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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Landbesitzers geführt, der sich neben seinem Gutshof nur noch für seine Bibliothek interessiert. Aber so etwas gibt es heutzutage nicht mehr. Der arme Richard. Er kam mir immer vor, als sei er in die falsche Zeit geboren worden. Er schien im modernen Leben hilflos und hat sich nie wirklich damit anfreunden können.« Walcott räusperte sich erneut.
    »Was Margaret betrifft – eine prachtvolle Frau! –, sie kümmerte sich um alles im Haushalt. Sie verwaltete Richards private Angelegenheiten auf kompetente Art und Weise, und er konnte sich wirklich auf sie verlassen. Doch Margarets eigentliche Liebe galt dem Knaben, Lars. Wahre Mutterliebe, vermutlich. Evelyne und ich haben keine Kinder, und manchmal denke ich, dass ich froh darüber bin. Eltern zu sein ist ein verdammt schwieriges Geschäft. Ich glaube, Richard hat sich manchmal ein wenig außen vor gefühlt. Margaret war, was ich den Brunhilde-Typ zu nennen pflege. Wundervoll anzuschauen, besonders, als sie noch jünger war, und sehr gut darin, Dinge zu organisieren, aber nicht gerade das, was man pflegeleicht nennt. Sie hatte sehr hohe Ansprüche. Ich glaube nicht, dass Richard sich in seinem eigenen Heim jemals wirklich entspannen konnte. Aber er liebte seine Familie über alles.«
    »Ich verstehe.« Markby wusste nicht so recht, warum Walcott dies immer wieder betonte, doch er nahm an, dass sich schon alles aufklären würde. Der Major nahm einen Schluck Bier und sammelte sich für das nächste Stadium seiner Beichte.
    »Gegen Ende seines Lebens wurde Richard sehr krank. Krebs. Er wucherte im ganzen Körper, und damals konnte man die Krankheit noch nicht so gut kontrollieren wie heute. Er musste sich allen möglichen Behandlungen unterziehen, und am Ende konnte er einfach nicht mehr. Sie gaben ihm Pillen. Ich schätze, die Pillen sind schuld an allem, was … was dann geschah. Wenn ein Mann bis unter den Rand mit Medizin voll gepumpt wird, dann muss es sein Gehirn beeinträchtigen. Er fängt an, sich auffällig zu verhalten.« Walcott machte eine müde Geste.
    »Ich suche nach Entschuldigungen. Niemand versteht einen anderen Menschen wirklich oder die Beweggründe für seine Handlungsweisen. Ich hatte nie Vertrauen zu Seelenklempnern. Ich habe lange und gründlich nachgedacht, Markby, bevor ich heute zu Ihnen gekommen bin. Ich fühlte mich – ich fühle mich noch immer so, als würde ich ein Geheimnis verraten, wenn ich so über den armen Richard rede. Aber Richard hätte nicht gewollt, dass Margaret oder der Junge aufgrund von Missverständnissen in Schwierigkeiten geraten. Diese Missverständnisse müssen ausgeräumt werden. Richard selbst hätte es so gewollt. Ich lag die ganze letzte Nacht wach und habe über alles nachgedacht, bis ich zu diesem Schluss gekommen bin.«
    »Recht so, Major.« Die Sandwichs waren aufgegessen. Markby hatte noch immer Hunger. Er wünschte, der Wirt wäre nicht nach hinten gegangen, doch daran war nun nichts mehr zu ändern. Er trank den restlichen Schluck Bier aus seinem Pintglas. Der Major nahm ebenfalls einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Schnurrbart.
    »Ich wusste, dass der Junge, Lars, etwas mit dem Mädchen hatte. Ich habe die beiden zusammen gesehen. Achtzehn ist ein gefährliches Alter für einen Jungen. Andererseits muss so ein junger Bursche auch irgendwann einmal lernen, wie das Leben läuft, und ich hielt ihn eigentlich für vernünftig. Was man von dem Mädchen nicht sagen konnte. Diesen Typ hatte ich oft genug gesehen. Sie hängen vor den Kasernen rum, überall auf der Welt, immer die gleiche Sorte. Gutherzig und gefällig, aber mit dem Instinkt eines Straßenkämpfers. Sie machen einen höllischen Radau, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.«
    »Eine Soldatennutte«, sagte Markby lächelnd.
    »Ganz genau!« Der Major war dankbar für Markbys Verständnis.
    »In den Zeiten des Eisernen Herzogs, auf der Iberischen Halbinsel, folgten sie den Truppen in Scharen. Sie machten jedes Elend mit, unverwüstlich wie alte Stiefel. Sie waren immer im Weg, wenn die Soldaten gegen den Feind vorrückten, aber sie waren gut für die Moral und machten die Männer glücklich. Ein notwendiges Übel, so nannte man sie damals.« Major Walcott schnaubte.
    »Aber ich schweife ab. Was den Jungen betrifft – damals hatten Evelyne und ich einen Hund, einen Spaniel. Ich ging jeden Abend vor dem Schlafengehen mit ihm spazieren. Es war Sommer, und eines Abends führte ich den Hund in den kleinen Wald hinter dem

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