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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wie schmeichelnd hinzu.
    – Ja, murmelte Bruno, er ist ihr Herr… so wie man der Herr einer Dogge ist, die einem jeden Augenblick an die Kehle springen kann.
    – Zum Glück, sagte Van Mitten für sich, schon morgen… in Scutari Bruch dieses Verlöbnisses und Abschied!… Aber das wird einen Auftritt geben!«
    Amasia betrachtete ihn mit wirklich aufrichtigem Mitleid, und da sie sich nicht laut zu beklagen erdreistete, so drückte sie heimlich wenigstens seinem Diener ihre Theilnahme aus.
    »Der arme Herr Van Mitten! flüsterte sie Bruno zu. Da zeigt sich’s nun, wohin ihn seine Opferwilligkeit für uns gebracht hat.
    – Und seine Feigheit gegenüber dem Seigneur Keraban! antwortete Bruno, der seinem Herrn eine bis zu solcher Schwäche getriebene Nachgiebigkeit nicht verzeihen konnte.
    – Ach, sagte Nedjeb, das liefert wenigstens den Beweis, daß Herr Van Mitten ein gutes, edelmüthiges Herz besitzt.
    – Ein zu edelmüthiges! versetzte Bruno. Seitdem übrigens mein Herr dem Seigneur Keraban zugesagt hatte, ihn auf einer solchen Reise zu begleiten, hab’ ich’s stets vorhergesagt, daß ihm früher oder später ein Unglück zustoßen werde. Aber ein solches Unglück! Der Verlobte dieser vom Teufel besessenen Kurdin zu werden, und wär’s auch nur für wenige Tage, das hätt’ ich mir freilich nicht träumen lassen; nein, sicherlich nicht! Im Vergleich zu dieser war ja die erste Frau Van Mitten eine reine Taube!«
    Der Holländer hatte sich, immer belagert von seinen beiden Leibwächtern, an einen andern Platz gesetzt, als Bruno ihm etwas Speise anbot; Van Mitten verspürte indeß nicht den geringsten Appetit.
    »Wie, Sie essen nicht, Seigneur Van Mitten? fragte Sarabul, ihn scharf ansehend.
    – Ich habe keinen Hunger.
    – Wirklich? Sie haben keinen Hunger? bemerkte der Seigneur Yanar. In Kurdistan hat man stets Hunger… sogar noch nach der Mahlzeit.
    – So?… In Kurdistan also?… antwortete Van Mitten, während er mit großer Anstrengung rein aus Gehorsam einige Bissen hinunterwürgte.
    – Und trinken Sie auch dazu! befahl die edle Sarabul.
    – O, ich trinke… ich trinke ja Ihre Worte!«
    Er wagte nur nicht hinzuzusetzen:
    »Ich weiß freilich nicht, ob das meinem Magen heilsam sein wird.
     

    Jedes hatte sich nach seinem Belieben niedergelassen. (S. 357.)
     
    – Trinken Sie, wenn man Sie dazu auffordert! fuhr der Seigneur Yanar fort.
    – Ich habe aber keinen Durst!
    – In Kurdistan hat man immer Durst… sogar nach der Mahlzeit!«
    Stets achtsam, beobachtete Ahmet inzwischen unausgesetzt den Führer.
     

    Yanar faßte ihn an der Schulter. (S. 365.)
     
    Etwas abseits sitzend, verzehrte dieser Mann seinen Antheil an dem Essen, konnte aber einige Regungen der Ungeduld nicht verheimlichen, Ahmet wenigstens glaubte das zu bemerken. Wie hätte es auch anders sein können? In seinen Augen war dieser Mann ein Verräther. Er mochte es eilig haben, daß alle seine Gefährten und auch er in der Höhle Unterkommen suchten, wo der Schlaf sie bald zu jeder Gegenwehr unfähig machen würde, wenn der geplante Angriff erfolgte. Vielleicht hätte sich der Führer auch gern wegen irgend eines geheimen Vorhabens entfernt, in Gegenwart Ahmets aber, dessen Argwohn er gewiß kannte, wagte er es nicht.
    »Wohlan, lieber Freund, rief da Keraban, nun nach gutem Mahle ein sanfter Schlaf in freier Luft! Vor dem letzten Stückchen Weg werden wir dann wieder ordentlich zu Kräften gekommen sein. Nicht wahr, meine kleine Amasia?
    – Ja, Seigneur Keraban, übrigens fühle ich mich stark genug, um, wenn es nöthig wäre, sofort die Reise auf’s Neue zu beginnen.
    – Du singst sie noch einmal von vorn an?
    – Um Ihnen zu folgen.
    – Natürlich erst nach einem gewissen Aufenthalt in Scutari! lachte Keraban gutmüthig, so ein Aufenthalt, wie unser Freund Van Mitten einen ähnlichen in Trapezunt erlebt hat.
    – Nun verspottet Ihr mich noch obendrein! murmelte Van Mitten. Er wurde innerlich zwar wüthend darüber, wagte aber in Gegenwart der sehr reizbaren Sarabul auf jene Anspielung keine Antwort zu geben.
    – O, fuhr Keraban fort, die Heirat Ahmets und Amasias wird vielleicht nicht so großartig ausfallen, wie die Verlobung unseres Freundes Van Mitten mit der edlen Kurdin. Ich wäre natürlich nicht im Stande, dazu ein Fest des Paradieses Mohammeds feiern zu lassen, aber verlaßt Euch nur darauf, wir werden’s schon nach Kräften machen. Ganz Scutari muß dazu eingeladen werden, und unsere Freunde aus Constantinopel

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