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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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genug ist!… murmelte Bruno, dessen Zähne schon zu arbeiten begannen, daß ihm das Wasser im Munde zusammenlief.
    – Gehen Sie nach der anderen Stube, sagte der Wächter. Was sich da auf dem Tische befindet, es steht Ihnen zur Verfügung.
    – Und Bruno wird uns bedienen, erklärte Keraban, während Nizib dem Kutscher helfen mag, die Araba und die Pferde so gut wie möglich, wenigstens gegen den Sturm geschützt, unterzubringen!«
    Auf ein Zeichen seines Herrn verschwand Nizib schon durch die Thür, um Alles nach besten Kräften auszuführen.
    Gleichzeitig begaben sich der Seigneur Keraban, Van Mitten und Ahmet, gefolgt von Bruno, nach der zweiten Stube und nahmen vor einem lodernden Kaminofen in der Nähe eines kleinen Tisches Platz. Hier fanden sich in groben Schüsseln verschiedene Reste von kaltem Fleisch, dem die ausgehungerten Reisenden alle Ehre anthaten. Als Bruno sie so begierig essen sah, meinte er schon für sich, daß sie etwas zu viel thun möchten.
    »Wir dürfen aber auch Bruno und Nizib nicht vergessen, bemerkte Van Mitten nach einer Viertelstunde unausgesetzten Kauens, die der Diener des würdigen Holländers fast endlos fand.
    – Gewiß nicht, antwortete der Seigneur Keraban, es liegt kein vernünftiger Grund vor, sie, ebenso wenig wie ihre Herren, verhungern zu lassen.
    – Das klingt doch wenigstens einmal verständig! murmelte Bruno.
    – Und sie nicht wie Kosaken zu behandeln!… fügte Keraban hinzu. Ah, diese Kosaken… man sollte hundert solcher Kerle hängen…
    – Oh! machte Van Mitten.
    – Tausend… zehntausend… hunderttausend! fuhr Keraban fort, die Hand seines Freundes kräftig drückend, dann wären immer noch zu viel da!… Doch, es ist schon spät… wir wollen schlafen!
    – Ja, das ist besser,« antwortete Van Mitten, der durch sein unzeitgemäßes »Oh« beinahe zum Urheber eines schrecklichen Massenmordes der Nomadenstämme des moskowitischen Reiches geworden wäre.
    Der Seigneur Keraban, Van Mitten und Ahmet kehrten also in die erste Stube zurück, als Nizib eben mit Bruno zusammentraf, um jetzt auch zu essen. Hier suchten nun Alle, sich in ihre Mäntel hüllend, im Schlummer die langen Stunden dieser stürmischen Nacht wegzutäuschen. Es wurde ihnen jedoch sehr schwer, unter diesen Verhältnissen Schlaf zu finden.
    Inzwischen gingen Bruno und Nizib, die sich gegenübersaßen, nun daran, gewissenhaft zu vertilgen, was in den Schüsseln und Krügen etwa übrig geblieben war.
    Bruno spielte da Nizib gegenüber stets den Ueberlegenen, und Nizib benahm sich höchst unterthänig gegen Bruno.
    »Nizib, begann Bruno, meiner Ansicht nach haben die Diener das Recht aufzuessen, was die Herren für sie übrig gelassen haben mögen.
    – Sie haben wohl immer Hunger, Bruno? fragte Nizib, aber in zitterndem Tone.
    – Hunger stets, Nizib, vorzüglich wenn zwölf Stunden vergangen sind, ohne daß ich etwas zu mir genommen habe.
    – Man merkt nichts davon.
     

    »Nicht so schnell, Herr Bruno!« (S. 252.)
     
    – Wie, man merkt nichts davon?… Sehen Sie denn nicht, Nizib, daß ich seit acht Tagen um zehn Pfund abgemagert bin? Mit den mir zu weit gewordenen Kleidungsstücken könnte man einen zweimal so starken Mann wie mich ausstatten.
    – S’ist wirklich merkwürdig, wie es Ihnen geht, Herr Bruno! Ich für meinen Theil werde bei dieser Lebensweise eher fetter.
    – Ah, der nimmt dabei zu!… murmelte Bruno mit einem spöttischen Seitenblick auf seinen Kameraden.
    – Wollen doch einmal nachsehen, was sich in dieser Schüssel findet, sagte Nizib.
    – Hm, brummte Bruno, ‘s ist verzweifelt wenig übrig, und wenn’s zur Noth für Einen reicht, für Zwei gewiß nicht.
    – Auf Reisen, Bruno, muß man sich mit dem begnügen, was man eben findet, sagte Nizib.
    – Ah, Du spielst den Philosophen, sagte sich Bruno; ah, Du erlaubst Dir gar, fetter zu werden… Du…«
    Damit zog er Nizib das Schüsselchen weg.
    »He, was zum Teufel haben Sie sich denn da zugelangt? fragte er.
    – Ich weiß es nicht, aber es sieht aus wie ein Stück Hammelfleisch, antwortete Nizib, der den Teller wieder vor sich nahm.
    – Hammelfleisch?… rief Bruno, Nizib nehmen Sie sich in Acht… ich glaube, Sie täuschen sich.
    – Wir werden ja sehen, meinte Nizib, ein Stück Fleisch, das er gerade mit der Gabel angespießt, zum Munde führend.
     

    Dieser Aufstieg war nur mit größter Anstrengung möglich. (S. 258.)
     
    – Nein… nein! fiel Bruno ein, indem er ihm die Hand hielt. Nicht so übereilt! Bei

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