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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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tatsächlich irgendwo in der Kette ihrer Schlussfolgerungen einen logischen Fehler begangen hatte. Sie lag vollkommen falsch. Was auch immer geschehen war, es war ganz anders gewesen. Dumpf, wie durch einen langen Tunnel hindurch, schwante ihr die Wahrheit. Sie verfluchte sich für ihre unbeholfene Interpretation der Fakten. Es war nicht so einfach und eindeutig, wie es im ersten Augenblick schien. Das musste sie doch inzwischen wirklich wissen! Derek Archibald hatte seine Stimme wiedergefunden.
    »Ich habe sie nicht umgebracht! Was denn, meine eigene Tochter ermorden? Meine süße kleine Tochter! Meine Kimberley?« Bedrückt sagte Meredith:
    »Es war nicht Kimberley, die Sie missbraucht haben. Es war Susan. Susan Oates, Kimberleys Mutter. Sie haben Susan geschwängert, und das Baby war Kimberley, Ihre Tochter!« Archibald machte einen Schritt auf Meredith zu. Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn, und er starrte sie eindringlich an.
    »Seit hundert Jahren gibt es einen Metzger Archibald in der Stadt! Aber meine Frau und ich, wir hatten keine Kinder! Hundert Jahre war das Geschäft im Familienbesitz, und niemand mehr war übrig, der es hätte übernehmen können! Wenn ich sterbe, wird es an irgendjemand Fremden verkauft! Sie werden wahrscheinlich etwas anderes daraus machen, einen Souvenirladen oder ein Fernsehgeschäft oder irgendeinen modernen Mist verkaufen! Sie hat mir gesagt, Susan hat mir gesagt, dass das Baby von mir sei! Ich wusste, dass sie außer mir noch andere Freunde hatte, aber sie schwor, dass das Baby von mir war. Eine Mutter weiß das, oder nicht? Selbst wenn sie mit anderen Männern zusammen war, sie weiß, wer der Vater ist?« Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um Dereks Glauben an dieses Stück Aberglauben zu zerstören. Derek Archibald hatte Susan vom ersten Augenblick an geglaubt, seit sie ihm gesagt hatte, dass sie schwanger sei. Das Wissen, dass er ein Kind besaß, selbst wenn es unehelich war, hatte ihn jahrelang getröstet. Susan hatte wahrscheinlich gehofft, Geld aus ihm herauspressen zu können. Vielleicht stimmte es sogar, und er war tatsächlich Kimberleys Vater gewesen. Wie dem auch sei, er hatte es geglaubt. Und als Susan nach Wales davongelaufen war und ihr Kind zurückgelassen hatte, war Kimberley nicht nur bei der Großmutter geblieben, sondern in direkter Nachbarschaft zu ihrem natürlichen Vater. Wenn Joan Oates nicht zurechtgekommen wäre, dann hätte Derek Archibald ihr Susans Gedankengängen zufolge wahrscheinlich unter die Arme gegriffen und irgendein Arrangement gefunden. Doch die ehrbare Mrs. Tempest geborene Oates hatte Markby kein Wort davon gesagt. Sie besaß nicht die Absicht, ihren Kindern in Wales zu erklären, dass der Vater ihrer Halbschwester noch am Leben und heute ein wenig ansehnlicher Metzger war. Mehr noch, Derek hätte in Wales vor ihrer Tür auftauchen und Erklärungen fordern können. Er redete weiter.
    »Sie war so ein süßes kleines Ding, meine Kimberley. Ich bin mit ihr spazieren gegangen, habe ihr Eiskrem und Süßigkeiten gekauft. Natürlich durfte ich nicht sagen, dass sie meine Tochter war. Niemand durfte es wissen. Aber ich war trotzdem verrückt nach ihr. Joan Oates hatte nicht genügend Geld, um ihr Spielsachen und andere Kleinigkeiten zu kaufen, und ich konnte einspringen. Mein Schuppen, hinter dem Geschäft, dorthin habe ich sie immer mitgenommen, und dort hat sie gespielt. Es war unser kleines Haus, ihres und meines, dort waren wir eine Familie.«
    »Ich verstehe«, sagte Meredith und wusste doch, wie unzulänglich es klingen musste. Sein breites Gesicht lief rot an.
    »Nichts verstehen Sie, gar nichts! Wie könnten Sie auch? Sie war mein kleines Mädchen! Alles andere spielte keine Rolle – nichts spielte eine Rolle! Ich hatte sie. Sie war mein Stolz und mein Glück. Das ist kein leeres Gerede! Es war wirklich so! Sie war alles für mich!« Er schüttelte den runden Kopf, und seine schweineähnlichen Gesichtszüge verzerrten sich zu einer Fratze des Schmerzes.
    »Als Kim größer wurde, veränderte sie sich. Joan Oates hatte sie nicht genau genug im Auge, und ich konnte nichts tun! Sie geriet in die Klauen dieser Holdens. Reiche Leute. Kim ging mit dieser Partyfirma zu ihrem großen Haus, und dort hat sie diese Holdens kennen gelernt. Mr. Holden, der alte Mann, nicht dieser großkopferte junge Politiker, er hat ihr Geld gegeben. Oder vielleicht hat er auch das Geld seinem kleinen Speichellecker gegeben, diesem Major Walcott! Hat ihm das Geld

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