Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
unverbesserliche Trinker, abgefeimte Diebe, unwissend, daß sie nicht einmal lesen können, abergläubisch über alle Maßen, leidenschaftliche Spieler – das sind die Nomaden, welche unaufhörlich die Kette des Kaukasus durchziehen.
     

    Der Boden ist stark bewaldet. (S. 183.)
     
    Der Reisewagen passirte direct einen ihrer Khotonnes, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Die Leute rührten sich kaum von der Stelle, um sich nach den Reisenden umzusehen, von denen wenigstens Einer sie mit großem Interesse betrachtete. Vielleicht verfolgten sie aber doch mit neidischen Blicken das Fuhrwerk, welches im Galopp die Straße dahinflog. Zum Glück für den Seigneur Keraban verhielten sie sich aber ruhig, und die Pferde konnten die nächste Poststation erreichen, ohne die Krippe ihres Stalles mit der Weide eines Kalmükenlagers vertauscht zu haben.
    Nachdem der Wagen die Bai von Zemes hinter sich hatte, fand er eine enge, zwischen die letzten Ausläufer der Bergkette und die Küste eingezwängte Straße; weiterhin verbreiterte sich dieselbe aber bedeutend und wurde auch bequemer fahrbar.
    Um acht Uhr Abends wurde das Städtchen Gelendschik erreicht. Dort wechselte man die Pferde, aß ein wenig, fuhr um neun Uhr weiter, die ganze Nacht hindurch bei manchmal wolkigem, manchmal gestirntem Himmel, während die Brandung jetzt bei annähernder Tag-und Nachtgleiche heftig gegen das Ufer schlug; erreichte am nächsten Morgen gegen sieben Uhr den Flecken Beregowaja, zu Mittag Dschuba, um sechs Uhr Abends das Städtchen Tenginsk, um Mitternacht Nebugsk, am folgenden Morgen um acht Uhr Golowinsk, um elf Uhr den Flecken Lachowsk und zwei Stunden später das Städtchen Ducha.
    Ahmet hatte keine Ursache, sich zu beklagen. Die Reise verlief ohne Unfall, was ihm ja zu Statten kam, auch ohne jedes bemerkenswerthe Ereigniß, was Van Mitten doch verdroß. Seine Notizblätter füllten sich ja nur mit langweiligen geographischen Namen; keine interessante Bemerkung, keine nennenswerthe Erinnerung hatte er zu verzeichnen.
    In Ducha sollte der Wagen zwei Stunden lang halten, während der Postmeister seine Pferde holte, welche weit draußen auf der Weide waren.
    »Nun, so wollen wir so gut und so lange essen, wie die Umstände es gestatten, sagte Keraban.
    – Ja, wir wollen essen, stimmte Van Mitten zu.
    – Und wo möglich recht gut essen! murmelte Bruno, indem er sein eingefallenes Bäuchlein betrachtete.
    – Vielleicht bietet uns dieser Aufenthalt, fuhr der Holländer fort, eine unvorhergesehene Abwechslung, an der es unserer Fahrt gar sehr mangelt. Ich hoffe, mein junger Freund Ahmet wird gestatten, daß wir einmal Athem schöpfen?…
    – Bis zum Eintreffen der Pferde, erwiderte Ahmet. Wir haben schon den siebenten dieses Monats!…
    – Das ist eine Antwort, wie sie mir gefällt, sagte Keraban. Wir wollen also sehen, was die Küche bietet.«
    Der Gasthof von Ducha bietet nur eine sehr mittelmäßige Unterkunft. Er erhebt sich am Ufer der Mdsymta, welche rauschend von den benachbarten Abhängen herabstürzt.
    Der Ort ähnelt sehr jenen Kosakendörfern, welche den Namen »Stamisti« führen, und zwar durch seine Palissaden und Thore, über die ein viereckiger Thurm emporragt, auf dem sich Tag und Nacht eine Wache befindet. Die Häuser mit hohen Strohdächern, mit lehmübertünchten Mauern, welche meist unter dem Schutze hoher Bäume liegen, beherbergen eine, wenn nicht begüterte, so doch auch nicht nothleidende Bevölkerung.
    Durch die unaufhörliche Berührung mit den Landleuten des orientalischen Rußland haben die Kosaken ihre Originalität übrigens fast gänzlich eingebüßt.
    Muthig, gewandt, aufmerksam, ausgezeichnete Wächter der ihrer Sorgfalt anvertrauten Militärlinie sind sie jedoch geblieben und gelten mit Recht für die besten Reiter der Welt, sowohl im ernstlichen Kampfe gegen die Bergbewohner, welche sich in einem schon chronisch gewordenen Zustand der Rebellion befinden, wie bei gelegentlichen Tournieren, wo sie sich als ausnehmend sattelfest erweisen.
    Sie gehören einer recht schönen Race an und man erkennt sie leicht an einer gewissen Eleganz ihrer Bewegung und Gestalt, weniger am Costüm, welches mit dem der kaukasischen Bergbewohner zusammenfällt. Immerhin ist es leicht, unter der großen Pelzmütze das energische Gesicht zu erkennen, welches ein dichter Bart bis hoch hinauf verdeckt.
    Als der Seigneur Keraban, Ahmet und Van Mitten an der Gasthofstafel Platz genommen hatten, trug man ihnen eine Mahlzeit auf,

Weitere Kostenlose Bücher