Kerzenlicht Für Eine Leiche
jedenfalls gut. Als sie mit dem Essen fertig war, bestellte sie sich einen Kaffee und – einer Schwäche nachgebend – den Käsekuchen vom Dessertwagen. French kehrte zurück, wie sie gehofft hatte.
»Ist alles nach Ihren Wünschen?«
»Wundervoll, danke sehr. Das ist ein ruhiger Tag heute für Sie, nicht wahr? Aber im Allgemeinen geht das Geschäft gut, oder?« Sie signalisierte ihr Interesse an einer beiläufigen Unterhaltung, indem sie die Ellbogen auf die Tischplatte stützte und ihn über gefaltete Hände hinweg anlächelte. French beeilte sich, ihr zu versichern, dass die Geschäfte fantastisch liefen und nur dieser Tag ein wenig schleppend.
»Aber so ist das im Geschäftsleben.«
»Es ist bestimmt ein interessanter Beruf. Wenn ich recht verstanden habe, waren Sie schon immer in dieser Sparte?« Glücklicherweise schien sich French nicht zu wundern, woher Meredith diese Information hatte. Er gehörte zu jener Sorte Mensch, die nur zu gerne über sich selbst redete.
»Ich habe als Barmann angefangen, genau wie heute Mickey dort hinten. Allerdings nicht in einem guten Restaurant wie diesem! Ich hatte nicht so viel Glück wie Mickey. Ich fing bei einem Partyservice an, hier in der Stadt. Aber es war eine gute Firma, und sie haben mir eine anständige Ausbildung mitgegeben.«
»Dann waren Sie bei Partytime?«, fragte Meredith unschuldig.
»Ich kenne die Geschäftsräume.«
»Ja, richtig. Partytime Caterers. Aber die Firma ist nicht mehr die Gleiche wie früher, auch wenn sie noch den alten Namen trägt.« French, wie stets eifrig darauf bedacht zu beeindrucken, folgte Meredith bereitwillig dorthin, wo sie ihn haben wollte.
»Stellen Sie sich vor, ich kannte dieses Mädchen, Kimberley Oates! Das Mädchen, über das die Zeitungen geschrieben haben. Sie und ich, wir haben zusammen gearbeitet!« Er sah Meredith selbstgefällig an, als wäre es eine persönliche Leistung gewesen.
»Tatsächlich?« Meredith spielte die Überraschte.
»Deshalb glaubten Sie, die Identität des Skeletts zu kennen! Ich bin sicher, die Polizei war sehr dankbar, als Sie sich gemeldet haben. Wie kamen Sie auf den Gedanken, es könnte sich um Kimberley Oates handeln? Wie war sie überhaupt, wenn ich fragen darf?« French zog einen Stuhl heraus und setzte sich.
»Sie war ein kleines Flittchen, wissen Sie?«, sagte er vertraulich.
»Es überrascht mich nicht im Geringsten, dass sie so geendet hat. Natürlich erwartet man nicht, dass Leute, die man kennt, ermordet werden, aber wenn es jemand je herausgefordert hat, dann sie!«
»Tatsächlich?« Merediths Lächeln war ein wenig frostig, doch French bemerkte es nicht.
»Jeder, wirklich jeder! Wissen Sie, was ich meine?« Er zwinkerte tatsächlich!
»Sie war nicht wählerisch.« Fast hätte Meredith gefragt:
»Wie steht es mit Ihnen«, doch sie hielt sich gerade noch zurück.
»Möglicherweise waren die Partys, die von Ihrer Firma beliefert wurden, glanzvolle Festlichkeiten. Vielleicht hat es ihr den Kopf verdreht.«
»So dumm war sie nicht!«, entgegnete French unerwartet.
»Ich meine, sie war in gewisser Hinsicht verschlagen und in anderer dumm wie Bohnenstroh. Sie hat immer alle an der Nase herumgeführt. Ich habe sie beobachtet. Sie hat sich die Männer angesehen und ein geeignetes Opfer herausgepickt. Sie war genau der Typ, auf den ältere Männer fliegen. Sie hatte so etwas Milchmädchenhaftes an sich, so etwas Frisches. Alle hielten sie für unschuldig!« French gab ein nervöses Kichern von sich. Ihm kam nicht in den Sinn, dass seine Worte im Widerspruch zu seiner Behauptung standen, dass Kimberley es mit praktisch jedem getrieben hätte. Sie war nicht, sagte er nun, ganz so wahllos gewesen. Sie hatte nach einer bestimmten Sorte von Männern gesucht und war dabei recht erfolgreich gewesen. Das deutete auf ein bestimmtes Ziel bei ihrer Suche hin. Und der gute Simon French, erkannte Meredith, gehörte ebenfalls zu der Sorte Mensch, die in einer Hinsicht schlau waren und in anderer bemerkenswert dumm.
»Vielleicht«, schlug sie vor, »vielleicht hoffte Kimberley, dass einer davon ihre Fahrkarte in ein besseres Leben wäre.«
»Kim Oates?« French starrte sie entgeistert an.
»Pah! Selbstverständlich hätte keiner so etwas getan! Die meisten waren verheiratet! Genau das meinte ich, als ich sagte, dass sie in mancherlei Hinsicht strohdumm war. Sie hatte keine Probleme, sich einen Mann zu angeln, aber sie konnte einfach nicht begreifen, dass er sie vergessen würde, sobald
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