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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der um nichts in der Welt eine so erquickende Ruhepause durch das Wortgeplänkel einer Discussion zu stören gewünscht hätte.
    – Immer Recht, Freund Van Mitten!
    – Was mich jedoch von jeher in Erstaunen gesetzt hat, Freund Keraban, ist, daß wir als Tabakshändler selbst so großes Vergnügen daran finden, die eigene Waare zu consumiren.
    – Und wie kommen Sie dazu? fragte Keraban, der sich jeden Augenblick »klar zum Gefecht« hielt.
    – Nun, weil es mir gegenüber der allgemein bestätigten Erfahrung, daß der Pastetenbäcker nichts von Pasteten, der Conditor nichts von Zuckernaschwerk wissen will, eigentlich vorkommt, als müßte der Tabakshändler gerade einen gewissen Abscheu…
    – Nur eine Bemerkung, Van Mitten, unterbrach ihn Keraban, erlauben Sie mir einen Einwurf.
    – Und der wäre?…
    – Haben Sie je von einem Weinhändler gehört, der das Getränk, welches er verkauft, verachtet hätte?
    – Nein, das freilich nicht.
    – Nun sehen Sie, Weinhändler oder Tabakshändler, das kommt ganz auf Eines hinaus.
    – Ich füge mich, erwiderte der Holländer. Die von Ihnen beigebrachte Erklärung scheint mir vortrefflich.
    – Gewiß, versicherte Keraban, doch da Sie gewillt scheinen, über diese Frage Händel anzufangen…
    – Es liegt mir gänzlich fern, Händel zu suchen, Freund Keraban! beeilte sich Van Mitten zu erklären.
    – Doch!
    – Nein, ich versichere Ihnen…
    – Da Sie eine etwas verletzende Bemerkung über meine Vorliebe für den Tabak laut werden ließen…
    – Aber, so glauben Sie doch….
    – Ja, ja… antwortete Keraban, sich allmählich erwärmend, ich verstehe schon diese versteckten Anspielungen…
    – Auf meiner Seite kann von keinen Anspielungen die Rede sein, entgegnete Van Mitten, der – ohne zu wissen wodurch – vielleicht unter dem Einflusse des reichlich verzehrten Mahles, über diese fortgesetzten Behauptungen etwas die Geduld verlor.
    – Und doch! beharrte Keraban. Jetzt ist nun die Reihe an mir, Ihnen eine Bemerkung zu machen.
    – Thun Sie sich keinen Zwang an!
    – Ich begreif’ es nicht, nein, ich begreif’ es wirklich nicht, wie Sie sich so vergessen können, Latakie aus einem Nargileh zu rauchen! Das ist des Geschmacks eines Rauchers, der sich selbst achtet, unwürdig.
    – Ich glaube doch das Recht zu haben, es zu thun, erwiderte Van Mitten, da ich einmal den Tabak Kleinasiens vorziehe…
    – Kleinasien, wahrhaftig, Kleinasien fehlt viel, um Persien die Wage zu halten, wenn es sich um Rauchtabak handelt.
    – Das kommt darauf an!
    – Der Tombeki, selbst wenn er einer doppelten Auswässerung unterworfen wurde, behält immer noch eine eigenthümliche Wirkung, die dem des Latakie weit überlegen ist.
    – Das bestreite ich nicht! rief der Holländer, er äußert in Folge seines Gehaltes an Belladonna sogar sehr energische Wirkungen.
    – In geeigneter Quantität kann Belladonna die Güte eines Tabaks nur erhöhen.
    – Gewiß; für Leute, die sich langsam vergiften wollen, bemerkte Van Mitten.
    – Das ist kein Gift!
    – Es ist doch ein solches, und noch dazu ein sehr wirksames.
    – Bin ich denn daran gestorben? rief Keraban, der im Interesse der von ihm vertretenen Sache gleich einen tüchtigen Zug verschluckte.
    – Nein, Sie werden aber daran noch sterben!
    – Meinetwegen! Doch selbst in der Todesstunde, wiederholte Keraban, dessen Stimme eine beunruhigende Schärfe annahm, werd’ ich noch bei der Behauptung verbleiben, daß der Tombeki jenem ausgedörrten Grase, welches sich Latakie nennt, weit vorzuziehen ist!
    – Es ist unmöglich, einen solchen Irrthum, ohne Einspruch zu erheben, hingehen zu lassen! erwiderte Van Mitten, der auch seinerseits etwas in die Wolle kam.
    – Er wird doch bestehen bleiben!
    – Und Sie wagen das Gegentheil einem Manne gegenüber zu behaupten, der dreißig Jahre lang Tabak jeder Art verkauft hat?
    – Zwanzig Jahre!
     

    Diese »Kholonnes« sind wirklich wandelnde Dörfer. (S. 184.)
     
    – Dreißig Jahre!«
    Bei dieser neuen Phase ihres Wortwechsels angelangt, hatten sich beide Gegner ganz gleichzeitig aufgerichtet. Bei dem lebhaften Gesticuliren aber glitten Beiden gleichzeitig die Bernsteinmundstücke aus den Lippen und die Schläuche fielen zu Boden. Sofort bückten sie sich danach und stritten immer weiter, wobei nun die unliebenswürdigsten Anzüglichkeiten zutage kamen.
     

    »Sie haben recht, wie immer, Freund Keraban.« (S. 189.)
     
    »Wahrlich, Van Mitten, sagte Keraban, Sie sind doch der schlimmste

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