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Kerker und Ketten

Kerker und Ketten

Titel: Kerker und Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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der Daj. »Ich möchte es gern nachbauen. Könnt Ihr mir nicht behilflich-«
    Das Wort wurde ihm abgeschnitten. Die Flügeltür flog auf. Herein stürmte — Hussejn. Der Daj fuhr auf.
    »Weshalb stürzt du hier herein wie ein Wilder?« Hussejn wollte den versäumten Kniefall nachholen, als seine Blicke auf die beiden Verkleideten fielen.
    »Das sind die Hundesöhne, die Halunken, die Christenhunde, die mich eingesperrt und die weiße Sklavin befreit haben!«
    Er wandte sich zur Tür und schrie nach den Wachen. Der Daj blickte aufgeregt von einem zum anderen. Er verstand gar nicht, worum es überhaupt ging.
    Mit einem Satz war Michel bei ihm und entriß ihm den Krummsäbel, dessen Scheide und Griff über und über mit kostbaren Diamanten besetzt waren.
    »Komm, Diaz!« schrie er und versuchte, durch die kleine Tür, durch die sie eingetreten waren, den Gang zu gewinnen.
    In dem Augenblick, als Ojo die Tür aufstieß, erschienen auf der anderen Seite die gerufenen Wachen. Der Anblick ihres Herrschers ließ sie für den Bruchteil einer Sekunde zögern. Dieser Augenblick genügte den beiden Weißen. Sie warfen die Tür von außen zu und eilten wieder zu der Balustrade, hinter der sie vorhin gestanden hatten. Kaum waren sie verborgen, als die ersten Soldaten herausstürmten. Sie rannten vorüber.
    »Was machen wir jetzt? Sie werden den Palast absperren und niemanden mehr hinauslassen«, sagte Ojo.
    Michel schwieg und dachte angestrengt nach. Hinter dieser Balustrade waren sie verhältnismäßig sicher. Aber sie mußten aus dem Palast. Lange konnten sie hier nicht bleiben.
    In diesem Moment sprang die kleine Tür abermals auf. Ein Offizier der Janitscharenwache erschien. Er hatte ungefähr Michels Statur. Zögernd blieb er stehen. Er wußte offenbar nicht, wohin er sich so schnell wenden sollte. Michel nutzte das Stutzen des anderen aus. Mit einem Sprung erreichte er ihn und riß ihn, ehe er sich's versah, in das Versteck, wo Ojo bereits den Säbel in der Faust hielt.
    »Nicht töten!« zischte Michel. »Nimm mein Gewehr und schlage ihm den Kolben über den Schädel!«
    Ojo reagierte blitzschnell. Vom Schlag getroffen sank der Mann um. Im Nu hatten ihm die beiden Bedrängten seine Kluft ausgezogen.
    Michel entledigte sich des Burnus und des Turbans, dessen Farbe ihn mit Sicherheit verraten hätte, und zog die schmucke Uniform über.
    Dann griff er, ohne viel Worte zu machen, in den Turban seines Begleiters, warf ihn auf die Erde und meinte:
    »Bring dir das Haar ein wenig durcheinander, Diaz. Das sieht echt aus. Wenn du dann hinter mir drein stürmst, wird kein Mensch auf die Idee kommen, daß du einer der beiden Gesuchten bist.« Jetzt waren sie fertig und traten vor. Sie rannten ein paar Schritte, bis sie den Hof erreichten. Hier herrschte ein wildes Durcheinander schreiender Menschen. Michel legte die Hände trichterförmig um den Mund und schrie:
    »Da drüben, seht ihr sie nicht? Dort rennen sie. Auf, ihr Männer, im Namen Allahs, fangt sie!« Er selbst stürmte mit gezogenem Säbel zwischen die sich dicht drängenden Leute hinein. Ojo, ebenfalls mit blanker Waffe, die er von dem Offizier erbeutet hatte, folgte ihm, sich mit seinen Bärenkräften Bahn brechend.
    Es währte nicht lange, und sie standen auf der Straße. Aber ohne Aufenthalt stürmten sie weiter, bis sie in der dunklen Gasse hinter dem Palast landeten. Plötzlich verhielt Michel den Schritt.
    »Verdammt«, keuchte er, »ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen.« »Wieso, Senor Doktor?« fragte Ojo.
    »Ich habe meinen Burnus und meinen Turban zurückgelassen. Als Janitscharenoffizier verkleidet kann ich unmöglich die Stadt verlassen. Die Wachen würden sich höllisch wundern, wenn ich mit einem Zivilisten ins Freie jagen würde. Zeit haben wir auch nicht mehr zu verlieren; denn sonst sind die Postenketten darüber unterrichtet, daß zwei Flüchtlinge versuchen wollen, ins Freie zu kommen. Eine verteufelte Situation.« »Können wir uns nicht durch die Posten schleichen?«
    »Und die Pferde, die hinter der Moschee stehen? Was willst du ohne sie anfangen? Zu Fuß kämen wir nicht weit.«
    »Wir haben aber doch verabredet, daß wir uns mit unserm Freund und dem befreiten Mädchen treffen wollen. Die beiden haben Pferde. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als abwechselnd zu reiten.«
    »Nein«, meinte Michel entschieden, »wir müssen einen anderen Weg finden. Laß mich nachdenken.«
    Plötzlich ging ein Aufleuchten über sein Gesicht.
    »Wir

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