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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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keinen Himmel, das sei alles Quatsch. Oma sagt, Opa hat keine Ahnung, es gibt wohl einen Himmel, das hat ihr ihr Schutzengel verraten, aber nur Menschen dürfen rein, Tiere nicht, weil sie keine Seele haben. Man braucht nämlich unbedingt eine Seele, um in den Himmel zu kommen. Die Seele ist wie ein Ausweis, den der Engel am Himmelstor kontrolliert. Opa hat Oma angeschnauzt, dass sie nicht so einen Stuss reden soll. Es gibt keine Seelen, und wenn der Körper tot ist, ist das das Ende, basta. Es erwischt irgendwann jeden, ob Katze oder Mensch, und nichts bleibt vom Totsein übrig außer ein bisschen Dreck. Oma hat fast geweint und gesagt, dass Opa keine Ahnung hat. Sie schon, weil ihr Schutzengel ihr erzählt hat, wie Seelen aussehen: Sie sind golden und um einen drum herum wie eine Eierschale, bloß besteht die Schale aus einer Art Nebel. Dann hat Mama gesagt, Rosine hat natürlich eine Seele, weil alle Lebewesen eine Seele haben, und diese Seele immer noch bei uns ist, so wie ein Schutzengel, aber sie weiß nicht, ob Seelen wie goldene Eierschalen sind, sie hat noch nie eine gesehen. Papa sagte, es gibt keine Engel und keinen Himmel, aber an Seelen glaubt er ganz fest. Seelen sind das, was immer da ist und da sein wird von uns, egal, in welchem Körper sie grade stecken. Er glaubt auch, dass die Seelen sich einen neuen Körper suchen, wenn der alte stirbt. Rosine wird also re-re-kaa-, na, wiedergeboren werden, und ich soll mir überlegen, ob ich in ein paar Wochen mit ihm ins Tierheim fahren will, vielleicht würde ich die wiedergeborene Rosine dort erkennen und mit nach Hause nehmen können. Jeder erzählt etwas anderes. Was ist denn nun wahr? Was soll ich denn nun glauben?«, sagte Finn heftig. Er schnaubte in das Taschentuch, knüllte es zusammen und warf es ins Gras.
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
    Finn nickte.
    »Niemand weiß, ob es Seelen und Himmel wirklich gibt. Alles, was je dazu gesagt und geschrieben worden ist, sind Vermutungen. Jeder vermutet etwas anderes. Für viele Leute ist der Tod nicht ganz so schrecklich, wenn sie glauben können, dass nach dem Sterben nicht alles zu Ende ist. Mir zum Beispiel gefällt die Vorstellung, dass ich noch mal auf die Welt kommen werde, in einem anderen Körper, und ganz von vorn anfangen und all die tollen Dinge erleben kann, die ich in diesem Leben verpasst habe. Also habe ich mich entschlossen, daran zu glauben. Nicht, weil meine Vorstellung wahrer ist als andere Ideen zu diesem Thema, sondern weil sie mir gefällt und ich sie tröstlich finde. Wir dürfen alles glauben, was wir möchten, niemand hat das Recht, uns irgendwelche Vorschriften zu machen.«
    Irgendwo im Garten sang eine Nachtigall ihr Lied. Finn hatte den Kopf auf die Knie gelegt und sagte lange, lange kein Wort. Als er sich aufrichtete, war die Nachtigall verstummt.
    »Ich würde gern glauben, dass es einen eigenen Himmel für Katzen gibt und dass es Rosine für immer gut geht und sie nie mehr sterben muss«, sagte er schließlich.
    »Wie sieht es aus in einem Himmel speziell für Katzen?« erkundigte sich Tobias interessiert. »Springen da die Mäuse den Katzen direkt ins Maul? Und wächst dort Katzenminze? Die Katze, die wir zu Hause hatten, als ich klein war, war total verrückt nach dem Zeug.«
    Finn sprang auf wie von einer Hornisse gestochen und schrie: »Wie soll ich denn so was Bescheuertes wissen, wenn ich nicht einmal weiß, ob es einen Himmel gibt! Das mit dem Totsein ist einfach total beschissen und ungerecht! Alles, was man lieb hat geht weg und kommt nie wieder – DAS ist die Wahrheit! Alles andere ist doch bloß erstunken und erlogen.« Dieser Ausbruch war das Ende der Unterhaltung, Finn lief ohne ein weiteres Wort ins Haus.
    Zwei Wochen vergingen, ohne dass Finn Tobias im Garten besucht hätte. Der Junge war wie vom Erdboden verschluckt.
    Seltsamerweise erwischte sich Tobias dabei, dass er öfter an Finn dachte und sich fragte, wie es dem Steppke wohl so gehen mochte. Nachdem eine weitere Woche vergangen war, lief Tobias Annika im Treppenhaus über den Weg, und er nutzte die Gelegenheit, um sich nach Finn zu erkundigen.
    »Finn ist immer noch traurig wegen Rosine. Er träumt fast jede Nacht von ihr, immer denselben Traum: Sie liegt auf seinem Bett und will ihm etwas sagen, aber er versteht sie nicht, weil sie nur maunzt und schnurrt.« Annika seufzte. »Sag mal, ist irgendetwas vorgefallen zwischen euch? Er redet gar nicht mehr von dir. Und er geht auch nicht mehr in den

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