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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch dieselbe segeln konnten, um Asow zu belagern, so sind jetzt schon Handelsschiffe gezwungen zu warten, bis das vom Südwind aufgestaute Wasser eine Tiefe von zehn bis zwölf Fuß erreicht.
    Der Türke reiste aber im Jahre 1882 und nicht 2000, und man mußte schon die hydrographischen Bedingungen mit in den Kauf nehmen, wie sie sich eben darboten.
    Inzwischen war der Wagen die Abhänge, welche bis Jenikaleh reichen, hinabgekommen, wobei ganze Schaaren von Trappen mit betäubendem Geschrei aufflogen, welche vorher in dem hohen Grase geweidet hatten.
    Da hielt der Wagen vor dem ersten Gasthofe des Städtchens und der Seigneur Keraban erwachte.
    »Sind wir an einer Poststation? fragte er.
    – Ja, an der Poststation Jenikaleh,« antwortete Ahmet einfach.
    Alle stiegen aus und betraten das Gasthaus, während der Wagen nach der Poststation fuhr. Von hier aus sollte er nach dem Einschiffungsplatz geleitet werden, wo sich eine zum Uebersetzen von Reisenden zu Fuß, zu Pferde und im Wagen bestimmte Fähre vorfand, welche selbst ganze Karavanen befördert, die von Europa nach Asien oder umgekehrt ziehen.
    Jenikaleh ist ein Städtchen, in dem lohnender Handel mit Salz, Caviar, Seife und Wolle getrieben wird. Die Stör-und Steinbuttfischereien beschäftigen auch einen Theil der fast ausschließlich griechischen Einwohnerschaft, die Seeleute des Ortes treiben fast ohne Ausnahme Küstenschifffahrt auf leichten, mit zwei lateinischen Segeln ausgestatteten Fahrzeugen. Jenikaleh hat auch eine wichtige strategische Lage, woraus es sich erklärt, daß die Russen dessen Forts befestigten, als sie es im Jahre 1771 den Türken abgenommen hatten. Es bildet eine Thür zum Schwarzen Meere, welche zwei Sicherheitsschlüssel hat, den von Jenikaleh auf der einen, und den von Taman auf der anderen Seite.
    Nach etwa einhalbstündigem Aufenthalte veranlaßte der Seigneur Keraban seine Begleiter zum Aufbruche, und sie begaben sich nach dem Quai, wo die Fähre sie erwartete.
    Da richteten sich aber die Blicke Keraban’s nach rechts und links und es entfuhr ihm ein unwillkürlicher Ausruf.
    »Was hast Du, lieber Onkel? fragte Ahmet, der sich dabei nicht besonders wohl fühlte.
    – Ist das ein Strom da? fragte Keraban, nach der Meerenge zeigend.
    – Ein Strom, ja, das ist es, erklärte Ahmet, der es für des Richtigste hielt, seinen Oheim in diesem Irrthum zu lassen.
    – Ein Strom!« rief Bruno.
    Ein Zeichen seines Herrn gab ihm zu verstehen, daß er hierüber nichts weiter sagen sollte.
    »Aber nein, das ist ja ein…« begann da Nizib.
    Er konnte den Satz nicht ganz aussprechen. Ein kräftiger Stoß seitens seines Kameraden Bruno schnitt ihm das Wort ab, als er das vor ihnen liegende Gewässer so bezeichnen wollte, wie dieses es verdiente.
    Inzwischen starrte der Seigneur Keraban immer noch auf den Strom, der ihm den Weg abschnitt.
    »Er ist gehörig breit! sagte er.
    – Ja, freilich… recht breit… wahrscheinlich in Folge einer Ueberschwemmung, meinte Ahmet.
    – Einer Ueberschwemmung, die von dem Schmelzen des Schnees herrührt, fügte Van Mitten zur Unterstützung seines jungen Freundes hinzu.
    – Vom Schmelzen des Schnees… im Monat September? sagte Keraban, sich gegen den Holländer umkehrend.
    – Gewiß, vom Schmelzen des Schnees… des alten Schnees… des Schnees vom Kaukasus! antwortete Van Mitten, der schon nicht mehr wußte, was er herausbrachte.
    – Ich sehe aber keine Brücke, auf der man über diesen Strom gelangen könnte! fuhr Keraban fort.
    – Leider, lieber Onkel, ist eine solche nicht da! antwortete Ahmet, der aus beiden geschlossenen Händen eine Art Fernrohr bildete, so, als wolle er die vermuthete Brücke über den vermeintlichen Strom besser wahrnehmen können.
    – Aber es sollte eine Brücke hier sein… sagte Van Mitten. Mein Reiseführer erwähnt die Existenz einer Brücke….
    – So? Ihr Reiseführer erwähnt einer Brücke?… entgegnete Keraban, der die Stirn runzelnd seinen Freund Van Mitten anstarrte.
    – Ja… jene berühmte Brücke… stotterte der Holländer. Sie wissen ja den Pont-Euxin…
Pontus Euxinos
der Alten.
    – Ja, und so alt, versetzte Keraban, dem die Worte mehr pfeifend zwischen den geschlossenen Lippen hervordrangen, daß dieselbe nicht einmal der Ueberschwemmung in Folge des Schmelzens des Schnees… des alten Schnees hat Widerstand leisten können.
    – Des Schnees vom Kaukasus«, hätte Van Mitten noch einmal erklären können, aber er war mit seinem Latein zu Ende.
    Ahmet hielt

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