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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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lebendig begraben. Gordon hatte ein volles Glas von Pater Hollands medizinischem Brandy in der Hand. In der anderen hielt er eine Zigarette. Mit einer Armesündermiene sagte er:
    »Tut mir Leid Reverend, wegen der Probleme, die ich Ihnen gemacht ha be.«
    »Wir haben uns nur Sorgen um Sie gemacht, Gordon!« antwortete der Vikar.
    »Warum sind Sie nicht zur Pfarrei gekommen?«
    »Ich dachte, er würde herkommen und nach mir suchen.«
    »Wer, Gordon?« Gordon verdrehte die Augen.
    »Er«, flüsterte er heiser. Pater Holland öffnete den Mund, doch Markby brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Fangen Sie ganz vorne an, Gordon. Erzählen Sie uns alles. Nehmen Sie sich Zeit, aber lassen Sie nichts aus, in Ordnung?«
    »In Ordnung«, murmelte Gordon. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und riss sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen.
    »Die Vorstellung, Gräber auszuheben, schreckt viele Leute ab. Sie möchten nicht darüber nachdenken. Wir haben sie nervös gemacht. Sie hielten sich von uns fern. Denny und ich haben uns nie daran gestört. Wir gingen jeden Abend auf ein oder zwei Pints ins Pub. Regelmäßig. Es machte uns nichts aus, wenn niemand mit uns sprach. Wir saßen einfach nur da und tranken unser Bier. Wir haben niemanden belästigt, und niemand hat uns belästigt.« Pater Holland wurde bereits wieder nervös, und Markby warf ihm einen warnenden Blick zu. Männern wie Gordon musste man Zeit geben, damit sie ihre Geschichte auf ihre eigene Weise erzählten.
    »Nach einer Weile hatten sich die anderen Gäste an uns gewöhnt.« Gordon hob den Blick und sah Markby und den Vikar gehetzt an.
    »Sie nahmen keine Notiz von uns. Es war, als wären wir überhaupt nicht da, Denny und ich. Die Menschen haben vor unserer Nase geredet, als wären wir Möbel. Wir hörten sie miteinander flüstern. Wir hörten allen möglichen Klatsch. Wir saßen nur still da und hörten zu. Manchmal war es richtig in teressant«, fügte Gordon naiv hinzu. Interessant und für den armen Denny tödlich, dachte Markby.
    »So erfuhren wir auch von Derek Archibald, dem Metzger. Kennen Sie ihn?«
    »Sprechen Sie weiter, Gordon …« Zur Hölle, dachte Markby. Ich hätte mir diesen Archibald genauer ansehen sollen!
    »Wir erfuhren von seinen kleinen Gewohnheiten. Die Menschen tuschelten über ihn und kicherten heimlich. Er hat wohl diese Heftchen gekauft mit den nackten Frauen darin. Er ist immer nach London gefahren und hat seiner Frau erzählt, er würde nach Smithfield gehen, zu dem großen Fleischmarkt, doch in Wirklichkeit hat er sich in Soho herumgetrieben und so. Wo es die schicken Nutten gibt und diese Shows, wo die Frauen ihre Kleider ausziehen. Sie wissen schon.«
    »Wir wissen, ja, Gordon«, sagten der Vikar und Markby unisono, und Pater Holland fügte hastig hinzu:
    »Glaube ich jedenfalls!«
    »Die Leute glauben, dass er etwas mit den jungen Mädchen gehabt hat, die im Nachbarhaus lebten. Zuerst mit der Mutter, dann mit der Tochter. Die ältere von beiden, Susan hieß sie wohl, sie hat ein Kind bekommen, und dann ist sie weggelaufen, und niemand hat sie je wieder gesehen. Derek hat das Kind mit sich genommen und ihm Süßigkeiten und Spielsa chen und so weiter gekauft.« Gordon nahm einen Zug von seiner Zigarette und räusperte sich entschuldigend.
    »Und als Denny und ich gehört haben, dass die Knochen, die wir im Gresham-Grab gefunden hatten, der jungen Kimberley gehörten, da dachten wir uns, dass der Metzger Archibald eigentlich wissen müsste, wie sie dorthin gekommen sind!«
    »Und Archibald war damals Mitglied im Kirchenvorstand!«, stöhnte Pater Holland zu sich selbst.
    »Und was haben Sie dann gemacht, Gordon?«, erkundigte sich Markby mit leiser Stimme. Gordons Verlegenheit nahm zu.
    »Verstehen Sie, Denny und ich, wir machen uns am Wochenende immer einen schönen Sonntagsbraten. Er reicht fast eine ganze Woche lang. Ich drehe die Reste durch den Fleischwolf und so. Aber Fleisch ist wirklich teuer geworden.« Pater Holland murmelte:
    »O nein …!«
    »Also ging Denny zu Archibald dem Metzger und sagte ihm, was wir dachten. Er sagte, Derek müsse sich keine Sorgen machen, dass wir zur Polizei gehen würden.« Gordon warf Markby einen scheuen Blick zu.
    »Tut mir Leid, Mr. Markby. Jedenfalls sagte Denny zu ihm, dass wir nichts weiter wollten als samstags eine hübsche Lammkeule oder einen Schweinebraten für den Sonntag. Derek war Metzger. Es war nicht zu viel verlangt. Er hätte uns das Fleisch

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