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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wo es nur wenige Läden gab. Die Häuser versteckten sich hinter hohen Steinmauern. Die Bäume auf dem Friedhof blockten jeden Verkehrslärm vom Stadtzentrum ab. In diesem Viertel hatte sich in den letzten hundert Jahren kaum etwas verändert.
    Einem Impuls folgend stieß sie das Tor zum alten Friedhof auf und ging zwischen den Reihen antiker Gräber hindurch. Zu schade, dass dieser Friedhof voll ist, dachte sie. Der neue Friedhof mit seinen wohl geordneten Gräberreihen war im Vergleich zu diesem hier klinisch steril. Wer heutzutage einen geliebten Verwandten beerdigen musste, der wurde von einer ganzen Flut von Verordnungen bezüglich Größe, Gestaltung und Inschrift erschlagen. Glücklicherweise war es nicht immer so gewesen, und der alte Friedhof war übersät mit Engeln, Urnen und klassischen Säulen. Eigenwillige Leitsprüche und Fragmente von Totengebeten verdeutlichten mehr als alles andere den Geschmack und die Lebenseinstellung vergangener Generationen mit ihrer ständigen Bewusstheit von Tod und Jenseits. Letzteres wohl hauptsächlich deswegen, dachte Meredith traurig, weil sie so fest daran geglaubt haben. Wie viele Menschen glaubten heutzutage noch?
    Die Absperrung um das Gresham-Grab war entfernt worden, und man hatte es wieder zugeschüttet. Frische Erde bildete einen kleinen Hügel, der nach und nach einsinken würde. Der Grabstein war ebenfalls wieder aufgestellt worden, doch der starke Regen der letzten Zeit hatte den bereits weichen Boden noch mehr durchnässt, und so war der Stein schon wieder nach vorn gesunken. Er musste wohl oder übel ein weiteres Mal gerichtet werden.
    Es wäre besser gewesen, ihn vorläufig wegzulassen, dachte Meredith. Bis der Boden sich wieder verdichtet hat. Eine Arbeit für Gordon Lowe, wenn er endlich wieder aus der Versenkung auftauchen würde.
    Das Gefühl, nicht allein zu sein, wurde stärker und stärker. Auf alten Friedhöfen überkam es Meredith immer, doch niemals so deutlich wie hier und jetzt. Die Bäume raschelten, das Gras wiegte sich sanft im Wind. Der Regen hatte die Kosmosblumen niedergedrückt, und ihre weißen und lilafarbenen Blüten lagen am Boden. Hinter Meredith ertönte ein schniefendes Geräusch wie von einem Vieh. Sie wandte sich um und erblickte Derek Archibald, kaum zwei Meter entfernt. Er hatte sich herangeschlichen und sie heimlich beobachtet. Das Paket Schokoladenbiskuits entglitt Merediths Fingern und landete im nassen Gras.
    »Hallo, Mr. Archibald«, sagte sie lahm.
    KAPITEL 19

    »WOHER WUSSTEN
    Sie, dass ich hier bin?«, fragte Gordon.
    Sie waren auf dem Rückweg nach Bamford. Gordon auf dem Beifahrersitz sah bleich aus. Er hatte sich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert und schien auch nicht viel geschlafen zu haben. Von Zeit zu Zeit rieb er seine nikotinfleckigen Finger nervös gegeneinander.

    »Wusste ich nicht«, antwortete Markby.
    »Jedenfalls nicht bis heute Morgen. Wir haben überall nach Ihnen gesucht. Ich konnte nicht verstehen, wieso wir nicht die geringste Spur fanden, überhaupt nichts. Dann erfuhr ich, dass die Walcotts gehört hatten, wie der alte Nat Bullen in seinem Schlafzimmer Selbstgespräche führte – keine gewöhnlichen Selbstgespräche, sondern laute, argumentative Streitereien. Also dachte ich bei mir, wenn ich an Gordons Stelle wäre und mich irgendwo verstecken wollte, wo mich ganz bestimmt niemand suchen würde, dann gäbe es keinen besseren Ort als bei Nat Bullen. Jeder wusste, dass er lebenslang ein Rivale, mein Rivale, war und niemals ein gutes Wort für mich oder meine Familie gefunden hatte. Niemand würde bei Nat Bullen nachsehen. Die einzige Frage, die jetzt noch offen ist: Wie haben Sie den alten Bullen überreden können, Sie bei sich aufzunehmen?«

    »Ich bin noch in der gleichen Nacht … in der Nacht, als Denny … als ich Denny im Schuppen fand. Zuerst bin ich nach Hause gegangen, aber ich hatte Angst. Ich wusste, dass ich nicht dort bleiben konnte. Also bin ich rüber zu Nat gegangen und hab an sein Fenster geklopft. Es war schon spät, aber er hat aufgemacht und gefragt, was ich wollte. Ich hab ihm erzählt, dass Denny tot ist. Ich hab gesagt, dass ich allein sein und von niemand gestört werden wollte. Ich hab ihn gefragt, ob ich eine Weile bei ihm bleiben könnte.«
    Gordon kramte mit den Händen in seinen Taschen, als suchte er nach Zigaretten. Doch der Sicherheitsgurt war im Weg, und er legte die Hände zurück in den Schoß.
    »Zuerst wollte er nicht, obwohl er anständig war wegen

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