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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Garten, wenn du im Garten bist.«
    Finn war also nicht vom Erdboden verschluckt, er war ihm absichtlich aus dem Weg gegangen. Tobias stellte erstaunt fest, dass ihm das nicht gleichgültig war. Er hatte sich daran gewöhnt, dass Finn ihn mochte und seine Nähe suchte. Und jetzt fühlte er sich schuldig und wusste nicht, warum, er hatte sich schließlich nichts zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil, er hatte sich alle Mühe gegeben, den Jungen zu trösten.
    Tobias erklärte, dass nichts vorgefallen sei, außer, dass Finn ihm von Rosines Tod erzählt hatte und irgendwann ins Haus gelaufen sei, er sei ziemlich durcheinander und unglücklich gewesen. Annika nickte. Tobias fiel eine kleine Kerbe an ihrem Mund auf, die man als Kummerfalte bezeichnen konnte, und zwei steile Falten zwischen den Augenbrauen. Annika wirkte verändert, und er fragte sich, was dahinterstecken mochte. »Und wie geht es dir so?«, erkundigte er sich und widerstand dem idiotischen Impuls, sie in den Arm zu nehmen und ihr über die blonden Locken zu streicheln.
    »Ach, dafür, dass ich mich gestern nach längerem Hin und Her endgültig von einem Mann getrennt habe, der mir schon eine ganze Weile nicht gutgetan hat und Finns Vater nächsten Monat meine drittbeste Freundin heiratet, die im fünften Monat von ihm schwanger ist, geht es mir supergut«, sagte Annika. »Wobei supergut natürlich relativ ist, wie alles im Leben. Aber ich kann immerhin behaupten, dass ich nicht die Absicht hege, mich vor lauter Verzweiflung in der Spree zu ertränken.«
    »Oh, hm. Verstehe«, sagte Tobias.
    Annika warf ihm einen schrägen Blick zu. »Wirklich? Das hätte ich jetzt nicht vermutet.«
    »… und du hättest Recht damit gehabt«, hörte sich Tobias sagen. »Tatsächlich stehe ich auf dem Schlauch, aber ich war zu feige, es zuzugeben. Also noch mal von vorn: Wie geht es dir? Bist du traurig? Wütend? Oder was anderes? Bist du noch verliebt in den Mann, von dem du dich getrennt hast? Hängst du noch an Finns Vater? Wie lange wart ihr zusammen?«
    Sie hatte mit großen Augen zugehört. »Neugierig bist du gar nicht, hm?«
    »Ich bin interessiert. Das ist etwas anderes.«
    Sie akzeptierte diese Aussage kommentarlos und erklärte, dass sie nicht genau sagen könne, wie sie sich fühle. Verliebt in ihren Ex sei sie jedenfalls nicht, so viel sei sicher. Sie käme sich vor wie ein Topf mit Suppe, in dem viele unbekannte Zutaten vor sich hinbrodelten, und es sei noch nicht abzusehen, wie das Ganze schmecken würde.
    »Das ist ein interessanter Vergleich«, meinte Tobias, der eine Suppe im Dampfkochtopf vor Augen hatte, der kurz vor der Explosion stand. Annika gab schnippisch zurück, es sei leider der Einzige, mit dem sie zur Zeit dienen könne, und sie müsse jetzt Finn vom Judo abholen.
    Als Tobias seine Wohnungstür hinter sich schloss, hatte er das Gefühl, es sich nicht nur mit Finn, sondern auch mit seiner Mutter verscherzt zu haben. Eigentlich hätte es ihm egal sein können. Aber es war ihm nicht egal. Das war schon ziemlich seltsam. Er aß eine Kleinigkeit zu Abend, dann packte er sein Bordcase – eine dreitägige Schulung in München stand an.
    Als Tobias später das Schlafzimmerfenster öffnete, war es draußen noch nicht ganz dunkel. Er hatte geduscht, seine Haut war noch feucht, und er genoss den kühlen Wind, der vom Garten her über seinen Körper strich. Er sah eine Fledermaus über den Himmel huschen, und er betrachtete den Birnbaum, unter dem Annika so gerne saß.
    Und plötzlich hätte er schwören können, dass eine dünne, schwarze Katze mit hocherhobenem Schwanz über den Rasen spazierte. Beim Birnbaum setzte sie sich hin und fing an, sich zu putzen. Fasziniert beobachtete Tobias das Tier, bei dem es sich natürlich nicht um Rosine handeln konnte, denn Rosine war ja tot und begraben. Aber im Dämmerlicht dieser Sommernacht, aus einem Fenster im ersten Stock, sah diese Katze verdammt noch mal aus wie die klapprige Katzenoma, die hier gelebt hatte. Jetzt streckte sie sich genüsslich, marschierte weiter und verschwand dann in der Hecke zum Nachbargrundstück.
    Ob Annika schon schlief? Er wusste so gut wie gar nichts über sie, aber jetzt wollte er ihre Stimme hören und ihr ein paar Fragen stellen, es ließ ihm einfach keine Ruhe. Ein Blick auf den Wecker verriet ihm, dass es 22.09 Uhr war. Kurz entschlossen suchte er die Rufnummer von Annika Olsen aus dem Telefonbuch. Hatte sie nicht gesagt, er könne jederzeit anrufen oder vorbeikommen? So etwas

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