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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das Boot und eilte nach der Terrasse.
    »Was gibt es denn, mein Vater? fragte sie. Was führt Dich so schnell aus der Stadt zurück?
    – Eine große Neuigkeit!
    – Eine gute? fragte Ahmet.
    – Eine ganz ausgezeichnete, antwortete Selim. Eben ist ein von meinem Freund Keraban abgesandter Eilbote im Comptoir eingetroffen.
    – Wär’s möglich? rief Nedjeb.
    – Ein Eilbote, der mir seine Ankunft anzeigt, erwiderte Selim, und der ihm selbst nur um sehr wenig voraus ist.
    – Mein Onkel Keraban! rief Ahmet…. Mein Onkel Keraban ist nicht mehr in Constantinopel?…
    – Nein, ich erwarte ihn hier!«
    Zum Glück für den Capitän der »Guidare »sah Niemand den Ausdruck von Ingrimm, den er nicht zu unterdrücken vermochte. Die unmittelbare Ankunft des Onkels Ahmets war das ernsthafteste Hinderniß, das er bei der Ausführung seines Vorhabens zu fürchten hatte.
    »Ach, der gute Seigneur Keraban! rief Nedjeb.
    – Doch weshalb kommt er? fragte das junge Mädchen.
    – Nun wegen Ihrer Vermählung, theure Herrin! antwortete Nedjeb. Was sollte er sonst in Odessa zu suchen haben?
    – Das muß der Grund sein, meinte auch Selim.
    – Ich denke es, sagte Ahmet. Warum sollte er Constantinopel ohne diesen Grund jetzt verlassen haben? Er wird sich eines Besseren besonnen haben, der würdige Onkel! Er hat sein Constantinopel, seine Geschäfte, ohne uns davon zu benachrichtigen, verlassen…. Das ist eine Ueberraschung, die er uns bereiten wollte.
    – Ah, wie werden wir ihn willkommen heißen! rief Nedjeb. Und welch’ guten Empfang soll er hier finden!
    – Und der Bote hat Dir nichts gesagt, was ihn nun so plötzlich hierher geführt, Vater? fragte Amasia.
    – Nichts, antwortete Selim. Dieser Mann hat in Majaki, wo der Wagen des Freundes Keraban anhielt, um die Pferde zu wechseln, ein Postpferd genommen. Er ist nur nach meinem Comptoir gekommen, um anzuzeigen, daß mein Freund Keraban direct hierher kommen werde, ohne sich in Odessa aufzuhalten, und so muß also mein Freund Keraban von einer Minute zur anderen erscheinen!«
    Daß der Freund Keraban vom Banquier Selim, der Onkel Keraban von Amasia und Ahmet, und der Seigneur Keraban von Nedjeb jetzt
in contumaciam
mit den liebenswürdigsten Titeln belegt wurde, bedarf wohl nicht der Erwähnung. Diese Ankunft bedeutete ja die unmittelbar bevorstehende Feier der Hochzeit. Den Verlobten winkte das Glück aus nächster Nähe. Die so erwünschte Verbindung brauchte nicht bis zu dem entscheidenden Termin – entscheidend wegen jener Vermögensfrage – hinausgeschoben zu werden. O, wenn Seigneur Keraban der starrsinnigste aller Menschen war, so war er doch auch der gütigste.
    Ungeduldig sah Yarhud dieser Familienscene zu. Sein Boot hatte er indeß noch nicht zurückgesendet. Es kam ihm viel darauf an, zu erfahren, was der Seigneur Keraban zunächst vorhatte. Konnte er in der That nicht fürchten, daß dieser die Vermählung Amasias und Ahmets feiern wolle, ehe er seine Fahrt um das Schwarze Meer fortsetzte?
    Da ließen sich schon verschiedene Stimmen, unter welchen eine besonders befehlerisch hervorklang, von draußen vernehmen. Die Thür öffnete sich, und gefolgt von Van Mitten, Bruno und Nizib erschien der Seigneur Keraban.
Zehntes Capitel.
In welchem Ahmet einen energischen, übrigens durch die Umstände gebotenen Entschluß faßt.
    »Guten Tag, Freund Selim! Guten Tag! Schütze Dich Allah, Dich und Dein ganzes Haus!«
    Bei diesen Worten drückte Keraban kräftig die Hand seines Correspondenten in Odessa.
    »Guten Tag, Neffe Ahmet!«
    Und mit großer Innigkeit preßte Seigneur Keraban seinen Neffen Ahmet an’s Herz.
    »Guten Tag, meine kleine Amasia!«
    Und Seigneur Keraban legte beide Hände auf die Wangen des jungen Mädchens, das bald seine Nichte werden sollte.
    Alles das geschah so schnell, daß noch Keiner Zeit gefunden hatte, zu antworten.
    »Und nun auf Wiedersehen und vorwärts!« setzte Seigneur Keraban hinzu, sich gegen Van Mitten zurückwendend.
    Der phlegmatische Holländer, der nicht einmal vorgestellt worden war, erschien mit seinem unveränderlichen Gesicht wie eine fremde Persönlichkeit, die nur für die Hauptscene eines Schauspieles heraufbeschworen war.
    Alle glaubten, als sie den Seigneur Keraban mit solcher Freigebigkeit seine Küsse und Händedrücke austheilen sahen, er sei nur gekommen, um die Vermählung zu beschleunigen; als sie ihn aber rufen hörten: »Vorwärts!« fielen sie nicht wenig aus den Wolken.
    Ahmet war der Erste, der das Schweigen der

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