mehr als Reporter arbeiten und das ganze Land – und auch Antoinette – erfährt, was für ein hinterhältiger, betrügerischer Mistkerl Sie sind.“
    Er ging zurück hinter seinen Schreibtisch und sank in seinen Stuhl. „Verschwinden Sie“, sagte er, ohne aufzuschauen. „Verschwinden Sie einfach.“
    Schweigend verließ Emile das Büro.
    „Ich sollte Kate anrufen“, sagte Jessica.
    Todd antwortete nicht. Nachdem er die halbe Nacht umhergelaufen war und überlegt hatte, was er tun sollte, war er der Lösung seines Problems kaum näher als am Abend zuvor.
    Und anstatt zur Arbeit zu fahren, hatte er im Morgengrauen den Kapitän der
Ainara
angerufen und

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