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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Großmutter meines Mannes gemacht, als sie zehn Jahre alt war. Versuchen Sie mal heutzutage, ein zehnjähriges Mädchen zum Sticken zu bringen!«
    Wahrscheinlich hat Mr. Archibalds Großmutter ihre Augen so sehr überanstrengt, dass sie mit fünfunddreißig blind wie eine Fledermaus gewesen ist, dachte Markby.
    »Ein hübsches altes Haus«, sagte er höflich.

    »’s ist schon seit über hundert Jahren im Besitz der Familie meines Mannes«, verkündete sie stolz.
    »Archibald, der Metzgermeister.«
    Markby, der seine wenigen Einkäufe in der Regel in einem Supermarkt erledigte und niemals Braten zubereitete, kannte das Geschäft nicht und blickte sie fragend an.

    »Ein Familienbetrieb in der Hauptstraße«, erklärte Mrs. Archibald.
    »Es ist schon über hundert Jahre alt. Die Archibalds leben seit der Sintflut hier, leben sie.«
    Markby meinte, sich dunkel zu erinnern. Vor seinem geistigen Auge schwebte das Bild einer Metzgerei mit einem Schaufenster voller Würste und Schinken und einem großen rosigen Plastikschwein in der Mitte, das Passanten angrinste.

    »Also Sie haben Mrs. Oates gekannt«, sagte er. Die alten einheimischen Familien kannten alle und jeden und waren stets über den neuesten Klatsch auf dem Laufenden. Vielleicht hatte er wieder einmal Glück.

    »Joan Oates? Ich kannte sie über vierzig Jahre lang. Sie hatte nie Glück. Sie wurde Witwe, als sie gerade acht- oder neunundzwanzig war. Sie hatte eine Tochter, ein süßes kleines Ding, Susie. Aber Susie geriet auf die schiefe Bahn.«

    »Wieso?«
    »Ihr Höschen saß zu locker«, sagte Mrs. Archibald derb. Markby spürte zu seinem Erstaunen, dass er errötete.
    »Ich
    verstehe.«
    »Sie hatte ein Kind – ich rede jetzt von Susan. Sie bekam ein Kind, als sie gerade sechzehn war. Damals habe ich zu Joan gesagt, Joan, habe ich gesagt, gib das Baby zur Adoption frei. Es gibt genug Leute, die Babys wollen. Es wird ihm gut gehen. Aber nein, Susan wollte ihr Baby unbedingt behalten. Man konnte sehen, dass es für sie nur eine Puppe oder ein Spielzeug war, so, wie sie darüber geredet hat. Sie hatte kein Gefühl für Verantwortung. Das Baby war zum Spielen da. Kimberley, so hat sie das kleine Ding getauft. Irgendwann war sie es satt und ist verschwunden. Sie hat Joan mit dem Baby im Arm sitzen gelassen!« Mrs. Archibald hustete und schnaufte erneut, hustete und schnaufte. Vermutlich hat sie lachen wollen, dachte Markby. Sein anfängliches Mitgefühl für die Frau verging, und er begann eine Abneigung zu entwickeln. Er wünschte, er hätte diese Aufgabe Louise Bryce überlassen. Es war heiß in dem beengten Wohnzimmer, und Markby fühlte sich unbehaglich und schwitzte. Er hoffte, dass Mrs. Archibald es nicht bemerkte.
    »Was geschah dann mit Kimberley, dem Baby?«
    »Sie war hübsch, genau wie ihre Mutter.« Aus dem Mund von Mrs. Archibald klang es wie ein Gebrechen. Sie hielt inne und dachte nach.
    »Aber sie sah ihrer Mutter nicht ähnlich, also muss sie nach ihrem Vater geschlagen sein, wer auch immer er ist. Erst als sie größer war, wurde sie immer mehr wie ihre Mutter. Eine kleine Nutte.« Eine hohe Standuhr in der Ecke schlug, und Markby zuckte zusammen. Mrs. Archibald zog ein Taschentuch aus der Rocktasche und wischte sich damit über das Gesicht.
    »Ich komme einfach nicht zurecht mit dem warmen Wetter.« Bevor er ihr Haus betreten hatte, war ihm der Tag eigentlich nicht sonderlich warm vorgekommen. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, doch das Wetter war trüb. Jetzt verstärkte sich sein Unbehagen. Wie luftleer das kleine Zimmer doch war, die winzigen Fenster fest geschlossen, und dieser schale, abgestandene Geruch, der alles durchdrang.
    »Kannten sie den ein oder anderen von Kimberleys Freunden?«, erkundigte sich Markby verbissen. Mrs. Archibald lehnte sich in ihrem Sessel zurück, stützte die fleischigen Hände auf die Lehnen und starrte Markby an. Ihre Augen standen ein wenig vor.
    »Verschlagen, das war sie. Hat Joan nie ein Wort gesagt. Die arme Joan, sie hat sich so schreckliche Sorgen um das Kind gemacht. Hat immer befürchtet, dass es wie seine Mutter werden könnte. Ich war nicht überrascht, als Kimberley durchgebrannt ist. Ein Mann hat dahinter gesteckt, ganz bestimmt hat er das.«
    »Sie wissen nicht zufällig, welcher Mann?« Erneut starrte sie ihn an, während sie schnaufend atmete. Ihr massiger Busen hob und senkte sich, und damit einhergehend rasselten ihre Lungen. Sie schien sehr krank zu sein.
    »Könnte jeder gewesen sein.

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