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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Meredith schob sich vorsichtig näher. Bullen schwang den Hammer. Oscar zuckte zusammen. Rumms! Die Stange erzitterte, doch Bullen hatte den Krampen perfekt getroffen. Oscar sprang mit aller Macht in sein Halsband und startete ein irres Kläffen.
    »Halt die Klappe, verdammter Köter!«, kreischte Bullen. Oscar setzte sich hin und neigte den Kopf zur Seite. Bullen kicherte.
    »Hat ein cleveres altes Köpfchen auf den Schultern, dieser Hund. Er weiß genau, was ich zu ihm sag. Ein schlauer alter Bursche ist er.«
    »Was macht er hier?«, fragte Meredith.
    »Sie ist in die Stadt gegangen.« Wahrscheinlich meinte Bullen Margaret Holden.
    »Und der Major und seine Frau sind ebenfalls irgendwohin. Also spiel ich den Babysitter, sozusagen. Kommen Sie, weiter. Der nächste.« Sie wiederholten das Spiel mit dem Draht und den Krampen. Während sie sich auf diese Weise um das Beet herumarbeiteten, entspannte sich Meredith mehr und mehr, und auch Oscar beruhigte sich. Bullen wusste, was er tat. Meredith staunte über die Kraft in seinen alten Armen. Doch Bullen hatte sein ganzes Leben lang körperlich gearbeitet.
    »Sie wollen sicher wissen, wie alt ich bin, was?«, fragte er unvermittelt.
    »Äh … ja«, gestand sie freimütig.
    »Nun, ich sag’s Ihnen nicht. Aber ’s gibt jüngere, die nich’ mehr so fit sind wie ich. Aber sie sind alle verweichlicht heutzutage. Ich hab mit vierzehn angefangen zu arbeiten. Bin von der Schule weggegangen, weil’s nicht mehr nötig war. Ich konnte lesen und meinen Namen schreiben, das war genug.«
    »Waren Sie immer schon Totengräber, Mr. Bullen?« Nat richtete sich grunzend auf.
    »Nein. Zuerst war ich Knecht auf einer Farm, dann hab ich Hecken gepflanzt und Gräben gezogen, und dann hab ich angefangen Gräber zu schaufeln. Das war 1949. Manche Leute mögen diese Arbeit nicht, aber mir hat sie gefallen. Ich hab allein gearbeitet, niemand, der mir über die Schulter gestarrt hätte. Auf dem Friedhof ist’s vielleicht still, aber nicht einsam. Frühmorgens kann man alle möglichen kleinen Tiere sehn. Kaninchen, Wiesel, Füchse, und alle möglichen Vögel obendrein.«
    »Ein wenig unheimlich ist es bestimmt«, bemerkte Meredith. Bullen verdrehte die gelblichen Augäpfel und sah sie an.
    »Wegen der toten Leute? Sie können einem nichts mehr tun. Die Lebenden sind es, vor denen man sich in Acht nehmen sollte. Aber die Toten? Nein … es sei denn natürlich, man hat ihnen was Böses angetan.« Bullen schwieg gedankenverloren.
    »Ah«, fügte er noch ärgerlich hinzu und verstummte. Sie waren inzwischen fast fertig mit dem Zaun. Bullen schlug einen letzten Krampen ein, dann legte er den Hammer weg.
    »Schätze, jetzt könnten wir ’ne Tasse Tee vertragen, was?« Er band Oscar los. Zu dritt gingen sie ins Haus und in Nat Bullens Küche. Sie war nicht annähernd so chaotisch, wie Meredith es erwartet hätte. Bullen kochte Tee in einer Emaillekanne und stellte eine Flasche Milch auf den Tisch.
    »Bedienen Sie sich.« Er setzte sich ihr gegenüber hin.
    »Was wollten Sie eigentlich?«
    »Sie haben sicher gehört, dass Gordon Lowe verschwunden ist?«, fragte sie. Oscar hatte irgendetwas auf dem Küchenboden gefunden und kaute nun darauf herum. Sie fragte sich, was es war, und schielte auf den Hund.
    »Machen Sie sich keine Gedanken wegen dem da«, sagte Bullen.
    »Er ist besser als jeder Staubsauger, ist er. Ich hab von Gordon gehört. Und von Denny. Gordon hat wahrscheinlich den Kopf verloren, wegen des Schocks. Er wird draußen auf den Feldern rumlaufen und durch den Wald. Er kommt sicher zurück, sobald er seine Sinne wiedergefunden hat.«
    »Glauben Sie, dass Denny sich aufgehängt hat?« Bullen neigte den Kopf zur Seite und musterte sie.
    »Wäre verdammt dumm, wenn er das getan hätt’.«
    »Aber glauben Sie, dass er es getan hat?«, beharrte Meredith.
    »Kann sein.«
    »Und Ihnen fällt wirklich nicht ein, wo Gordon stecken könnte?«
    »Ich hatt’ noch nie was mit den Lowes zu tun«, sagte Bullen.
    »Sie haben mir meinen Job weggenommen. Tut mir Leid wegen der Geschichte mit Denny und was jetzt mit Gordon ist. Aber so ist das Leben. Die Menschen sind manchmal seltsam, wissen Sie?«
    »Kannten Sie das Mädchen, das die Lowes gefunden haben? Kimberley Oates?«
    »Sie haben eine Menge Fragen, wie?« Bullen zog die Nase hoch.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wozu die ganze Aufregung gut sein soll. Sie ist tot und basta. Es ist schon zwölf Jahre oder länger her. Warum lassen sie die Toten

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