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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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geparkt. Langsam schlenderte er nun seinem Ziel entgegen, während er die Spuren der Vergangenheit in sich aufnahm, alte Torbögen, die zugemauert worden waren, oder die Brunnenpumpe, die früher einmal die Anwohner mit Wasser versorgt hatte. Nebenbei achtete er auf die Haustüren, und auf halbem Weg durch die Straße blieb er stehen, um sich zu überzeugen, dass er die richtige gefunden hatte. Es war schwer zu sagen – nur wenige Häuser trugen sichtbare Nummern. Die Eins stand dort, wo er geparkt hatte, und Markby hatte auf dem Weg hierher mitgezählt. Ein oder zwei Häuser trugen Namen wie Rose oder Lorbeer, obwohl weder das eine noch das andere zu sehen war. Der Postbote wusste wahrscheinlich genau, wo jeder wohnte.
    Markby musterte das Haus, das mutmaßlich die Nummer sieben trug. Es war ein graues Steingebäude mit niedrigem Dach und winzigen Fenstern in dicken Mauern. Völlig unpassend dazu war hoch oben an der Fassade eine Satellitenschüssel montiert. Es gab keinen richtigen Vorgarten, doch das Gebäude stand ein wenig vom Bürgersteig zurück und war durch eine Eisenkette und einen schmalen unordentlichen Grasstreifen von diesem getrennt. Auf dem Gras räkelte sich eine fette schwarze Katze und beobachtete den Superintendent aus bernsteinfarbenen Augen genauso abschätzig, wie Markby das Gebäude abgeschätzt hatte. Weder Markby noch die Katze schienen sonderlich beeindruckt.
    Das kleine Haus benötigte beträchtlichen Aufwand an Zeit und Geld, um einigermaßen an moderne Standards angepasst zu werden, Dinge, die tief greifender waren als eine Satellitenschüssel vor dem Fenster. Im Grunde genommen sah es aus, als wäre seit Jahren nichts mehr gemacht worden. Der Anblick erfüllte Markby mit einer gewissen Unruhe.
    Er war gekommen, um Mrs. Oates die traurige Nachricht zu überbringen, und sie, falls sie es einigermaßen gefasst aufnahm, zu fragen, ob sie vielleicht eine Vorstellung hatte, was Kimberley vor so vielen Jahren getan haben könnte, das zu ihrem Tod geführt hatte. Doch als er nun das Haus betrachtete, wurde ihm bewusst, wie lange es her war, dass er selbst als Überbringer schlechter Nachrichten aufgetreten war und an die Türen fremder Menschen geklopft hatte. Zu lange hatte er anderen diese schwere Aufgabe überlassen, während er in seinem Büro am Schreibtisch gesessen hatte. In seinem Eifer, endlich wieder mit Menschen in Kontakt zu treten, hatte er diesen Aspekt völlig übersehen. Vielleicht hätte er doch einen seiner Beamten schicken sollen – jemanden, der noch wusste, was er sagen sollte. Mrs. Oates war eine alte Dame – vielleicht hätte er Louise Bryce schicken sollen. Doch nun stand er hier und musste es hinter sich bringen. Hoffentlich sagte er nichts Falsches.
    Eilig ging er zur lila gestrichenen Eingangstür. Die Katze senkte den Kopf und streckte die Ohren nach hinten, als er an ihr vorbeikam, und ihr Schwanz peitschte aufgeregt. Es war ein langer Schwanz mit einem Knick am Ende, der auf wenigstens einen siamesischen Vorfahren hindeutete. Markby wusste nicht viel über Katzen, obwohl er sie mochte und ihre Intelligenz und Agilität bewunderte. Folglich hielt er den Knick für eine alte Verletzung.
    »Hallo Miezekatze«, sagte er, während er klingelte.
    »Warst du im Krieg?«
    Die bernsteinfarbenen Augen schlossen und öffneten sich langsam und in katzenhafter Verachtung. Die Tür wurde geöffnet. Markby stand völlig überrascht einer jungen Asiatin in Jeans und Seidenbluse gegenüber. Sie hatte lange pechschwarze Haare und trug filigrane silberne Ohrringe, die in merkwürdigem Kontrast zu der modernen Stahlrandbrille standen. Markby hatte sie offensichtlich aus der Arbeit gerissen. Sie hielt ihm die Tür auf, während sie mit der anderen Hand ein aufgeklapptes Buch mit dem Titel
    »Prinzipien und Anwendung des Schadensersatzrechts« an ihre Brust drückte.
    »Sind Sie der Bauunternehmer?«, begrüßte sie Markby wütend. Markby entschuldigte sich, nein, er sei nicht der BauUnternehmer. Er musste nicht fragen, ob die junge Frau Joan Oates war. Sie war es eindeutig nicht. Darüber hinaus hatte sie, wie sich rasch herausstellte, noch nie etwas von einer Person dieses Namens gehört. Sie und ihr Mann, beides junge Anwälte, hatten das Haus zwei Jahre zuvor von einer gewissen Familie Hamilton gekauft.
    »Vielleicht versuchen Sie es ein Haus weiter«, schlug sie vor.
    »Mr. und Mrs. Archibald. Sie wohnen seit vielen Jahren dort.« Sie schlug Markby die Tür fast vor der Nase zu.

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