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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Cottage. Er ist längst abgeholzt. Das Land der Holdens war früher weitläufiger, doch nach Richards Tod wurde ein großes Stück verkauft. Jedenfalls, zu dieser Zeit war es ein privater Wald und in Holden-Besitz, und ich durfte mit Richards Genehmigung dort den Hund ausführen.« Walcotts blasse Augen verengten sich. Er schien durch die Jahre hindurch in die ferne Vergangenheit zu sehen.
    »Es war nicht dunkel, aber in den Wäldern ist es immer dunkler als im offenen Gelände. Finster. Und sehr still. Ich folgte dem Weg, und meine alte Hündin schnüffelte ein Stück von mir an Bäumen und Sträuchern. Plötzlich hielt sie inne, spitzte die Ohren und gab ein leises Knurren von sich. Sie hatte etwas gehört. Ich nahm sie am Halsband und bedeutete ihr still zu sein. Ich wollte ebenfalls lauschen. Irgendwann hatte es Probleme mit Leuten gegeben, die unbefugt in den Wald eingedrungen waren und die Schösslinge niedergetrampelt hatten. Vor uns konnte ich Stimmen hören. Eine davon gehörte einer Frau. Es war eine junge Stimme. Ich dachte zuerst, dass ein paar Jugendliche sich im Wald ein ruhiges Plätzchen für ihre Dummheiten gesucht hätten. Ich wollte hingehen und sie vertreiben. Ich setzte mich also mit dem Hund in Bewegung, und als ich näher kam, stellte ich fest, dass ein Streit im Gange war. Dann hörte ich die Stimme des Mannes. Es war Richard.« Walcott sah Markby verlegen an.
    »Ich hätte umkehren und nach Hause gehen sollen, das hätte ich. Aber ich dachte, vielleicht unternimmt Richard einen abendlichen Spaziergang und hat jemanden in seinem Wald gefunden, den er vertreiben will. Vielleicht hatte er Schwierigkeiten, also dachte ich, besser, wenn ich hingehe und nachsehe, ob er meine Hilfe braucht. Als ich näher kam, wurden die Stimmen lauter, und die Hündin begann erneut zu knurren. Ich bückte mich und legte ihr eine Hand auf die Schnauze, damit sie still war. Und in diesem Augenblick, als ich gebückt dastand, verborgen hinter Unterholz, wer kam da um die Wegbiegung? Richard, und mit ihm – dieses Mädchen!« Markby öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Nach und nach konnte er sehen, wohin das Gespräch führte. Seine Stimmung sank. Walcott setzte seine Erzählung mit militärischer Entschlossenheit fort.
    »Die beiden hatten mich nicht gesehen. Das Mädchen schluchzte. Richard bat sie, nicht zu weinen. Ich dachte, vielleicht war sie zu ihm gekommen, um über Lars zu sprechen, und er hatte ihr gesagt, dass sie den Jungen in Frieden lassen solle, doch dann küssten sich die beiden vor meinen Augen! Es war kein väterlicher Kuss, kein freundschaftlicher Kuss oder dergleichen. Es war ein anderer Kuss.«
    »Ein leidenschaftlicher Kuss?«
    »Ja, genau.«
    »Also hat das Mädchen mit Vater und Sohn Spielchen gespielt?«
    »So sah es in meinen Augen aus. Sie hat sich auf ihn gestürzt. Er fummelte an ihrer Bluse, schob seine Hand hinein. Kein Zweifel. Richard muss den Verstand verloren haben, andererseits – wie ich bereits sagte, Alan, mit all den Medikamenten im Leib … wahrscheinlich wusste er nicht so recht, was er tat. Ich geriet in Panik. Ich hatte Angst, sie könnten mich entdecken. Doch nachdem sie sich geküsst hatten, bogen sie in einen Seitenweg ein, und ich kehrte unerkannt zum Haus zurück. Evelyne hat sofort gesehen, wie durcheinander ich war. Ich hatte nie Geheimnisse vor ihr. Also erzählte ich ihr alles. Ich hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, wir beide. Was würde geschehen, wenn der Knabe es erfuhr? In seinem Alter – es hätte seine Kräfte bei weitem überstiegen. Und Margaret? Gott behüte! Und Richard selbst – die öffentliche Schande, falls etwas herauskam! Wir beschlossen also, Evelyne und ich, dass es wahrscheinlich nur eine Möglichkeit gab, das Mädchen zu beeinflussen, nämlich Geld. Wir waren nicht besonders gut situiert, aber wir hatten ein paar bescheidene Ersparnisse. Wir bekamen etwa fünfhundert Pfund zusammen …«
    »Fünfhundert!«, rief Markby unwillkürlich aus. Jennifer hatte den Betrag eindeutig falsch eingeschätzt. Offensichtlich hatte die Rolle ein paar große Banknoten enthalten.
    »Ja. Kein Vermögen, aber für ein Mädchen wie sie eine hübsche Summe. Ich ging gleich am nächsten Tag zur Bank und hob das Geld ab. Es war alles, was wir hatten. Ich erzähle das nicht, um uns großmütig aussehen zu lassen, Superintendent, sondern damit Sie sehen, dass wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Aber wir hatten Richard sehr viel zu

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