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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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wurde, kam Bewegung in die Menge, und erneut wurde Kate an den Rand des Bahnsteigs gedrängt. Ärgerlich drehte sie sich um. „Vorsicht dahinten!“ rief sie in Menschenmasse. „Hören Sie auf zu drängeln, sonst wird noch jemand verletzt.“
    Doch als ihre Warnung von einem Mann, der hinter ihr stand, wiederholt wurde, schob sich die Menge erneut vorwärts. Die vorderste Reihe stand jetzt gefährlich nahe an der Bahnsteigkante. Kate hörte einen Fluch und dann einen Schrei. Ihr Arm schoss hervor, und sie riss Alison genau in dem Moment zurück, als der Zug aus dem Tunnel auftauchte.
    Ein zweiter Schrei ging ihr durch Mark und Bein. Wie im Traum sah Kate, dass die Japanerin stolperte. „Nein!“ Während sie Alison festhielt, versuchte sie, den Mantel der Frau zu packen, aber sie bekam ihn nicht zu fassen.
    Ein Laut des Entsetzens ging durch die Menge, als die Frau auf die Schienen fiel.
    „Mom. Oh Gott, Mom!“ Alison schlug die Hand vor den Mund. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit geöffnet.
    Zu erschüttert, um zu sprechen, zog Kate sie an sich und hielt sie fest, während die Menschen um sie herum schrien und kreischten.
    „Mom.“ Alisons Stimme war ein dumpfes Flüstern. „Ist sie …?“
    Ehe Kate eine Antwort einfiel, begann Alison stoßweise zu atmen, als hätte sie Schluckauf. Kate erkannte die Zeichen einer beginnenden Hyperventilation und zog sie rasch durch die Menschenmasse zu einer Zementbank. Sie durchwühlte ihre Einkäufe auf der Suche nach einer kleinen Papiertüte. Als sie eine gefunden hatte, hielt sie sie Alison vor den Mund. „Atme ein paar mal kurz ein und aus“, befahl sie. „Gut. Noch mal.“
    Alison hatte die Augen geschlossen, als ob sie die entsetzliche Szene, die sich gerade vor ihr abgespielt hatte, verdrängen wollte. Sie tat, was ihre Mutter sagte, bis sie wieder alleine atmen konnte. Ihr Gesicht war kreideweiß, und sie zitterte am ganzen Körper.
    Kate hielt sie fest und murmelte ein paar tröstende Worte. Um sie herum herrschte blankes Chaos. Alarmsirenen begannen zu kreischen. Dann rief eine gebieterische Stimme einen Befehl.
    „Lassen Sie uns durch. Polizei. Lassen Sie uns bitte durch.“
    Die Menge teilte sich, als ein halbes Dutzend Polizisten nach vorne lief, gefolgt von zwei Sanitätern mit einer Trage. Jemand musste dem Zugführer Bescheid gegeben haben, denn die Bahn setzte sich wieder in Bewegung; sehr langsam diesmal und rückwärts.
    „Niemand verlässt den Bahnsteig“, befahl dieselbe dröhnende Stimme. „Bleiben Sie bitte stehen. Wir benötigen Ihre Aussagen.“
    Die Menschen schoben sich in die Mitte des Bahnsteigs, wo ein Plakat hinter Glas die Vorzüge von gezuckerten Cornflakes für Kinder pries. Während die Sanitäter auf die Schienen sprangen und den Körper der Japanerin forttrugen, versuchten die uniformierten Polizisten, die Menge zu beruhigen und so viele Zeugenaussagen wie möglich zu sammeln.
    „Die Dame da drüben weiß mehr als ich.“ Ein Mann zeigte auf Kate. „Sie stand direkt neben der Verunglückten.“
    Der Polizist, ein Mann mit rötlichem Gesicht und Bierbauch, kam hinüber zur Bank. Er hatte sein Notizbuch gezückt. „Stimmt das, Ma’am? Sie haben gesehen, was passiert ist?“
    Kate nickte. Sie bemerkte, dass die Kameracrew eines lokalen TV-Senders eingetroffen war und sie filmte. „Es ging alles so schnell. Als ich sah, dass die Frau den Halt verlor, habe ich versucht, sie zurückzuziehen, aber die Wucht ihres Falls war zu stark. Ich konnte sie nicht halten.“
    „Ist sie gestoßen worden?“
    „Ich glaube ja. Es hat hinten angefangen, und dann war es wie eine Kettenreaktion. Wir wurden alle nach vorn geschoben.“
    „Haben Sie gesehen, wer geschoben hat?“
    „Nein …“
    „Aber ich.“
    Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Alison, die den Polizisten aus großen, tränenfeuchten Augen ansah. Sie schien jetzt ruhiger zu sein; das Zittern hatte vollkommen aufgehört.
    Vorsichtig, damit sie nicht von der Menge bedrängt wurde, kam der Polizist näher. „Wie heißt du denn, Mädchen?“
    „Alison. Alison Logan.“
    Kate legte schützend den Arm um ihre Schultern. „Sie ist meine Tochter, Officer.“
    Er nickte und notierte etwas in sein Buch. „Gut, Alison. Dann erzähl mir mal, was du gesehen hast.“
    „Ein Mann versuchte wegzulaufen, nachdem er ihr den letzten Schubs gegeben hatte. Er trug eine Strickmütze, die er in die Stirn gezogen hatte, und einen schwarzen Anorak.“
    „Siehst du den Mann hier

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