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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mohammed, wie Ihr sagt, ich fürchte sehr, daß das Fleisch von einem gewissen unreinen Thiere ist, natürlich nur unrein für einen Türken, nicht für einen Christen.
    – Sie glauben, Bruno?
    – Erlauben Sie, daß ich mich davon überzeuge, Nizib.«
    Damit legte Bruno, das von Nizib gewählte Stück Fleisch auf seinen Teller, und, unter dem Vorwande es kosten zu wollen, ließ er es mit einigen Bissen völlig verschwinden.
    »Nun, wie? fragte Nizib mit einiger Ungeduld.
    – Nun ja, versicherte Bruno, ich täuschte mich eben nicht… es ist Schweinefleisch! Sapperment, Sie hätten bald Schweinefleisch verzehrt!
    – Schweinefleisch? rief Nizib. Das ist ja verboten…
    – Unbedingt.
    – Und doch schien es mir…
    – Zum Kukuk, Nizib, Sie können sich doch wohl auf Einen verlassen, der das besser kennen muß als Sie.
    – Also, Herr Bruno?…
    – Also, würde ich mich an Ihrer Stelle mit Ziegenkäse begnügen.
    – Der ist aber mager! meinte Nizib.
    – Ja… aber er sieht vorzüglich aus!«
    Bruno stellte dabei schon den Käse vor seinen Kameraden. Nizib begann davon zu essen, freilich nicht ohne einige Grimassen zu schneiden, während der Andere gierig das gehaltvollere Mahl, welches er fälschlich als Schweinefleisch bezeichnet hatte, verschlang.
    »Ihre Gesundheit, Nizib, sagte er, indem er sich aus einem auf dem Tische stehenden Kruge ein großes Glas voll einschenkte.
    – Was für ein Getränke ist das? fragte Nizib.
    – Hm!… machte Bruno… es scheint mir…
    – Was denn? fragte Nizib, auch sein Glas hinhaltend.
    – Daß darunter etwas Branntwein ist… antwortete Bruno, und ein guter Muselmann kann sich doch nicht unterfangen…
    – Ich kann aber nicht essen, ohne zu trinken.
    – Ohne zu trinken?… Nein!… Hier im anderen Kruge ist auch frisches Wasser, mit dem Sie werden vorlieb nehmen müssen, Nizib. Seid Ihr doch glücklich, Ihr Türken, an dieses so heilsame Getränk gewöhnt zu sein!«
    Und während Nizib trank, murmelte Bruno:
    »Nun, werde nur davon fetter, mein Junge… immer werde fetter!«
    Bei einer Wendung des Kopfes entdeckte Nizib noch eine andere Schüssel auf dem Kamine, in welcher auch noch ein verlockendes Stück Fleisch lag.
    »Aha, rief Nizib erfreut, diesmal werd’ ich auch etwas Besseres zu kauen bekommen!…
    – Ja, diesmal gewiß, Nizib, antwortete Bruno, und wir wollen als gute Kameraden ehrlich theilen!… Wahrlich, es schmerzt mich, Sie auf so mageren Ziegenkäse beschränkt zu sehen.
    – Das muß Hammelfleisch sein, Bruno.
    – Ich glaub’s, Nizib.«
    Bruno zog dabei schon die Schüssel an sich, und fing an, das Fleischstück, welches Nizib mit den Blicken verschlang, zu zerlegen.
    »Nun? fragte er.
    – Ja, Hammelfleisch… erklärte Bruno, das muß von Hammeln sein. Wir begegneten ja auch vielen Heerden dieses interessanten Vierfüßlers auf unserer Reise. Man möchte fast glauben, daß es hier zu Lande fast gar nichts anders als Hammel gäbe.
    – Nun also? wiederholte Nizib, seinen Teller hinüberreichend.
    – Warten Sie, Nizib,… warten Sie! In Ihrem Interesse ist es doch besser, daß ich mir Gewißheit verschaffe. Sie verstehen, hier… kaum wenige Meilen von der Grenze… führt man fast noch russische Küche, und den Russen ist doch nicht zu trauen.
    – Ich wiederhole Ihnen, Herr Bruno, daß diesmal von einem Irrthum keine Rede sein kann.
    – Nein, nein, stimmte Bruno zu, der einen Bissen von dem Gericht gekostet hatte, Hammelfleisch ist es wohl, und doch…
    – Nun, was?… rief Nizib.
    – Man möchte behaupten… fuhr Bruno fort, während er schnell hintereinander die auf seinem Teller liegenden Stücke verzehrte.
    – Nicht so schnell, Herr Bruno!
    – Hm… wenn das Hammelfleisch ist, hat es einen eigenthümlichen Geschmack.
    – Ah, das muß ich probiren, rief Nizib, der trotz seiner gewöhnlichen Ruhe sich doch schon zu erheben anfing.
    – Nehmen Sie sich in Acht, Nizib, nehmen Sie sich in Acht!«
    Mit diesen Worten ließ Bruno die letzten Stücke des Fleisches verschwinden.
    »Nun ist’s aber genug, Herr Bruno!…
    – Gewiß, Nizib… genug! Sie hatten diesmal völlig Recht.
    – Es war Hammelfleisch?
    – Echtes Hammelfleisch!
    – Was Sie verschlungen haben!…
    – Verschlungen, Nizib?… Das ist ein Wort, welches ich nicht gelten lassen kann… Verschlungen?… Nein, ich habe es ja nur gekostet.
    – Und ich habe dabei ein hübsches Abendbrot bekommen, erwiderte Nizib in etwas kläglichem Tone. Mir scheint, Bruno, Sie hätten mir wohl

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