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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Ted sich vergangene Woche bei seinem Besuch in ihrem Büro so seltsam benommen hatte? Konnte es sein, dass hinter seinem Interesse an der Wiederaufnahme von Mollys Fall mehr als berufliche Neugier steckte? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Sie musste ihn fragen.
    Den Rest des Morgens verbrachte Kate damit, Papierkram zu erledigen und einige Rechnungen mit Frankie durchzusehen. Um vier Uhr rief sie im Büro des Staatsanwalts an, erfuhr, dass Ted im Gericht war, und sagte zu Frankie, dass sie für heute gehen wollte.
    Eine halbe Stunde später schlich sie sich in das Verhandlungszimmer von Richter Messner, wo über einen Kautionsantrag verhandelt wurde, und setzte sich leise in die letzte Reihe. Als der Antrag des Verteidigers abgelehnt wurde und das Gericht sich vertagte, schloss Ted seine Aktentasche und eilte zum Ausgang. Er sah sehr zufrieden mit sich aus. Er trug den Kopf so hoch, dass er sie gar nicht bemerkte, als er an ihr vorbeiging.
    „Ted.“
    Er drehte sich überrascht um. „Was machen Sie denn hier? Ein paar Erfahrungen sammeln?“
    „Von Ihnen, Ted?“ Sie lachte verächtlich. „Wohl kaum.“
    Die Beleidigung schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen. „Darf ich dann vermuten, dass Sie doch noch im Gibbons-Fall einlenken wollen?“
    „Nein. Ich möchte mit Ihnen über Molly reden.“
    Er schaute sie aus dunklen Augen argwöhnisch an. „Was ist denn mit Molly?“
    „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie beide befreundet waren – sehr gut befreundet?“
    Er schaute eine Weile ins Leere, als ob er nach einer Antwort suchte. Sie fragte sich, ob er wohl lügen würde. Aber nein. „Wie haben Sie das herausgefunden?“
    „Ich habe mit Victor Harlow gesprochen.“
    Diesmal verbarg er seine Überraschung nicht. „Sie haben Harlow gefunden?“
    „Sie haben mich immer unterschätzt, Ted. Ja, ich habe Harlow gefunden.“
    Bis auf einen jungen Mann in der ersten Reihe, der sich Notizen machte – vermutlich ein Jurastudent -, war der Gerichtssaal leer. „Warum spendieren Sie mir keinen Hot Dog bei dem freundlichen Verkäufer da draußen?“ schlug Kate vor. „Dann können wir uns unterhalten.“
    „Ich habe schon zu Mittag gegessen.“
    „Aber ich noch nicht, und ich weiß zufällig, dass Sie um diese Tageszeit immer einen kleinen Imbiss zu sich nehmen – einen Hot Dog mit allem, was dazugehört.“
    „Haben Sie wirklich nichts Besseres zu tun, als mir nachzuspionieren?“
    „Auf die Gefahr hin, Ihnen das Herz zu brechen, Ted, aber ich spioniere Ihnen nicht nach. Ihre Angewohnheiten sind hier allgemein bekannt. Kommen Sie schon“, drängte sie, als er keine Reaktion zeigte. „Gehen wir, bevor er seinen Stand schließt. Ich sterbe fast vor Hunger.“
    Schweigend gingen sie hinaus. Als sie draußen waren, grinste der Verkäufer, ein alter Mann mit einem freundlichen Gesichtsausdruck, Ted an. „Das Übliche, Herr Staatsanwalt?“
    „Heute zweimal, Charlie.“
    „Aber gern.“ Der Mann schaute Kate an und salutierte flüchtig, indem er mit einem Finger seine Stirn berührte.
    Eine Minute später spazierten Kate und Ted zum Mahnmal für die im Einsatz gestorbenen Polizisten. „Was wollen Sie denn wissen?“ fragte Ted.
    „Warum beginnen Sie nicht mit Ihrer Freundschaft mit Molly? Wann hat das angefangen?“
    „Wenige Wochen, bevor Debra gestorben ist.“ Ted biss ein Stück von seinem Hot Dog ab und kaute bedächtig. „Eigentlich hatte ich Molly im Sommer davor kennen gelernt, bei einem der Grillabende, die Debra und ich jedes Jahr veranstaltet haben. Sie kam mit Mitch anstatt mit Todd. Sie hat den ganzen Nachmittag mit Debra gesprochen und sie oft zum Lachen gebracht. Ich habe sie dann erst einige Monate später wiedergesehen. Sie hatte erfahren, dass es meiner Frau sehr schlecht ging, und sie hat angefangen, sie im Krankenhaus zu besuchen. Sie hat ihr vorgelesen, ihr die Haare gemacht, die Nägel geschnitten – all diese Kleinigkeiten, zu denen Debra selbst nicht mehr fähig war.
    Danach kam sie oft zu mir nach Hause und versuchte, mich aufzumuntern. Sie schien genau zu wissen, was ich durchmachte. Ich weiß nicht, woher, aber es war so. Als Debra dann starb, war Molly für mich da. Sie hat mir Essen gebracht, das Haus sauber gehalten, meine Wäsche gewaschen, mit mir geredet, wenn mir danach war, und mich allein gelassen, wenn ich keine Lust auf Gespräche hatte.“
    Da zeichnete sich ja plötzlich ein ganz neues Bild von Molly Buchanan ab – die Molly, die ihr

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