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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Weg im Voraus anzusehen, uns während der Rastzeiten wiederholt verlassen. Mehrmals hat er sich, nicht unruhig aber ungeduldig, entfernt, mit der Vorsicht, unbemerkt zu bleiben. Letztvergangene Nacht ist er eine ganze Stunde lang aus dem Lager weggegangen. Ich schlich ihm vorsichtig nach und ich möchte behaupten… ich behaupte sogar, daß ihm vom Horizonte her ein Feuersignal gegeben wurde… ein Signal, welches er erwartete.
    – In der That, das erscheint bedenklich! stimmte jetzt Keraban zu. Doch weshalb verknüpfest Du etwaige Anschläge dieses Mannes mit den Umständen, welche die Entführung Amasias auf der »Guidare« veranlaßt hatten?
    – O, lieber Onkel, wohin segelte denn jene Tartane? War sie nach dem Hafen von Atina bestimmt, wo sie den Untergang fand? Sicherlich nicht. Wir wissen ja, daß sie nur vom Sturme aus ihrem Course verschlagen wurde. Nun, meiner Meinung noch sollte sie nach Trapezunt gehen, von wo aus gewöhnlich die Harems der Nabobs von Anatolien versorgt werden… Dort hat man leicht genug erfahren können, daß das entführte junge Mädchen aus dem Schiffbruche gerettet wurde, von dort konnte man ihrer Fährte folgen und uns jenen Führer zusenden, der unsere kleine Karawane in einen Hinterhalt zu locken beauftragt war.
    – Ja, Ahmet… antwortete Keraban, wahrhaftig, Du könntest Recht haben!…. Es wäre möglich, daß uns Gefahr drohte… Du hast gewacht, hast wohl daran gethan, und diese Nacht werd’ ich mit Dir Wache halten.
    – Nein, lieber Onkel, nein, erwiderte Ahmet, ruhe Du Dich aus. Ich bin hinreichend bewaffnet, und beim ersten verdächtigen Lärmen…
    – Ich sage Dir, daß ich mit wach bleiben werde, entgegnete Keraban. Es soll Niemand sagen können, daß die Schrulle eines Starrkopfes meines Schlages noch ein neues unheilvolles Ereigniß herbeigeführt habe.
    – Nein, strenge Dich nicht unnützer Weise an!… Auf meine Anordnung hin wird der Führer diese Nacht in der Höhle bleiben. Geh’ nur auch hinein
    – Ich mag aber nicht!
    – Lieber Onkel…
    – Willst Du mir vielleicht bei dieser Gelegenheit widersprechen? herrschte ihn Keraban an. Nimm Dich in Acht, Ahmet, es hat mir lange Keiner Widerpart gehalten.
    – Schon gut, lieber Onkel, wir wachen also zusammen.
    – Ja, wir halten Wache unter Waffen, und wehe dem, der sich an unser Lager heranschleichen sollte!«
    Der Seigneur Keraban und Ahmet gingen also geräuschlos auf und ab, hielten die Blicke immer nach beiden Seiten auf die schmale Straße gerichtet und spannten auf den geringsten Laut, der in der ausnehmend ruhigen Nacht hätte hörbar werden können So bildeten sie vor dem Eingange der Höhle eine sichere und getreue Wache.
     

    Keraban und Ahmet hielten getreue Wache. (S 368.)
     
    Zwei Stunden gingen ungestört hin; eine dritte noch ebenso Nirgendzeigte sich etwas Verdächtiges, was den Argwohn des Seigneur Keraban und seines Neffen hätte bekräftigen können. Schon gaben sie sich der Hoffnung hin, daß die Nacht ohne Zwischenfall verlaufen werde, als gegen drei Uhr des Morgens laute Rufe, offenbar Ausrufe unerwarteten Schreckens, vom Ausgange der Schlucht her erschallten.
     

    Ahmet näherte sich dem Schurken. (S. 372.)
     
    Sofort sprangen Keraban und Ahmet nach ihren Waffen, die sie am Fuße eines Felsens niedergelegt hatten, und diesmal ergriff auch der Onkel, der seinen schönen türkischen Pistolen für den Ernstfall doch nicht allzusehr trauen mochte, gleich ein gutes Gewehr.
    Da kam schon Nizib athemlos durch den Engpaß herzugelaufen.
    – Ach, Herr… Herr!
    – Was giebt es denn, Nizib?
    – Ach Herr… da unten… da unten…
    – Da unten?… sagte Ahmet.
    – Die Pferde!
    – Unsere Pferde?
    – Ja!
    – Aber so sprich doch, dummer Kerl! rief Keraban, den armen Burschen kräftig schüttelnd. Unsere Pferde?
    – Sind gestohlen!
    – Gestohlen?
    – Ja, fuhr Nizib fort. Zwei oder drei Männer kamen auf die Wiese gestürzt, um sich derselben zu bemächtigen…
    – Sie haben sich unserer Pferde bemächtigt, rief Ahmet, und sie haben sie weggeführt, sagst Du?
    – Ja!
    – Auf die Landstraße… nach jener Seite?… fragte Ahmet weiter, indem er in der Richtung nach Westen hinwies.
    – Nach jener Seite.
    – Wir müssen ihnen nacheilen… den Schurken nachstürmen… müssen sie einholen… rief Keraban.
    – Bleib’, lieber Onkel, antwortete Ahmet. Jetzt unsere Pferde wieder zu erlangen, wäre doch unmöglich. Am nöthigsten erscheint mir, unseren Lagerplatz selbst in

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