Keraban Der Starrkopf
alles Andere am Herzen liegt.
– Das begreif’ ich, Seigneur Ahmet, erwiderte Yarhud, sich nach Amasia umwendend. Dabei bin ich auf den Gedanken gekommen, Ihnen all’ die Schätze, welche meine Tartane enthält, zur Verfügung zu stellen.
– O, Capitän Yarhud, da haben Sie wahrlich einen nicht üblen Gedanken gehabt, erklärte Ahmet.
– Aber, lieber Ahmet, sagte das junge Mädchen, was sollte mir noch fehlen?
– Wer weiß? erwiderte Ahmet. Die levantinischen Capitäne haben oft eine Auswahl prächtiger Gegenstände, und man muß eben sehen…
– Ja, ja, sehen und kaufen, rief Nedjeb, und wenn wir auch Seigneur Keraban zu Grunde richten sollten, zur Strafe für sein Zögern.
– Und woraus besteht ihre Ladung, Capitän? fragte Ahmet.
– Aus vorzüglichen Stoffen, die ich an den Erzeugungsstellen eingekauft habe, erwiderte Yarhud, und mit denen ich gewöhnlich handle.
– Nun, das müssen die jungen Damen sehen! Sie verstehen sich darauf weit besser als ich, und ich werde mich glücklich schätzen, liebste Amasia, wenn der Capitän der »Guidare« unter seiner Ladung einige Stoffe hat, welche Deinen Beifall finden.
– Daran zweifle ich nicht, antwortete Yarhud; übrigens hab’ ich Sorge getragen, verschiedene Proben mit hierher bringen zu lassen, welche ich Sie zu prüfen bitte, bevor Sie an Bord kommen.
– Lassen Sie sehen, lassen Sie sehen! rief Nedjeb. Aber ich sage Ihnen, Capitän, daß für meine Herrin nichts zu schön sein kann.
– Wirklich nichts!« wiederholte Ahmet.
Auf ein Zeichen Yarhud’s breitete der Matrose verschiedene Stoffe aus, welche der Capitän der Tartane dem jungen Mädchen vorlegte.
»Hier, silberdurchwirkte Seide von Brussa, sagte er, welche eben erst in den Bazaren von Constantinopel eingetroffen war.
– Wahrlich, eine schöne Arbeit, meinte Amasia, die Stoffe musternd, welche unter den beweglichen Fingern Nedjebs glitzerten, als wären sie nur aus Lichtstrahlen gewebt.
– Da sehen Sie, sehen Sie! rief die junge Zigeunerin. Etwas Schöneres hätten wir in den Kaufläden Odessas gewiß nicht gefunden!
– In der That, das scheint mir eigens für Dich hergestellt zu sein, meine Amasia, sagte Ahmet.
– Ich mache Sie auch, nahm Yarhud wieder das Wort, besonders auf diese Musseline von Scutari und Turnova aufmerksam. Sie werden schon an diesem Stücke die Vollkommenheit der Arbeit erkennen, bei mir an Bord würden Sie aber sicherlich über die äußerst mannigfaltigen Dessins und den Glanz der Farben dieser Gewebe erstaunt sein.
– Nun, das ist abgemacht, Capitän, wir werden der »Guidare« einen Besuch abstatten, rief Nedjeb.
– Und Sie werden denselben nicht zu bereuen haben, versicherte Yarhud. Doch erlauben Sie mir, Ihnen noch einige Artikel vorzulegen. Hier sind hochglänzende Brocate, Seidenhemden mit durchscheinenden Streifen, Stoffe zu Ferredjes, Musseline zu Jachmaks, persische Shawls zu Schärpen, Taffete zu Beinkleidern«…
Amasia bewunderte mit Interesse die prächtigen Stoffe, welche der maltesische Capitän mit vollendetem Kunstgriffe vor ihren Augen schimmern ließ. Wenn er ein eben so guter Seemann wie gewandter Kaufmann war, dann konnte es der »Guidare« an glücklichen Fahrten nicht fehlen. Jedes weibliche Wesen – und die jungen türkischen Damen machen davon keine Ausnahme – hätte sich von diesen, aus den besten Fabriken des Orients stammenden Geweben leicht in Versuchung führen lassen.
Ahmet bemerkte mit Vergnügen, mit welcher Bewunderung seine Verlobte dieselben betrachtete. Sicherlich konnten, wie Nedjeb gesagt hatte, weder die Bazare Odessas, noch die von Constantinopel, ja nicht einmal die Magazine von Ludovies, dem berühmten armenischen Händler, eine kostbarere Auswahl aufweisen.
»Liebe Amasia, meinte Ahmet, Du wirst doch nicht wollen, daß dieser brave Capitän sich für uns umsonst bemüht hat? Da er Dir so herrliche Stoffe zeigt, und seine Tartane davon noch schönere birgt, so werden wir einen Besuch auf der Tartane machen.
– Ja, ja, rief Nedjeb, die sich gar nicht mehr halten konnte und schon nach dem Meere zu lief.
– Und wir werden auch, setzte Ahmet hinzu, irgend ein Seidenzeug finden, das dieser Närrin Nedjeb gefällt.
– Nun, ist’s denn nicht auch nöthig, daß sie ihrer Herrin Ehre macht, antwortete Nedjeb, vorzüglich an einem Tage, wo deren Vermählung mit einem so freigebigen Gatten wie Seigneur Ahmet gefeiert wird?
– Und eines so guten, fügte das junge Mädchen hinzu, indem sie die Hand
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