Keraban Der Starrkopf
müssen die Gärten der Villa füllen.
– So viele brauchen wir ja nicht, wandte das junge Mädchen ein.
– Ja!… O ja… liebste Herrin! rief Nedjeb.
– Wenn ich es aber will, ich!… Wenn ich es will! erwiderte der Seigneur Keraban. Wird meine kleine Amasia mir widersprechen wollen?
– Ach, Seigneur Keraban!
– Nun also, fuhr der Onkel, das Glas erhebend, fort, auf das Wohlergehen dieser jungen Leute, welche es so sehr verdienen, immer glücklich zu sein!
– Auf’s Wohl des Seigneur Ahmet!… Der jungen Amasia!… erscholl es im Kreise der fröhlich erregten Tischgenossen.
– Und auf die Verbindung, fügte Keraban hinzu, ja… auf die Verbindung Kurdistans mit Holland!«
Auf diesen Trinkspruch, den er mit heiterer Miene ausbrachte, mußte Van Mitten gegenüber allen erhobenen Händen sich wohl oder übel, als Dank für den ihm gewidmeten Glückwünsch, nach allen Seiten verneigen.
Die zwar einfache, aber in froher Laune verzehrte Mahlzeit war zu Ende. Noch einige Stunden der Ruhe, und man konnte die Reise ohne allzu große Ermüdung vollenden.
»Nun wollen wir bis zum kommenden Tage schlafen, sagte Keraban. Wenn die Stunde gekommen ist, mag der Führer uns rechtzeitig wecken!
– Recht gern, Seigneur Keraban, versicherte dieser Mann, doch finden Sie es nicht rathsam, daß ich an Stelle Nizibs die Ueberwachung der Pferde übernehme?
– Nein, bleiben Sie hier, mischte sich Ahmet eifrig ein. Nizib ist da, wo er sich befindet, an seinem Platze, und ich ziehe es vor, daß Sie sich nicht entfernen. Wir werden zusammen Wache halten.
– Wache halten? erwiderte der Führer, den Aerger, der ihn dabei beschlich verbeißend. In dieser Gegend Anatoliens ist ja nicht die geringste Gefahr zu fürchten.
– Das ist wohl möglich, antwortete Ahmet, doch etwas zuviel Vorsicht kann niemals schaden. Ich selbst erbiete mich, nachher an Nizibs Stelle die Pferde zu überwachen. Sie können also hier bleiben.
– Wie es Ihnen beliebt, Seigneur Ahmet, antwortete der Führer. Wir wollen also in der Höhle Alles zurecht machen, daß Ihre Gefährten recht bequem schlafen können.
– Thun Sie es, sagte Ahmet, und Bruno wird Ihnen mit Zustimmung des Herrn Van Mitten dabei behilflich sein.
– Geh’, Bruno, geh!« ließ sich die Stimme des Holländers vernehmen.
Der Führer und Bruno traten in die Höhle, wohin sie die Reisedecken, Mäntel und Kaftans, die als Bettzeug dienen mußten, schafften. Amasia, Nedjeb und die Anderen hatten sich bezüglich der Mahlzeit nicht wählerisch gezeigt, die Frage wegen des Nachtlagers sollte sie gewiß ebenso nachgiebig finden.
Während diese letzten Vorbereitungen getroffen wurden, hatte sich Amasia ihrem Ahmet genähert, den sie an der Hand nahm, und sagte:
»Du willst also, lieber Ahmet, diese ganze Nacht noch ohne auszuruhen hinbringen?
– Ja, antwortete Ahmet, der nichts von seiner Unruhe merken lassen wollte, soll ich nicht über alle Diejenigen wachen, die meinem Herzen theuer sind?
– Jedenfalls wird es wenigstens zum letzten Male sein?
– Zum letzten Male! Morgen werden wir endlich alle Anstrengungen dieser Reise überstanden haben!
– Morgen!… wiederholte Amasia, die schönen Augen zu dem jungen Manne erhebend, dessen Blicke auf ihr ruhten, dieses morgen, das niemals kommen zu wollen schien…
– Und welches nun ewig dauern soll! antwortete Ahmet.
– Ewig!« flüsterte das junge Mädchen.
Die edle Sarabul hatte ebenfalls ihres Verlobten Hand ergriffen und sagte seufzend, während sie auf Ahmet und Amasia hinwies:
»Sie sehen sie doch, Seigneur Van Mitten, Sie sehen sie doch alle Beide?
– Wen?… antwortete der Holländer, dessen Gedanken gar nicht danach waren, sich mit solchen Zärtlichkeiten zu beschäftigen.
– Wen? versetzte schärfer Sarabul, nun, die jungen Verlobten! Wahrhaftig, ich finde Sie mehr zurückhaltend als nöthig.
– Sie kennen doch wohl die Holländer, antwortete Van Mitten… Holland ist ein von Deichen umschlossenes Land….
– Aber Kurdistan hat keine Deiche! rief die edle Sarabul, verletzt durch solche Kälte.
– Nein, dort giebt es keine! versicherte auch der Seigneur Yanar, wobei er seines Schwagers Arm schüttelte, daß dieser fast in diesem lebenden Schraubstock zerbrach.
– Zum Glück, konnte sich Keraban nicht enthalten halblaut zu sagen, wird er morgen befreit sein, unser Freund Van Mitten!«
Dann wandte er sich wieder an die Anderen.
»Nun, das Zimmer muß wohl bereit sein!… Ein Zimmer, Freunde, worin für
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